Das Ohne Gentechnik-Label – wirklich frei von Gentechnik?
Das neue Logo soll alle Produkte einheitlich kennzeichnen, die ohne Gentechnik hergestellt wurden. Sie dürfen keinerlei gentechnisch veränderte Bestandteile - nicht einmal Spuren - aufweisen. So soll Verbrauchern die Wahl im Supermarkt erleichtert werden: Sie können selbst entscheiden, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen möchten oder nicht.Nur: Das grün-weiße Label bedeutet nicht, dass die gekennzeichneten Produkte tatsächlich völlig frei von Gentechnik sind. Als "ohne Gentechnik" gelten ab jetzt nämlich auch tierische Produkte wie Milch, Eier oder Fleisch, die von Tieren stammen, in deren Futter gentechnisch hergestellte Zusätze enthalten sind. Solche Zusätze können zum Beispiel Vitamine, Aminosäuren oder Enzyme sein. Es müssen in diesem Fall jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden:
- Die gentechnisch veränderten Zusatzstoffe, die zur Herstellung verwendet werden, müssen in der EU erlaubt sein.
- Es darf keine Alternativen zu den verwendeten Zusatzstoffen geben.
- In den Zusatzstoffen dürfen keine gentechnisch veränderten Mikroorganismen mehr enthalten sein. Diese sollen nicht mit dem Futter in Berührung kommen.
- Die gentechnisch veränderten Zusatzstoffe dürfen höchstens einen Anteil von 0,9 Prozent ausmachen.
Erfolg für den Verbraucher
Deshalb feiern verschiedene Organisationen und Politiker die neue Regelung als Erfolg sowohl für die Verbraucher als auch für die Landwirte, die auf Gentechnik verzichten wollen. "Mit der neuen Kennzeichnung haben Verbraucher künftig die Wahl, Erzeugnisse von Tieren zu kaufen, die ohne gentechnisch veränderte Pflanzen gefüttert wurden", sagt Gerd Billen, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV).Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Umweltorganisation Greenpeace begrüßten das einheitliche Logo. "Das neue Siegel schafft Klarheit im Kennzeichnungs-Dschungel", so Barbara Kamradt, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace.
Gelockerte Regeln
Das Ohne-Gentechnik-Label stößt jedoch auch auf Kritik. So lehnen zum Beispiel der Deutsche Raiffeisenverband und der Dachverband der Lebensmittelhersteller (BLL) das Logo ab, weil die Kriterien nicht streng genug seien. Vertreter von Greenpeace halten die ablehnende Haltung jedoch für Strategie: Die Verbände wollten lediglich erreichen, dass möglichst wenig Produkte das Etikett tragen könnten – und dass der Eindruck entstehe, es gebe kaum gentechnikfreie Lebensmittel auf dem Markt.Auch die Verbraucherorganisation foodwatch steht dem Label skeptisch gegenüber. Verbraucher würden gegen ihren Willen zu Unterstützern der Gentechnik, so Geschäftsführer Thilo Bode, wenn sie Fleisch, Milch oder Eier von Tieren kauften, die mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen ernährt worden seien.