Paraffin, Stearin und Bienenwachs
Für die Kerzenherstellung war in vergangenen Jahrhunderten Bienenwachs die Hauptrohstoffquelle. Im Zuge der industriellen Entwicklung wurde dann auf Paraffinrohstoff aus fossilen Quellen umgestellt. Rund 100.000 Tonnen Kerzen werden heute in Deutschland jährlich produziert. Etwa 95 Prozent bestehen dabei aus Paraffin. Bienenwachskerzen sind heute nur noch eine Randerscheinung. Relativ neu sind Kerzen aus Stearin, die oftmals als Biokerzen deklariert werden.Paraffinkerzen: Das müssen Sie wissen
Paraffin wurde zwischen 1830 und 1840 erstmals für die Kerzenherstellung eingesetzt, es wird aus Erdöl gewonnen. Die von der Kerzenflamme erreichte Hitze genügt allerdings nicht, um die in Paraffin enthaltenen Stoffe vollständig zu verbrennen. Wie Forscher beim Abbrennen solcher Kerzen in geschlossenen Räumen feststellten, entweichen stattdessen etliche bedenkliche Substanzen in die Raumluft, darunter Alkane, Alkene, Ketone, Toluol oder Benzol. Die meisten allergenisierenden, erbgutschädigenden oder auch krebserregenden Stoffe gelangen allerdings über Farben, Lacke und Duftmittel in die Kerzen - darunter Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen und Flammschutzmittel. Der sporadische Gebrauch von Paraffinkerzen gilt aber als unbedenklich. Paraffinkerzen jahrelang jeden Tag anzuzünden oder regelmäßig im unbelüfteten Bad um die Badewanne aufzustellen, kann allerdings schwerwiegende Probleme verursachen. Dazu zählen allergische Ekzeme, Irritationen der Atemwege oder Asthma bis hin zu Lungenkrebs.Außerdem ist die Klimabilanz von Erdölprodukten negativ. So emittiert eine Tonne aus Erdöl gewonnener Kohlenstoff mehr als 3,5 Tonnen Kohlendioxid (<https://www.yaacool.com/index.php?id=435sub>2). Dies bedeutet, dass das Verbrennen von 150.000 Tonnen Paraffinkerzen alleine in Deutschland jährlich rund 525.000 Tonnen CO2 freisetzt.
Stearin: Eine bessere Alternative zu Paraffin?
Stearinkerzen sollen eine Alternative zu solchen aus Paraffin sein und werden oft als "Biokerzen" bezeichnet. Stearinkerzen verursachen beim Abbrennen weniger Ruß als die wesentlich stärker verbreiteten Paraffinkerzen und damit auch weniger Schadstoffe. Stearin wird meist aus pflanzlichen und somit nachwachsenden Rohstoffen – Palm- und Kokosöl - gewonnen und kann im Gegensatz zum Paraffin als CO2-neutral gelten. Minuspunkte sammelt Stearin, weil für Kokos- und Palmölplantagen tropischer Regenwald gerodet (meist: Brandrodung) wird. Indonesien setzt alleine mit der Urwaldvernichtung pro Jahr circa 2,6 Milliarden Tonnen CO2 frei – das ist mehr als der gesamte CO2-Ausstoß von Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Außerdem dienen die Palmfrüchte in ärmeren Ländern als Lebens- sowie Futtermittel und beinhalten weitere negative Klimaeffekte aufgrund Rodung, Anbau, Verarbeitung und Transport. Als Biokerzen dürfen daher nur Stearinkerzen bezeichnet werden, die aus nachhaltig angebautem Palmöl hergestellt werden. Die Produktion nach RSPO-Richtlinien (Englisch: "Roundtable on Sustainable Palm Oil", Deutsch: "Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl" unter Beteiligung des WWF) bietet hierfür einen Anhaltspunkt. Wichtig: Synthetische Farbstoffe oder Duftstoffe in Stearinkerzen sind genauso schädlich wie in Paraffinkerzen.Biokerzen aus Bienenwachs?
Bienenwachs ist ein Stoffwechselprodukt der Honigbiene. Da die Wachserzeugung der Bienen geringer ist als die von Honig, steht dieser Kerzenrohstoff auch nur begrenzt zur Verfügung und deshalb ist es auch der teuerste Kerzenrohstoff. Bienenwachskerzen werden außerdem meist in Handarbeit hergestellt. Man fertigt sie durch "Ziehen" oder "Tauchen". Dabei zieht man den Docht immer wieder solange durch die erwärmte Wachsmasse oder taucht ihn hinein, bis die Wachsschicht die gewünschte Dicke erreicht hat. Daneben gibt es aus Bienenwachsplatten gerollte Kerzen mit sechseckiger Wabenstruktur.Bienenwachskerzen können auf synthetische Duftstoffe und Farbstoffe verzichten, denn sie riechen schon ganz natürlich angenehm nach Honig und haben eine goldgelbe Färbung. Manchmal findet man allerdings auch elfenbeinfarbene Bienenwachskerzen. Dann wurde das Wachs entweder mit Wasserstoffperoxid oder Bleicherde entfärbt.
Gut zu wissen: Konventionelle Bienenwachskerzen sind oft mit Pestiziden und Arzneimitteln belastet, die durch Abbrennen freigesetzt werden. Auch hier gilt: Kaufen Sie am besten Bienenwachskerzen in gesundheitlich unbedenklicher Bioqualität!
Fazit: Für Klima und Gesundheit lohnt es sich, weniger aber dafür qualitativ hochwertige Kerzen aus Bienenwachs oder nachhaltig produziertem Stearin zu verwenden.
Zu guter Letzt: YaaCool-Tipp zur Reduzierung des Kerzenverbrauchs:
Plaziert man Kerzen vor einem Spiegel, wird's gleich um ein Vielfaches heller!