Fakt ist: Viele Menschen hierzulande denken durchaus umweltfreundlich. Sie ziehen die Äpfel aus dem Alten Land (südlich von Hamburg) denen aus Neuseeland vor und statt der chinesischen Birne werden diejenigen aus heimischer Produktion in den Einkaufskorb gepackt. Schließlich ist doch allgemein bekannt, dass der durch lange Transportwege bedingte CO2-Ausstoß der Klimakiller Nummer Eins ist, oder nicht? Heimische Produkte scheinen im Zweifel immer die umweltfreundlichste Alternative zu sein. Das entspricht jedoch nicht immer den Tatsachen. Der wachsame Verbraucher muss nämlich außer dem Transportweg auch andere Faktoren wie die Lagerung der Lebensmittel sowie die verwendeten Transportmittel in seine Überlegungen einbeziehen.
Lebensmitteltransport und Transportmittel
Grundsätzlich ist es richtig, dass der Transport von Lebensmitteln deren Klimabilanz verschlechtert. Trotzdem haben Früchte, die per Schiff aus Neuseeland nach Deutschland gefahren werden, keinen höheren CO2-Ausstoß verursacht, als ihre einheimischen Verwandten. Was die neuseeländischen Äpfel während des Transports ausstoßen, machen die einheimischen Äpfel nämlich bei der Lagerung wieder wett.
Noch viel schlechter als bei Früchten sieht die Klimabilanz von Fleisch– und Milchprodukten aus. Das von Wiederkäuern und anderen Tieren ausgestoßene Methangas ist nämlich noch ein viel wirksamerer Klimakiller als CO2. Ganz zu schweigen von den großen Flächen der letzten bestehenden Regenwälder, die seit Jahren für den Anbau von Futter oder als Weideland abgeholzt werden. Nach Informationen des Weltklimarates sollen diese Faktoren zu 15 bis 35 Prozent für den weltweiten CO2- Ausstoß verantwortlich sein.
Für dieses Problem gibt es nur eine Lösung: Verzichten Sie öfter mal auf das Steak, greifen Sie stattdessen häufiger zu Obst und Gemüse (das ist sowieso gesund)! Pro Kilogramm haben Obst und Gemüse jeglicher Herkunft nämlich eine bessere Ökobilanz als Fleischprodukte. Dazu müssen Sie nicht gleich zum Vegetarier werden: Einfach etwas weniger Fleisch zu essen, hilft auch schon weiter. Sie können außerdem darauf achten, nicht zu oft zu Rindfleisch zu greifen. Dessen CO2-Bilanz ist mit etwa 13 Kilogramm CO2 pro Kilogramm nämlich viermal so hoch wie diejenige von Geflügel- oder Schweinefleisch. Ähnliches gilt auch für andere tierische Produkte wie Joghurt, Milch und Käse. Dagegen haben Kartoffeln nur 200 Gramm CO2 pro Kilogramm im Gepäck, frisches Gemüse sogar nur 150 Gramm.
Vorsicht: Eine bessere Klimabilanz als Fleisch und Wurst hat Gemüse jedoch nur, solange es frisch und weder tiefgefroren noch weiterverarbeitet ist. Werden Kartoffeln nämlich aufwendig zu fertigem Püree verarbeitet, sieht ihre Klimabilanz mit vier Kilogramm CO2 pro Kilogramm Kartoffeln schon deutlich schlechter aus. Generell gilt: Tiefgefrorenes und Weiterverarbeitetes haben im Gegensatz zu frischen Produkten einen stark gesteigerten CO2-Ausstoß zur Folge. Dabei ist der schlimmste Klimakiller von allen anscheinend der Käse mit 8,3 Kilogramm CO2 pro Kilogramm.
Nach britischem Vorbild wollen jetzt auch die ersten deutschen Unternehmen, darunter Tchibo, die Deutsche Telekom, Frosta, Tetra Pak und Henkel ihre Produkte mit dem für die Produktion und den Transport verursachten CO2-Ausstoß kennzeichnen. In Großbritannien ist dieses System schon länger gängig. So kann der Verbraucher leichter eine bewusste Entscheidung für den Klimaschutz treffen.
Übrigens: Die Deutschen decken in etwa 39 Prozent ihres Energiebedarfs mit tierischen Produkten. Nach Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten es jedoch nicht mehr als 25 Prozent sein. Im Gegensatz dazu deckt der Italiener seinen Kalorienbedarf nur zu vorbildlichen 25 Prozent mit tierischen Produkten. Versuchen Sie doch einfach, diese Zahl in Ihrem persönlichen Ernährungsplan auch zu erreichen. Wer tierische Lebensmittel auf seinem Speiseplan reduziert und saisonales Gemüse aus der Region ohne lange Transportwege oder Lagerzeiten bevorzugt, kann seine persönliche CO2-Bilanz allein durch veränderte Ernährungsgewohnheiten deutlich reduzieren. Damit wäre schon ein wenig für unsere Natur getan und mediterrane Ernährung ist schließlich lecker, oder?