Millionen Schnittblumen gehen jeden Tag über den Ladentisch: Rund 40 Euro geben die Deutschen im Jahr dafür aus. Ein Großteil der Blumen kommt vor allem aus Holland, Ecuador, Simbabwe und Kenia. Nur 13 Prozent der in Deutschland gekauften Blumen werden auch hierzulande angebaut!
Tatsächlich legen unzählige Schnittblumen tausende von Kilometern quer über den Erdball zurück, bevor Sie bei dem Floristen unseres Vertrauens landen. In Kenia zum Beispiel werden Millionen Schnittblumen angebaut (95 Prozent des Blumenanbaus des Landes sind für den Export bestimmt) und verschickt - auch nach Europa. In dem afrikanischen Staat werden die Blumen in riesigen Farmen gezogen. Dort herrschen oft menschenunwürdige Arbeitsbedingungen: Die Löhne reichen kaum zum Überleben, die Arbeiter haben keine geregelten Arbeits- und Pausenzeiten, vor allem Frauen werden diskriminiert und es ist oft kein ausreichender Schutz vor den meist verwendeten giftigen Pestiziden vorhanden. Weil sie tagtäglich aggressiven Chemikalien ausgesetzt sind, haben die Arbeiter mit Krankheiten wie Hautausschlägen, Krebs, Augen- und Lungenleiden, Fehlgeburten oder Missbildungen ihrer Säuglinge zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund sehen die Blumen in der Vase auf unserer Fensterbank schon viel weniger schön aus - oder?
Es stellt sich die Frage, welchen ökologischen und moralischen Preis man für einen hübschen Blumenstrauß zu zahlen bereit ist. Am längsten halten sich die schönen Blumen ohnehin im Garten. Falls Sie auf ein paar frische Blumen in der Vase dennoch nicht verzichten wollen, hier ein paar Einkaufstipps für die für Mensch und Umwelt harmlosesten Alternativen.
Blumen aus ökologischem Landbau
Die umweltfreundlichste Alternative zu den eingefolgenen Schnittblumen kommt aus dem ökologischen Landbau, am besten von einem Anbieter aus Ihrer Region. Dabei wird darauf geachtet, sowohl beim Anbau als auch beim Transport die natürlichen Ressourcen zu schonen und keinen Raubbau zu betreiben. Die Saison der Freiland-Blumen dauert von Ende April bis Anfang November. Ökologischer Landbau bedeutet, dass die Blumen auf unbehandeltem Boden angebaut werden. Der Boden wird nur mit natürlichen Hilfsmitteln wie Hornmehl oder Komposterde gedüngt. Die Blumen werden auch nicht mit chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln gespritzt. Im ökologischen Landbau werden Schädlinge also nicht mit der Chemiekeule bekämpft. Das Ziel ist vielmehr, schon vorbeugend den Befall der Beete mit Schädlingen zu verhindern. Dazu dienen zum einen gute hygienische Bedingungen und zum anderen der gezielte Einsatz von Insekten, die zum Beispiel Blattläuse fressen.
Aufgrund der biologischen Anbauweise können natürlich nicht alle aus dem klassischen Blumenhandel gewohnten Sorten angeboten werden. Es werden heimische Blumenarten wie Sonnenblumen, Dahlien, Astern, Malven, Glockenblumen, Lilien, Rittersporn, Stiefmütterchen und Lobelien verkauft.
Diese Blumen tragen das sechseckige, staatliche Biosiegel. Sie dürfen auch mit den Begriffen "ökologisch" oder "biologisch" gekennzeichnet werden. Jedes Produkt aus ökologischem Anbau muss mit einer EG-Kontrollnummer gekennzeichnet sein. Noch strengere Richtlinien haben sich verschiedene Anbauverbände selbst gegeben, die sich dem ökologischen Anbau verschrieben haben, dazu gehören unter anderem "Naturland", "Bioland", "Demeter" und "Biopark". Die nach den jeweiligen Richtlinien produzierten Blumen haben eine Kennzeichnung des betreffenden Anbauverbandes. Die Anbaubetriebe befinden sich meist in der Nähe der Blumenhändler. Inzwischen gibt es in fast jeder größeren Stadt bereits Blumenhändler, die sich auf Blumen aus ökologischem Anbau spezialisiert haben. Häufig sind Bio-Blumen auch auf Wochenmärkten erhältlich.
Blumen mit FLP-Siegel
Die Blumen aus ökologischem Landbau haben ausländische Verwandte: Die tragen das FLP-Siegel. FLP bedeutet "Flower Label Program". Gegründet wurde es von dem Dachverband Deutscher Floristen, terre des hommes, Brot für die Welt, dem Blumen-Großhandels- und Importverband und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Blumen mit diesem Label stammen aus fairem Handel. Sie sind unter sozialen Bedingungen ohne Einsatz von giftigen Pestiziden angebaut worden. Diese Blumen werden meist von großen Blumenfarmen, zum Beispiel auch in Afrika, verkauft. Die Betreiber der Farmen verpflichten sich, ihren Mitarbeitern menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu gerechten Löhnen zu ermöglichen. Die Arbeitgeber müssen verlässliche Beschwerdestellen für die Arbeitnehmer einrichten. Außerdem müssen biologische Mindeststandards eingehalten werden. Die FLP-zertifizierten Betriebe werden von unabhängigen Gutachtern aus den betreffenden Ländern regelmäßig auf die Einhaltung der Richtlinien hin kontrolliert. Wer die Kontrollen nicht durchführen lässt, dem wird das Siegel wieder entzogen. Die Ökobilanz solcher Blumen ist, allein durch die langen Transportwege, natürlich schlechter als diejenige inländischer Bio-Blumen.
Das grüne Zertifikat
Wer mit diesem Siegel des Berufsverbandes Zierpflanzen Deutschland ausgezeichnet ist, produziert nach umweltfreundlichen Bedingungen: Die Träger dieses Siegels haben sich verpflichtet, folgende Richtlinien einzuhalten: Diese Betriebe setzen Dünger und Substrate ein. Dabei muss jedoch die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten bleiben. Im Gegensatz zum ökologischen Landbau ist diesen Betrieben der Einsatz von Chemie erlaubt, er soll allerdings auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Abfall soll vermieden und nach Möglichkeit recycelt und der Energieverbrauch sowie Schadstoffausstoß sollen minimiert werden. Auch der Grundwasserschutz hat bei diesem Anbau einen hohen Stellenwert. Auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen wird verzichtet.
Fazit
Ohne schlechtes Gewissen können Sie Ihr Heim mit Blumen aus ökolgischem Landbau verschönern. Der etwas höhere Preis ist im Hinblick auf den Nutzen für Mensch und Natur auf jeden Fall gerechtfertigt.
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