Hierzulande ist der Süßstoff Stevia nur wenigen Eingeweihten bekannt. Sie besorgen ihn sich über Internetshops. Aber: Weltweit konsumieren täglich etwa 150 Millionen Menschen das süße Blatt. Japan, kritisch gegenüber künstlichen Süßstoffen, verbrauchte bereits 1981 über 2.000 Tonnen Steviablätter, wird berichtet. Stevia findet sich dort in Produkten wie Zahnpasta, Bonbons, Kuchen und Sofdrinks. In den USA ist Stevia seit 1995 zwar nur als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen, aber mittlerweile in jedem Drugstore und Coffe-Shop zu finden.
Stevia: Gesunde Süße
Stevia ist nicht nur süß, sondern auch gesund. Die Pflanze soll herzstärkend wirken, außerdem gegen Sodbrennen helfen können. Wirklich bemerkenswert ist, dass in Studien blutdrucksenkende, blutzuckersenkende, antimikrobielle und gefäßerweiternde Eigenschaften beobachtet werden konnten. Es klingt zwar wie ein Traum, aber Stevia ist zudem kalorienfrei und auch für Diabetiker geeignet . Das Erstaunlichste an der süßen Pflanze ist aber vielleicht die plaquehemmende Wirkung. Ja, Sie haben richtig gelesen! Stevia ist demnach ein Zuckerersatz, der Karies vorbeugt.Stevia: Verbotene Süße
Bereits im Juni 2008 hatte der UN-Ausschuss Joint Expert Committee on Food Additives (JECFA) die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Stevia-Süßstoff festgestellt. Trotz dieser Tatsache, ihrer gesundheitsfördernden Wirkung und ihrer weiten Verbreitung in Südamerika und Asien ist der Verkauf von Produkten aus der Steviapflanze als Süßstoff in Europa verboten. Die Pflanze wurde von dem verantwortlichen Lebensmittelausschuss der EU nicht zum Verkauf zugelassen. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass die gegenwärtige Informationslage nicht ausreichend sei, um eine umfassende gesundheitliche Unbedenklichkeit der Steviapflanze zu garantieren. Der EU- Ausschuss stützt sich bei dieser Aussage auf Studien, die bereits vor Jahren in den USA durchgeführt wurden. Aus den damaligen Studien an Ratten ging hervor, dass Stevia die Fruchtbarkeit der männlichen Tiere beeinträchtigt hatte. Allerdings betonen einige Experten heute, dass den Ratten so hohe Stevia-Dosen verabreicht wurden, dass ein Mensch täglich die Hälfte seines Körpergewichts an Stevia-Blättern zu sich nehmen müsste, um auf eine vergleichbare Konzentration zu kommen, berichtet die Online-Ausgabe des TV-Magazins sternTV.Bis in die 90er-Jahre konnte man Stevia übrigens hierzulande in Bioläden, Reformhäusern und Teegeschäften kaufen. Heute gilt Stevia in der EU jedoch als "neuartiges Lebensmittel", da die Extrakte der Pflanze unter die strengen Regeln der 1997 erlassenen Novel-Food-Verordnung fallen, schreibt sternTV weiter. Deshalb kann Stevia in der EU erst nach Zulassung in den Handel gelangen. Ein Zulassungsantrag wurde bereits abgelehnt. In vielen Ländern der Welt (außer Israel, Brasilien, Neuseeland, Australien, China, Südkorea, Thailand und Japan) darf Stevia nicht eingesetzt werden. Auch in den USA ist Stevia als Süßstoff verboten. Es darf dort nur als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. In der EU und damit auch in Deutschland ist es untersagt, Stevia in welcher Form auch immer als Süßstoff in den Verkehr zu bringen.
Zulassung in Sicht?
Um einen neuen Lebensmittelzusatz einzuführen, muss ein Antragsteller umfangreiche Unbedenklichkeits-Studien vorlegen, die beweisen, dass das Mittel für den Verbraucher unschädlich ist. Solche Studien kosten sternTV zufolge zwischen fünf und 50 Millionen Euro und sind extrem umfangreich. Untersucht wird dabei zum Beispiel, ob das Produkt krebserregend ist, die Fruchtbarkeit beeinträchtigt oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit von Allergien ist, wenn man es zu sich nimmt. Für die Freigabe des Produkts ist dann die EU-Kommission in Brüssel verantwortlich, die wissenschaftliche Unterbehörde "Efsa" (European Food Savety Authority) muss aber vorher die Anträge überprüfen. Momentan befindet sich die EU-Kommission in der weiteren Entscheidungsphase zu Stevia. Mit einer Zulassung oder einem Verbot von Stevia sollte nicht vor 2010 gerechnet werden.
Nicht alle wünschen sich die Zulassung von Stevia herbei wie Diabetiker oder Menschen, die Süßes lieben, aber nicht ungesund leben möchten. Möglicher Grund: Der Weltzuckerverbrauch liegt bei rund 150 Millionen Tonnen jährlich, das entspricht einem Umsatz von mehr als 60 Milliarden Euro. Die Hersteller und Händler herkömmlichen Zuckers haben vielleicht Angst um ihren Profit?