Mit YaaCool spricht die aus dem TV bekannte Starköchin Sarah Wiener über ihre "Sarah Wiener Stiftung - Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen", über Gier und Völlerei, den Unterschied zwischen Bioware aus dem Fachhandel und dem Supermarkt und erklärt, dass es Tütensuppen und zuckerhaltige Industrielimonade nicht mehr zu kaufen gäbe, wenn sie an der Macht wäre.
YaaCool: Sarah Wiener, lassen Sie sich gern bekochen? Oder bekochen Sie lieber andere?
Sarah Wiener, TV-Köchin: Ich lasse mich gern bekochen, wenn es schmeckt. Aber ich bekoche natürlich auch gern andere (lacht).
Kann Ihr Sohn kochen?
Sarah Wiener: Mein Sohn kann sogar sehr gut kochen!
Wo und wie essen Sie am liebsten?
Sarah Wiener: Ich esse am liebsten im Sitzen, und da, wo es schön ist.
Kochen Sie lieber nach Rezept oder "frei Schnauze"?
Sarah Wiener: Meist koche ich frei Schnauze. Manche Gerichte kann man aber nicht ohne Rezept kochen.
Wie kommen Sie auf neue Rezeptideen?
Sarah Wiener: Auf neue Rezeptideen komme ich durch meine zahlreichen Reisen.
Was war das Leckerste, das Sie je gegessen haben?
Sarah Wiener: Himmel, da gab es sehr viel ... (lacht)
Dann versuche ich es mal mit dieser Frage: Gibt es etwas, das Sie gar nicht kochen können oder mögen?
Sarah Wiener: Sicher, wenn ich etwas noch nie gesehen habe und ich das Rezept nicht kenne. Persönlich bin ich kein Fan von Innereien.
Und jetzt bitte mal ganz spontan: Nennen Sie mir bitte ein gutes Rezept für ein Salatdressing!
Sarah Wiener: Ganz spontan nehmen Sie: Zitronensaft, Öl, Knoblauch, Salz, Pfeffer und Senf.
Was gibt es an einem Allerweltsmontag bei Ihnen zum Frühstück, was steht sonntagmittags auf Ihrem Tisch und was haben Sie letzten Donnerstag zu Abend gegessen?
Sarah Wiener: Sie wollen es aber genau wissen. Der Morgen fängt mit grünem Tee oder frischem Ingwertee an. Danach wird geschlemmt, wenn die Zeit es zulässt. Am Abend koche ich oft selbst. Egal, wo ich esse, ist es mir sehr wichtig, dass es keine stark verarbeiteten Fertigprodukte und Speisen, bei denen man das Etikett nicht versteht, sind.
Da sind wir schon beim nächsten Thema: Wo kauft Sarah Wiener ein, um ihren ganz privaten Kühlschrank zu füllen und worauf achten Sie dabei?
Sarah Wiener: Ich kaufe am liebsten auf Bio-Märkten und in Bio-Läden oder direkt bei kleinen Produzenten ein, vor allem regionale und saisonale Produkte.
Wenn Sie die Macht hätten: Welches Lebensmittel, welches Getränk würden Sie aus den Supermärkten dieser Welt verschwinden lassen und warum?
Sarah Wiener: Ich würde Tütensuppen und Palatschinken aus der Tube verschwinden lassen, sowie alle zuckerhaltigen, industriell gefertigten Limonaden mit Zusatzstoffen.
Sarah Wiener, Sie wollen mit Ihrer "Sarah Wiener Stiftung – Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen" gesunde Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen fördern. Beschreiben Sie kurz, was die Eckpfeiler einer solchen vernünftigen Ernährung sind!
Sarah Wiener: Die Eckpfeiler einer vernünftigen Ernährung sind frische, abwechslungsreiche und regionale Produkte für Speisen und Getränke. Außerdem wäre es nicht verkehrt, Völlerei und Gier in Grenzen zu halten.
Schildern Sie uns bitte, was Ihre Stiftung unternimmt, um Kinder und Jugendliche mit gesunder Ernährung bekannt und vertraut zu machen!
Sarah Wiener: Wir bilden Lehrer weiter, führen nachhaltige Kochkurse in Kindergärten und Grundschulen durch und organisieren Exkursionen auf Bio-Bauernhöfe.
Wie können sich interessierte Schulen oder Kitas um die Teilnahme an solchen Programmen bewerben?
Sarah Wiener: Wir sind eine Stiftung, die auf Spenden angewiesen ist, wir können also nur immer nach unserem Budget unterstützen. Interessierte Schulen und Kitas können sich gern über unsere Website bewerben:
www.sarah-wiener-stiftung.org
Wie können Eltern ihre Sprösslinge nachhaltig mit vernünftigen Ernährungsgewohnheiten ausstatten?
Sarah Wiener: Eltern sollten gute Essgewohnheiten einfach vorleben.
