Das große Geschäft: Historisches zur Gesäßreinigung
Toilettenpapier wie wir es heute kennen, ist in Westeuropa eine relativ neue Entwicklung. Erst im Jahr 1920 sorgte Hans Klenk, seines Zeichens Gründer der ersten Fabrik für Toilettenpapier in Deutschland (Hakle), dafür, dass extra Toilettenpapier hergestellt wurde. Dabei handelte es sich allerdings um ziemlich raues Krepp, das erst Ende der 50er-Jahre von weichem Tissue-Papier aus den USA ersetzt wurde. Im Gegensatz zu Krepp besteht Tissue aus weichem Zellstoff, der in mehreren Lagen übereinander liegt. Bis hierhin war es ein weiter Weg:Die chinesische Hochkultur war Europa auch in Bezug auf Toilettenpapier weit voraus: Die Chinesen (die ja auch schon das Scheibpapier erfanden) benutzten schon vor sechshundert Jahren Klopapier. Für die kaiserliche Familie gab es selbstverständlich eine schickere, nämlich parfümierte Variante.
Zu helfen wussten sich die Menschen in allen Teilen der Welt natürlich auch ohne Klopapier:
Im antiken Griechenland benutzen die Menschen anstelle von Toilettenpapier kleinen flache Scherben aus Stein oder Ton (Autsch!). In Rom ging es dagegen schon etwas angenehmer zu: Die Römer banden Naturschwämme an Stöcke, die sie in Eimer mit Salzwasser tunkten. Im Orient nahm man einfach feinen Sand, um sich damit zu reinigen. Im Süden Amerikas griffen die Menschen zu diesem Zweck zu den Hüllen von Maiskolben. Die alten Germanen behalfen sich mit einer Mischung aus Stroh und Moos (damit haben Frauen auch ihre Regelblutung aufgefangen), während die feinere Gesellschaft bei Hofe doch lieber angefeuchtete Lappen und Tücher benutzte. Unmittelbar vor der Erfindung Hans Klerks schnitten die Menschen in Deutschland alte Zeitungen zurecht, die in der Toilette an einen Bindfaden gehängt wurden.
In anderen Teilen der Welt wird bis heute kaum Toilettenpapier benutzt. In arabischen Ländern wie Algerien verwendet man auch heute zur Säuberung seines Allerwertesten nichts als Wasser.
Aktuelle Studien zur Gesundheit des papiergeputzten Pos
Eine Studie hat ergeben, dass auch gereizte Haut - wie sie es am Hintern nun mal öfters ist - Wasser besser verträgt, als Toilettenpapier: Bei sechzig Prozent der Testpersonen stellte sich durch die Benutzung von Wasser eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden wie Jucken oder Brennen der Haut ein. Die Wissenschaftler erklärten dieses Ergebnis damit, dass die Benutzung von trockenem oder feuchtem Toilettenpapier einerseits eine mechanische Reizung der Haut sei, andererseits könne Toilettenpapier, besonders feuchtes, auch Inhaltsstoffe enthalten, von denen die angegriffene Haut zusätzlich gereizt werde. Feuchtes Toilettenpapier kann demnach potentiell reizende Konservierungsstoffe wie Polyethylenglykol oder Euxyl K 400 enthalten, während sich in Recyclingpapier oft Nickel, Zink oder Chrom finden lassen.Zu dem Ergebnis, dass besonders feuchtes Toilettenpapier viele problematische Inhaltsstoffe enthält, kam auch die Zeitschrift "Ökotest". Gerade Menschen mit empfindlicher oder gereizter Haut greifen häufig zu feuchtem Toilettenpapier. Durch die vielen reizenden Substanzen, die in den Produkten enthalten sind, verschlimmern sich deren Beschwerden jedoch teilweise. Gerade für Menschen mit empfindlicher Haut sind also normales Toilettenpapier oder klares Wasser meist die bessere Alternative. Dr. Bernhard Lenhard, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (Darmerkrankungen), vertritt die Ansicht, dass reines lauwarmes Wasser die ideale Reinigungsmethode ist.
