Für die Untersuchung kauften Mitarbeiter von Greenpeace im Januar 2010 Kopfsalate und Rucola in Supermärkten in München, Dresden, Köln/Bonn, Hamburg sowie im Frankfurter Raum. Ein zertifiziertes Labor untersuchte anschließend die Proben auf mehr als 350 verschiedene Pestizide, auffällige Befunde wurden von einem zweiten Labor nochmals überprüft.
Den Untersuchungen zufolge wurden in drei Proben aus konventionellem Anbau gesetzlich zugelassene Höchstmengen für Pestizide überschritten. Diese Produkte dürfen nicht verkauft werden. Besonders viele Pestizidrückstände fanden sich in italienischen und belgischen Proben. Blattsalate aus Deutschland und Spanien waren dagegen weniger mit Pestiziden verunreinigt.
Greenpeace erstattete Strafanzeige gegen die Unternehmensgruppe Tengelmann, da in einer Kopfsalat-Probe der Supermarktkette auch die sogenannte Akute Referenzdosis (ARfD) der World Health Organisation (WHO) überschritten wurde. Besonders für Kinder ist der Verzehr solcher mit Pestiziden belasteter Produkte gefährlich.
Darüber hinaus fand das von Greenpeace beauftragte Labor in der EU nicht zugelassene Wirkstoffe wie das Nervengift Tolclofos-Methyl in italienischen Salaten sowie in einem Kopfsalat aus Deutschland. Greenpeace fordert vom Staat, den Gehalt an Pestiziden in Salat lückenlos zu kontrollieren.
Der Umweltorganisation zufolge setzen Hersteller zudem meist mehrere Pestizide gleichzeitig ein, um die Höchstmengen für die einzelnen Stoffe nicht zu überschreiten. Salate enthalten in der Folge häufig einen gefährlichen Mix verschiedener Wirkstoffe, die sich gegenseitig beeinflussen können.
Das Labor stellte außerdem stark erhöhte Nitratwerte in den Salaten fest. Im Körper können sich Nitrate in Nitrosamine umwandeln, die als krebserregend gelten.
"Angesichts dieser Ergebnisse ist es fraglich, ob man im Winter überhaupt Kopfsalat und Rucola essen sollte", so Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace, gegenüber YaaCool. "Besser ist es, gleich zu saisonalen Salatsorten wie Chicorée und Radicchio zu greifen, die deutlich weniger mit Pestiziden belastet sind." Rucola solle im Winter höchstens als Gewürz verwendet werden, empfiehlt der Experte.
Rucola aus kontrolliert biologischem Anbau dagegen ist Greenpeace zufolge weniger belastet. Von den drei untersuchten Proben aus Italien fanden sich zwar in zwei Rucola-Proben Pestizide. Doch die gemessenen Werte liegen unterhalb der für ökologische Produkte empfohlenen Höchstmenge und sind zudem sehr viel niedriger als in konventionell angebauten Salaten. Kopfsalate aus ökologischer Landwirtschaft waren im Untersuchungszeitraum in den Supermärkten nicht erhältlich.
Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA), ein Interessensverband der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland, hält die Warnung von Greenpeace dagegen für überzogen. Greenpeace stütze sich dabei lediglich auf 36 Stichproben.
Der IVA kritisiert unter anderem, dass Greenpeace die Salate nach einem eigenen, strengeren Bewertungssystem als "nicht empfehlenswert" einstufe und sich nicht notwendigerweise auf die gesetzlich festgelegten Höchstmengen beziehe.
Die von Greenpeace angesprochenen Mehrfachbelastungen mit Pestiziden könnten zudem verschiedene Ursachen haben. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) seien nach aktuellen Erkenntnissen keine gesundheitsschädlichen Wechselwirkungen zwischen mehreren Pestiziden bekannt, sofern die festgelegten Rückstandsmengen nicht überschritten würden.
Chemieexperte Santen sieht das anders: "Es gibt zwar keine medizinische Untersuchung, die die gesundheitsschädliche Wechselwirkung mehrerer Pestizide eindeutig belegt. Für Entwarnung ist es jedoch zu früh: Viele Studien zeigen, dass verschiedene Pestizide sich in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen und auch verstärken können."
Darüber hinaus bewerte Greenpeace Pestizide in Lebensmitteln nach einem drei-Stufen-System, bei der sich die erste Stufe immer nach den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstmengen richte, so Manfred Santen. Nur bei Stufe zwei und drei würden strengere Standards angewandt.