Und wenn es jetzt um konkrete Menüvorschläge ginge: Wie sähe ein Frühstück, eine Kita- oder Schulbrotzeit aus? Und was beinhalten vernünftige Mahlzeiten zu Mittag und zu Abend?
Sarah Wiener: Wenn Sie selber mit frischen Produkten achtsam kochen, können Sie kaum etwas falsch machen.
Was können Eltern tun, deren Kinder nach der Schule allein zu Hause ankommen und sich naturgemäß auf alles in ihren Augen Essbare stürzen, das sie erreichen? Sollte man beispielsweise Vorgekochtes zum Aufwärmen bereit stellen?
Sarah Wiener: Ja, Vorgekochtes zum Aufwärmen bereit zu stellen, ist eine gute Lösung. Oder Sie können beispielsweise einfach ein Bauernbrot mit Käse und frischem Obst vorbereiten.
Wie lautet Ihr wichtigster Rat an Eltern, die ihre Kinder gesund ernähren möchten?
Sarah Wiener: Kaufen Sie keinen Mist ein, dann ist er zuhause auch nicht für Kinder in Griffnähe.
Für wie wichtig halten Sie gegebenenfalls Anbau, Aufzucht und Herkunft von Lebensmitteln? Muss immer alles bio-besiegelt sein, was Eltern ihren Kindern vorsetzen?
Sarah Wiener: Das Biosiegel ist das am stärksten kontrollierte Siegel im Lebensmittelsektor. Trotzdem muss man sagen: bio ist nicht gleich bio.
Und macht es für die Starköchin Wiener einen Unterschied, ob Zutaten aus dem "schnöden" Bioregal eines Supermarktes oder eines Bioladens kommen?
Sarah Wiener: Ich versuche prinzipiell, schon allein wegen der Diversität, nicht bei Monopolisten einzukaufen.
Glauben Sie, dass wir in unserer schönen reichen Welt alle zuviel und vielleicht auch zuviel Falsches essen und trinken?
Sarah Wiener: Ich darf an dieser Stelle Gandhi zitieren: "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier".
Sie haben bereits einige kulinarische Abenteuer hinter sich: Was können wir Deutschen in Sachen vernünftige Ernährung von Franzosen, Italienern oder Marokkanern lernen?
Sarah Wiener: Wir können immer etwas von anderen lernen, das schafft Bewusstsein: Der Mensch ist, was er isst.
Als Verbraucher muss ich mich auf die mehr oder weniger aussagekräftige Kennzeichnung der Lebensmittel durch die Hersteller verlassen. Ganz ehrlich: Oft fühle ich mich beim Kauf unsicher, obwohl ich seit Jahren sehr bewusst Zutatenlisten lese. Wie setzen Sie beispielsweise Ihr Prinzip "Haushalt ohne Genfood" konkret um? Welchen Qualitätssiegeln vertrauen Sie?
Sarah Wiener: Das geht natürlich am besten, wenn Sie die Produzenten der Lebensmittel, die Sie kaufen, selbst kennen und nur solche Produkte nutzen. Ansonsten kann man sich natürlich kundig machen, sich informieren und sich austauschen. Essen und Kochen sollte aber immer und zuallererst Spaß machen – und uns lustvoll nähren.
Vielen Dank, Sarah Wiener, für Ihre offene und ehrliche Meinung, die Sie uns hier aufgetischt haben!
Zur Person: Sarah Wiener
Die mehrfach preisgekrönte Köchin Sarah Wiener wurde am 27. August 1962 in Halle/Westfalen geboren. 1999 eröffnete sie in Berlin ihr erstes Restaurant, inzwischen betreibt die Unternehmerin vier Restaurants in Berlin sowie ein Event-Catering in Berlin und Hamburg - mit insgesamt mehr als 100 Mitarbeitern. Sarah Wiener ist seit ihrem ersten Fernseh-Auftritt als Mamsell in der Dokumentationsreihe "Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus" (ARD 2004) regelmäßig im TV präsent. Die Starköchin ist mit dem deutschen Schauspieler Peter Lohmeyer verheiratet. Sie ist Autorin zahlreicher (Koch)Bücher, gerade erschien "La Dolce Wiener. Süße Verführungen von Apfelstrudel bis Zimtschnecken" im Verlag Droehmer/Knaur. Die Wiener engagiert sich nicht nur für ihre "Sarah Wiener Stiftung - Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen" sondern auch für Projekte wie "Haushalt ohne Genfood", "artgerechte Tierhaltung" und andere. Seit heute gibt es auch ein PC-Spiel "Das große Sarah Wiener Kochspiel" (für das sich auch die Techniker Krankenkasse engagiert), das Kindern zeigen soll, wie viel Spaß gemeinsames Kochen macht, und ihre Lust auf gesundes Essen wecken soll.