Bei derartig brutalen Tierversuchen geht ein Aufschrei durch die Bevölkerung und Bürger, Politiker und Tierversuchsgegner engagieren sich gleichermaßen, um die Experimente zu stoppen. Dagegen scheinen wir blind gegenüber dem Leid zu sein, das Tieren mitten in unserem Alltag zugefügt wird – im Zoo oder im Zirkus, wo Tiere oft nicht artgerecht gehalten werden, in der Haustierhaltung oder in der Massentierhaltung.
Fleischkonsum – Allein der Preis zählt
Schnitzel, Würstchen & Co. gehören in Deutschland zu den Lieblingsnahrungsmitteln: Mehr als 90 Prozent der Deutschen sollen täglich Fleisch konsumieren. Dabei greifen die meisten im Supermarkt nach besonders günstigen Produkten. Woher das Fleisch kommt, wie das Tier gelebt hat und auf welche Art und Weise es geschlachtet wurde, danach fragt kaum jemand.Die Industrialisierung der Fleischproduktion hat dazu geführt, dass wir Fleisch nur noch als sauber abgepackte, anonyme Ware im Kühlregal wahrnehmen. Die etwa 27 Millionen Schweine, 50 Millionen Hennen und Millionen Rinder, die in Deutschland gehalten werden, sind heute - im Gegensatz zu früher - so gut wie unsichtbar. Massentierhaltung, Schlachtung und Verarbeitung der Tiere laufen im Verborgenen ab.
Qualvolle Haltungs- und Schlachtbedingungen
Was sich in vielen konventionellen Landwirtschaftsbetrieben abspielt, ist ebenso qualvoll wie Tierversuche im Labor: Schweine, Rinder und Hennen werden in extrem kleinen Käfigen eingepfercht, in denen sie sich oft kaum umdrehen können und kein Tageslicht zu Gesicht bekommen. Ihnen werden Antibiotika, Medikamente und Wachstumshormone verabreicht, damit sie unter den qualvollen Bedingungen überleben und trotzdem zunehmen. Da der Körper der Tiere dadurch schneller wächst als die Organe und sie zudem keinen Auslauf haben, leiden Nutztiere oft an Lahmheit, Herzproblemen, Geschwüren, Verkrüppelungen oder gebrochenen Beinen. Hinzu kommen seelische Störungen und neurotische Verhaltensweisen, die die Tiere entwickeln, weil sie vereinsamen und sich nicht bewegen können.Die Schlachtung ist nicht minder grausam als die Haltung: Die Tiere werden meist im Akkord getötet und zuvor unsachgemäß betäubt, so dass vielen bei vollem Bewusstsein Gliedmaßen abgetrennt werden oder die Haut mit siedend heißem Wasser verbrüht wird.
Dabei mangelt es in Deutschland eigentlich nicht an Gesetzen, die eine so brutale Behandlung von Tieren untersagen. Die Schlachtbetriebe werden jedoch kaum kontrolliert.
Heuchlerisches Bemühen der Tierversuchsgegner?
Wir wenden beim Tierschutz offenbar zweierlei Maß an: Tierversuche im Labor empfinden viele als grausam und moralisch falsch. Dagegen gehen die meisten gerne in den Zoo oder Zirkus und kaufen im Supermarkt das billigste Fleisch.Massentierhaltung und brutale Schlachtung bei vollem Bewusstsein werden offensichtlich toleriert und sogar indirekt unterstützt, denn indem wir als Verbraucher Fleisch- und Milchprodukte nach dem Preis auswählen, fördern wir den Unterbietungswettbewerb der Fleischproduzenten – und damit die qualvollen Haltungsbedingungen von Nutztieren, die immer schneller und billiger produziert werden.
Um dies zu verhindern, können Konsumenten auf Bio-Fleisch ausweichen. Den Richtlinien des staatlichen Bio-Siegels zufolge dürfen die Tiere in ökologischen Betrieben ins Freie, haben mehr Platz und können mit Artgenossen verkehren. Noch konsequenter wäre es, sich überwiegend oder vollständig vegetarisch zu ernähren und auf Sojaprodukte umzusteigen.
Für diejenigen, die keinesfalls auf Fleisch verzichten möchten, wird außerdem an einer alternativen Lösung gearbeitet: An der Universität Maastricht versuchen Wissenschaftler, Fleisch im Labor aus Muskelzellen heranzuzüchten. Bis die Forschung Früchte trägt, werden allerdings noch Jahre vergehen, denn momentan machen die Versuche noch nicht die gewünschten Fortschritte und werden zudem nicht ausreichend gefördert.