Die Zeiten, in denen mit "öko" gleichzeitig altbacken gemeint war, sind glücklicherweise vorbei: Umweltbewusstsein ist angesagt. Es ist in jeder Hinsicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Diese Entwicklung lässt sich auch in der Modebranche nachvollziehen: Von einigen ambitionierten Modedesignern wie Stella McCartney auf die Laufstege der Haute Couture gebracht, hat die Ökomode sich ihren Weg bis in die Geschäfte der großen Bekleidungsketten gebahnt.
H&M macht in Bio
Als einer der größten Vertreter des modischen Mainstreams hat sich inzwischen auch der Bekleidungsriese H&M umweltfreundliche Mode auf die Agenda geschrieben. Nachdem Versuche mit zwei Bio-Linien Mitte der 90er-Jahre floppten, scheint die Zeit reif für einen Neustart gewesen zu sein. H&M weiß, was bei seiner zumeist jungen Kundschaft angesagt ist: Ihre Vorbilder sind Leonardo DiCaprio (der sich ein Hybridauto gekauft hat und Al Gore dabei half, seinen Film "Eine unbequeme Wahrheit" zu promoten), Cameron Diaz oder Gwyneth Paltrow, die sich dem gesunden, nachhaltigen Lebensstil verpflichtet fühlen, dessen Anhänger unter dem Begriff "Lohas" (lifestyle of health and sustainability) zusammengefasst werden. Sie wollen die Umwelt schützen und für ihre Bio-Kleider sollen weder Kinder arbeiten noch Arbeiter ausgebeutet werden – schick sollen die Klamotten natürlich trotzdem sein.Von diesen Vorbildern mitgerissen, greift auch bei den jungen Hollywoodfanatikern das grüne Bewusstsein um sich.
Die erste Kundengruppe, der sich H&M gewidmet hatte, waren die in Sachen Bio aufgeklärten Mütter, die für ihre Babys Natürliches und nur das Beste wollen. Mit einer Babykleidungslinie traten die Bioklamotten im Jahr 2005 ihren Siegeszug in der Textilkette an. Inzwischen sind auch für Erwachsene Klamotten aus "Organic Cotton" erhältlich. Doch wieder einmal gilt es, Skepsis zu zeigen: Denn die Biobaumwolle ist eben nicht alles, was in einem T-Shirt steckt.
Was bedeutet "Organic Cotton?"
Gut zu wissen: Die Kleidung ist bei H&M häufig nicht zu 100 Prozent aus "Organic Cotton". Wie hoch der Prozentsatz an verwendeter Biobaumwolle ist, können Sie hinten auf den Schildern der damit ausgezeichneten Klamotten nachlesen. Nach eigener Aussage plant H&M, auch in den konventionellen Kollektionen möglichst noch fünfzig Prozent mehr "Organic Cotton" zu verwenden, wobei das Unternehmen schon im Jahr 2008 rund 3.000 Tonnen Biobaumwolle verarbeitet hat. Darüberhinaus sollen seit dem Frühjahr 2009 auch Kleidungsstücke aus alten PET-Flaschen und recycelten Stoffstücken angeboten werden.Für die Bezeichnung "Bio" legt H&M die Kriterien der EU-Verordnungen zu Grunde. Das bedeutet, die Baumwollfaser darf nur aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, es dürfen keine Chemikalien verwendet werden, um die Baumwolle von den Pflanzen zu trennen und Pestizideinsatz muss ausgeschlossen werden. Dass gentechnisch veränderte Baumwollpflanzen verwendet werden, ist jedoch nicht ausgeschlossen. Die Arbeiten zur Gewinnung der Biobaumwolle müssen außerdem gesundheitlich und finanziell unter gesetzlichen Mindeststandards stattfinden.
Der Haken: Die Bezeichnung "Bio" gilt eben nur für de Baumwollfaser. Sie sagt nichts über die Weiterverarbeitungsprozesse wie das Färben und die dazu verwendeten Farbstoffe aus. Daher können auch die Kleidungsstücke aus Biofasern durchaus chemische Rückstände enthalten. Hinzu kommen Fäden zum Nähen, Knöpfe und anderes mehr.
Einen weiteren Haken hat die international produzierte Biobaumwolle darüber hinaus: H&M verbietet seinen Zulieferern Kinderarbeit, stellt Mindestanforderungen an Abfallentsorgung und den Schutz vor Chemikalien. Die Lieferanten müssen sich ansonsten aber nur verpflichten, hinsichtlich des Arbeits– und Umweltschutzes die jeweiligen nationalen Gesetze einzuhalten. Dass es damit in vielen Ländern noch nicht besonders weit her ist, ist leider eine Tatsache. So deckte das Fernsehmagazin "Report Mainz" Missstände in einer der Zuliefererfirmen H&Ms in Bangladesh auf. Dort werden die Arbeiter mit Hungerlöhnen von vierzig Euro im Monat abgespeist, sie werden zu Akkordarbeit, teilweise über mehrere Tage, gezwungen. Auch von Schlägen und sexueller Nötigung ist die Rede. H&M versprach natürlich, sich darum zu kümmern. Die Frage ist, inwieweit das Vorhaben auf Dauer von Erfolg gekrönt ist, zumal die Verantwortlichen bei H&M einräumten, dass es mit diesem Betrieb schon Probleme gegeben habe. Deshalb habe man jetzt eine Beschwerdestelle eingerichtet. YaaCool meint: Bei einem so riesigen, weltumspannenden Unternehmen sollte es doch möglich sein, die Herstellungsbedingungen der eigenen Waren zu kontrollieren!