Was ist Biopiraterie?
Der Begriff Biopiraterie wurde von Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten geprägt, um die Aneignung und Privatisierung von Lebewesen, Genen und dem traditionellen Wissen um deren Nutzung zu kritisieren. Sie bezeichnen die Praktiken internationaler Konzerne, sich Monopolansprüche auf Wirkstoffe und Herstellungsmethoden mithilfe des Rechts auf "geistiges Eigentum" zu sichern, als Neokolonialismus.Obwohl es sich bei solchen Patenten auf Pflanzen oder Wirkstoffe nicht um Erfindungen der Unternehmen handelt, sondern lediglich das Wissen der Bevölkerung verwendet wird, erlauben viele Länder die Patentierung. Häufig wird der indigenen Bevölkerung dadurch der Zugang zu den Heilpflanzen und deren traditionellen Nutzung verwehrt und sie werden, wenn überhaupt, nur marginal an den Gewinnen beteiligt. Darüber hinaus leidet die biologische Vielfalt, weil Bauern ihre Pflanzen nicht mehr auf traditionelle Weise anbauen dürfen oder Genpflanzen die natürlich vorkommenden Pflanzen kontaminieren. Ein Patent auf die Wirkstoffe ermöglicht es den Inhabern zudem, hohe Preise für ihre Produkte zu verlangen, die die Bevölkerung in den Entwicklungsländern meist gar nicht zahlen können.
Beispiele für Biopiraterie
Beispiele für das Bemühen großer Konzerne, sich Pflanzen, Gensequenzen oder traditionelle Verfahren anzueignen, gibt es zahlreiche: So versuchte das US-amerikanische Unternehmen RiceTec 1997, ein Patent auf eine Reissorte anzumelden und diese als Marke mit dem Namen Basmati registrieren zu lassen – dabei wird Basmati-Reis seit Jahrhunderten von Reisbauern in Indien und Pakistan angebaut. Das Patentamt bewilligte schließlich 3 von insgesamt 20 Patenten, die das Unternehmen angemeldet hatte. Ein anderes Beispiel betrifft Kurkuma: Die Pflanze wird seit mehreren tausend Jahren in Indien als Arznei eingesetzt, um Wunden und Ausschläge zu behandeln. Dennoch erhielten zwei indisch-stämmige Forscher 1995 ein Patent auf Kurkuma als Wundmittel. In Folge einer Klage des Indian Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) widerrief das US-amerikanische Patentamt die Entscheidung jedoch.Protestbewegungen gegen Biopiraterie
Viele Nichtregierungsorganisationen und Umweltschutzverbände wie zum Beispiel Greenpeace oder die Bundeskoordination Internationalismus (Buko), ein Dachverband verschiedener entwicklungspolitischer Organisationen, Kampagnen und Zeitschriften, kritisieren die Praktiken internationaler Pharma-, Kosmetik- und Saatgutunternehmen scharf.Der amerikanische Aktivist und Mitbegründer der Freie-Software-Bewegung Richard Stallman geht in seiner Kritik noch weiter als viele seiner Mitstreiter. Ihm zufolge ist es keine Lösung, lokale Bevölkerungsgruppen an den Gewinnen der Konzerne zu beteiligen, da davon nur einige wenige über einen begrenzten Zeitraum hinweg profitieren würden. Stattdessen dürften Monopolansprüche nicht für Einheimische gelten. Sie müssten die Freiheit haben, Pflanzen auf traditionelle und bekannte Weise zu nutzen, denn die Patentierung von Lebewesen privatisiere etwas, was eigentlich öffentlich zugänglich sein sollte.