Lohas – ökologisch und gesund leben
Gesund, nachhaltig und sozial korrekt konsumieren – das ist die Devise der neuen Generation der Verbraucher, der sogenannten Lohas (englisch für "Lifestyle of Health and Sustainability"). Seit das Phänomen im Jahr 2000 das erste Mal von dem Soziologen Paul Ray beschrieben wurde, stehen Lohas im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und erregen besonders das Interesse großer Unternehmen – schließlich gelten sie als gutverdienende und kaufkräftige Konsumenten. In den USA sollen sich mittlerweile 40 Millionen Menschen zu dem nachhaltigen Konsumtrend bekennen, in Europa geht man von 50 Millionen aus.Lohas sind daher ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor: Unternehmen haben die Marktlücke längst entdeckt und locken mit spritsparenden Luxusautos, Öko-Urlaub in der Karibik, fair gehandelter Designer-Mode und gesunden Bio-Lebensmitteln in schicken Supermärkten. Doch genau hier liegt das Problem: Ein Öko-Hotel, das nur mit einem Flug über den Atlantik erreicht werden kann, ist ebenso wenig nachhaltig wie Bio-Mangos aus Südamerika. Verbraucher, die unreflektiert nach Produkten greifen und Bio nur um des Etiketts willen kaufen, konsumieren nur scheinbar nachhaltig. Sie sind keine Lohas, sondern vielmehr Bobos, "Bourgeois Bohemians".
Bobos – Bio nur zum Schein
Bobos sind junge, gut verdienende "Konservative in Jeans" und "Kapitalisten der Gegenkultur", die dennoch Wert darauf legen, als nonkonformistisch und idealistisch gesehen zu werden. Sie verbinden beruflichen Erfolg mit einem Hauch Anderssein und Revolution. Geprägt wurde der Begriff 2000 von dem Kolumnisten der New York Times David Brooks in seinem Buch "Bobos in Paradise".Die bourgeoisen Bohemians konsumieren gerne Exklusives, Handgefertigtes und Individuelles. Sie kaufen daher schon mal teuren Bio-Wein und fahren ein Hybridauto – aber nicht, um Ressourcen und Umwelt zu schonen, sondern weil es als schick und besonders gilt. Wichtiger als die Nachhaltigkeit ist das Image, wichtiger als Umweltschutz das Bedürfnis, dem Trend zu folgen.
Ob jemand Bobo oder Loha ist, entscheidet sich also erst bei genauerem Hinsehen: Wird nur zum Schein Bio konsumiert oder ist der Lebensstil tatsächlich nachhaltig und umweltbewusst? Geht die Reise mit dem Flugzeug in die Karibik oder fährt man mit der Bahn ins Nachbarland? Kauft man im Winter tropische Früchte oder greift man zu Obst und Gemüse der Saison? Ist tatsächlich ein großes, energiefressendes Haus nötig oder zieht man in ein gut isoliertes Passivhaus mit Solarzellen auf dem Dach?
Vom Bobo zum Loha
Der Wandel vom sorglosen und angenehmen Leben des Bobos zum verantwortungsbewussteren Lebensstil des Lohas ist nicht immer einfach: Wer nachhaltig konsumieren will, muss kritischer und reflektierter einkaufen – und möglicherweise auch mal verzichten. Doch es lohnt sich: Laut dem Öko-Institut Freiburg spart ein normaler Konsument, der sein Leben entsprechend der Lohas-Philosophie ändert, drei Tonnen CO2 jährlich.Bei dem Versuch, nachhaltig zu konsumieren, spielt das Einkommen übrigens weniger eine Rolle als meist angenommen wird: Viele der teuren Bio-Produkte wie exotische Früchte im Winter sind nur scheinbar ökologisch. Der Griff zu Alternativen wie Produkte aus der Region ist meist nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger. Wer weniger Geld hat, schont die Umwelt zudem automatisch mehr als Besserverdiener, denn umweltbelastende Aktivitäten wie Fernreisen sowie der Strom- und Wasserverbrauch werden ohnehin möglichst begrenzt gehalten. Menschen mit geringerem Einkommen, die sich gesund ernähren, sind daher viel eher Lohas als die luxusliebende Oberschicht.
Um gesund und nachhaltig zu konsumieren, müssen Lohas und solche, die es werden wollen, die Marketing-Fallen und Schein-Bio-Produkte erkennen und umgehen. Was letztendlich zählt, ist die Motivation hinter der Kaufentscheidung - und die Frage, ob ein Produkt tatsächlich die Umwelt schont.