Biodiversität in Politik und Öffentlichkeit
Der Verlust der Artenvielfalt ist ein ernstzunehmendes Problem mit weitreichenden Konsequenzen. Das hat nun auch die Politik erkannt: Auf dem Weltgipfel der UNO 1992 in Rio vereinbarten führende Politiker erstmals in einem Abkommen, die Biodiversität zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Inzwischen haben über 180 Nationen die Konvention über die Biologische Vielfalt unterzeichnet.Das Jahr 2010 wurde nicht ohne Grund zum Internationalen Jahr der Biodiversität ernannt, denn im Oktober diesen Jahres findet das nächste Treffen der Vertragsparteien unter deutschem Vorsitz in Nagoya, Japan, statt. Zudem haben sich die beteiligten Staaten bis 2010 das Ziel gesetzt, den Verlust der Artenvielfalt zu verlangsamen. Die europäischen Länder verpflichteten sich sogar dazu, das Artensterben ganz zu stoppen und die biologische Vielfalt bis zum Jahr 2020 so weit wie möglich wiederherzustellen.
Die Bedeutung der Biodiversität für unsere Umwelt und unser Leben ist aber offenbar immer noch nicht ins öffentliche Bewusstsein gedrungen: Eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage zum Thema ergab, dass nur 38 Prozent der EU-Bürger wissen, was mit Biodiversität überhaupt gemeint ist. Die meisten Befragten glauben zwar, dass der Verlust der Artenvielfalt ein ernstes Problem darstellt. Doch nur 17 Prozent sind der Meinung, dass sie persönlich von den Folgen betroffen sind.
Was ist Biodiversität?
Biodiversität bezeichnet vereinfacht gesagt die Vielfalt der gesamten lebendigen Welt. Dazu gehören sowohl die genetische Vielfalt innerhalb einer Art und innerhalb eines Ökosystems als auch die Vielfalt der Arten, der Ökosysteme und der Lebensräume sowie die Vielzahl ökologischer Prozesse in Ökosystemen. Am einfachsten zu messen ist aber die Artenvielfalt in einem bestimmten Lebensraum, daher wird der Begriff besonders häufig in dieser Bedeutung verwendet.Ursachen und Folgen der bedrohten Biodiversität
Die natürliche Vielfalt der Lebewesen auf unserer Erde ist stark gefährdet. Bereits heute sind über ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Viele Arten wie der Chinesische Flussdelphin oder der Java-Tiger sind bereits ganz von unserem Planeten verschwunden.Diese Entwicklung wird zu einem großen Teil durch den Eingriff des Menschen in die Natur verursacht. Umweltverschmutzung, Raubbau, nicht nachhaltige Nutzung der Ressourcen, Klimawandel und die Einschleppung von Arten in neue Gebiete haben dazu geführt, dass einheimische Tiere und Pflanzen verdrängt oder zerstört werden.
Der Verlust der Biodiversität wirkt sich nicht nur auf die unmittelbare Umgebung, sondern auch auf ganze Ökosysteme und den Menschen aus. Denn wenn Tier- und Pflanzenarten aussterben, können sie ihre spezifische Funktion im Ökosystem nicht mehr erfüllen und Prozesse wie die Befruchtung von Nutzpflanzen, die Klima- und Hochwasserregulation, die Aufnahme von CO2, die Reinigung des Wassers oder das Eindämmen von Erosion geraten durcheinander.
Das Internationale Jahr der Biodiversität soll die Bedeutung der Artenvielfalt in Politik und Bevölkerung in den Mittelpunkt rücken. Nur der Erhalt des vielfältigen Lebens auf unserem Planeten kann auf Dauer sicherstellen, dass Menschen, Tieren und Pflanzen die Ressourcen zum Überleben zur Verfügung stehen. Die Artenvielfalt sorgt zum Beispiel dafür, dass wir sauberes Wasser, frische Luft und fruchtbare Böden haben, dass Treibhausgase im Boden gebunden werden oder dass Arzneimittel zur Verfügung stehen.