Verbraucher sind zunehmend verunsichert darüber, wie gesundheitsverträglich konventionell hergestellte Möbel sind: Viele Holz- oder Polstermöbel enthalten Schadstoffe wie Formaldehyd oder Flammschutzmittel. Sind Öko-Möbel eine Alternative?
Otto Bauer, Geschäftsführer der ÖkoControl GmbH, Europäischer Verband ökologischer Einrichtungshäuser e.V., erklärt im Interview mit YaaCool, was Bio-Möbel von konventionellen Einrichtungsgegenständen unterscheidet – und warum sie die Wohnqualität steigern können.
YaaCool: Herr Bauer, was bedeutet für Sie Wohnqualität?
Otto Bauer, Geschäftsführer der ÖkoControl GmbH: Wohnqualität bedeutet Geborgenheit, sich wohl fühlen ohne Belastung durch Umweltgifte - und einfach die Seele baumeln lassen.
Lohnt sich der Kauf von Bio-Möbeln? Welche Anforderungen müssen Möbel ganz generell erfüllen, um als ökologisch zu gelten?
Otto Bauer: Natürlich lohnt sich der Kauf von Biomöbeln! Diese bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und belasten bei der Produktion nicht die Umwelt. Außerdem reinigen sie die Luft in den Räumen, denn die Oberfläche von Öko-Möbeln aus Holz wird nicht mit Lack versiegelt, sondern nur mit natürlichen Lasuren, Wachsen und Naturharzölen behandelt. So kann die offenporige Oberfläche Schadstoffe filtern und die Luftfeuchtigkeit regulieren. Zudem sind alle unsere Möbel schadstoffgeprüft. Das alles erhöht die Wohnqualität erheblich!
Was bedeutet das konkret für Möbel aus Holz? Woher stammen die Hölzer, die für Bio-Möbel verwendet werden dürfen?
Otto Bauer: Das verwendete Holz kommt, wenn immer es möglich ist, aus nachhaltiger Forstwirtschaft, zumeist aus Europa. So sind auch die Transportwege kürzer. Außerdem bevorzugen wir Holz, das nach den weitergehenden Kriterien des FSC und dem Naturland Verband e.V. zertifiziert ist.
Was sind ökologische Alternativen bei Polstermöbeln oder Matratzen?
Otto Bauer: Wir verfügen über ein schönes Sortiment an Polstermöbeln und Matratzen, die aus ökologischen Materialien hergestellt werden: Unser Latex wird aus 100 Prozent Naturkautschuk gefertigt, die Stoffe sind naturbelassen und aus kontrolliert biologischem Anbau, ebenso das Holz. Synthetische Materialien sind nicht erlaubt.
Werden auch spezielle Öko-Möbel für Kinder hergestellt?
Otto Bauer: Wir selbst produzieren keine Kindermöbel, dies übernimmt eine Werkstatt für Lebenshilfe, in der behinderte Menschen beschäftigt werden und nach unseren Kriterien Möbelstücke anfertigen. Das freut mich doppelt, da es auch den Aspekt der Sozialverträglichkeit beinhaltet!
Wir haben außerdem im Sommer drei Diplomanten der Hochschule Zwickau/Schneeberg mit 4.000 Euro gefördert, die Kindermöbel nach unseren Kriterien entworfen haben. Dieses Projekt werden wir auch auf der Internationalen Einrichtungsmesse 2010 in Köln präsentieren. Aber wie gesagt, das ist noch nicht serienreif und wir haben auch noch keinen Hersteller, der diese Möbel für unsere Mitglieder produzieren kann.
Viele denken bei dem Begriff Bio-Möbel an große, klobig wirkende Einrichtungsgegenstände aus Holz. Setzt sich modernes Design auch im Bereich ökologisches Wohnen durch?
Otto Bauer: Bio-Möbel der neuen Generation gewinnen inzwischen Designpreise, von klobig kann also keine Rede sein! Seit Mitte beziehungsweise Ende 2008 ist die Öko-Branche auf dem aufsteigenden Ast mit teilweise Umsatzzuwächsen von bis zu 30 Prozent, wohingegen der konventionelle Möbelhandel zu kämpfen hat und sich die Rabatte nur so um die Ohren haut.
Die ÖkoControl GmbH hat ein Bio-Label für Möbel geschaffen, welches innerhalb des Verbands an Hersteller vergeben wird. Wer darf dem Verband beitreten? Nach welchen Kriterien wird das Logo vergeben?
Otto Bauer: Das ÖkoControl-Label dürfen nur Hersteller führen, die unsere Schadstoffprüfungen bestanden haben. Diese Kriterien werden von uns, unter Zuhilfenahme von Prüfinstituten und unabhängigen Umweltinstituten, nach den höchsten machbaren Messgrenzen erstellt. Es bringt ja auch nichts, wenn man Kriterien hat, zu denen es keine Möbel geben kann, da die Anforderungen auf dem Planeten Erde nicht mehr erfüllbar sind.
Wo werden Möbel mit dem ÖkoControl-Siegel verkauft?
Otto Bauer: ÖkoControl-Möbel werden nur in den Mitgliedshäusern des Europäischen Verbands der ökologischen Einrichtungshäuser verkauft. Diese Häuser unterliegen strengen Aufnahmekriterien. So muss das Sortiment klar und deutlich "massiv" sein. Spanplattenmöbel sind nicht erlaubt, ein Shop im Shop ebenfalls nicht. Das würde der Ehrlichkeit nicht gut tun.
Ein wichtiges Kriterium beim Kauf ist der Preis. Sind Bio-Möbel immer teurer als herkömmlich hergestellte Einrichtungsgegenstände? Und wenn ja, warum?
Otto Bauer: Natürlich spiegelt sich das hochwertige, beim Bau der Möbel verwendete Material im Preis wider. Der Kunde investiert aber hier nicht nur in sein eigenes Wohlgefühl, sondern auch in den Planeten, den er einmal seinen Kindern überlassen wird. Ich kenne aber auch Designmöbel aus Spannplatten und Lacken, die wesentlich teurer sind: Hier zahlt der Kunde den Preis für die Marke oder den Designer. Der Preis hat bei diesen Möbeln meistens keine Aussage zu den verwendeten Materialien und der Qualität.
Wie viel Prozent etwa machen ökologische Einrichtungsgegenstände momentan auf dem deutschen Markt aus? Steigt die Nachfrage?
Otto Bauer: Im Moment wird ungefähr vier Prozent der verkauften Möbel nach ökologischen Kriterien hergestellt. Die Tendenz ist steigend!
Vielen Dank, Herr Bauer, für das aufschlussreiche Interview!
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