Hintergund: Was ist der Welttoilettentag?
Seit dem Jahre 2001 wird am 19. November der Welttoilettentag (siehe Link unten) begangen. Er wurde erstmals von der Welttoilettenorganisation (siehe Link unten) ausgerufen. Der Jahrestag wird von den Vereinten Nationen mitgetragen. Er soll auf das Fehlen ausreichender hygienischer Sanitäreinrichtungen für laut Wikipedia mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung mit seinen gesundheitlichen und sozio-ökonomischen Folgen, insbesondere den dadurch bedingten Krankheiten aufmerksam machen.Aktuelle Aktionen zum Welttoilettentag: Zwei ausgewählte Beispiele
Der "Tempo"-Taschentuch- und Klopapierhersteller SCA Tissue Europe mit Hauptsitz in München startete gestern laut einer aktuellen Pressemitteilung die "Tempo Hygiene-Initiative" (Link unten). Deren Ziel soll sein, hierzulande "für die Hygieneproblematik zu sensibilisieren und dazu beizutragen, die hygienischen Verhältnisse in Entwicklungsländern zu verbessern. Das erste Projekt im Rahmen der langfristig angelegten Initiative ist eine Kooperation mit der international tätigen, gemeinnützigen Organisation WaterAid. 'Uns war ein seriöser und glaubwürdiger Partner wichtig, der zu SCA und zum Produkt Tempo Toilettenpapier passt', sagt Jochen Sendelbach, Marketingleiter Brand, Region DACH bei SCA. 'Mit WaterAid haben wir die ideale Wahl getroffen: Die Organisation setzt sich bereits seit 28 Jahren für bessere hygienische Bedingungen auf der Welt ein. Und wir wissen genau, wo unsere Spendengelder eingesetzt werden.'"Auch Verbraucher können sich demnach mit einem kleinen Beitrag beteiligen: "Für jede verkaufte Aktionspackung Tempo Toilettenpapier in Deutschland und Österreich spendet Tempo von Mitte November 2009 bis Ende Februar 2010 zehn Cent an den Partner WaterAid", heißt es in der Presseerklärung weiter. "Die Spendensumme kommt anschließend 19 lokalen Projektpartnern von WaterAid in Uganda zugute. 'Auch wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit Tempo Toilettenpapier. Durch die wertvolle finanzielle Unterstützung können wir Menschen in Uganda direkt helfen und erreichen zusätzlich mehr Aufmerksamkeit für die Hygieneproblematik und unsere Arbeit', sagt Barbara Frost, Chief Executive von WaterAid."
Laut der unabhängigen Hilfsorganisation Oxfam "müssen jedes Jahr 1,6 Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen infolge fehlender Sanitärhygiene sterben - 90 Prozent von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren, die meisten in Entwicklungsländern". Unter den Charity-Geschenken der Aktion "OxfamUnverpackt" gibt es "für 36 Euro eine Latrine mit Deckel und Sichtschutz - der stille Ort für die schnelle Nothilfe bei Naturkatastrophen in Entwicklungsländern oder in Flüchtlingslagern", schreibt Oxfam in einer aktuellen Meldung an die Presse.
Und so funktioniert die Oxfam-Aktion: "Der Beschenkte erhält eine witzige Grußkarte mit einem Kühlschrankmagnet, auf dem eine Latrine abgebildet ist. Mit dem Geschenk unterstützt man Nothilfe-Projekte von Oxfam und trägt so nicht nur zur Verbesserung der sanitären Situation in Katastrophen- und Krisengebieten bei, sondern schafft auch Bewusstsein für ein Thema, über das kaum jemand spricht."
In diesem Sinne, denken Sie beim nächsten "großen Geschäft" nicht nur an sich selbst - und handeln Sie anschließend auch für die "Geschäfte" anderer!