Gerade modische Jeans sind ein ökologisches Problem
Zum einen legt eine Jeans wegen der häufig weltweiten Arbeitsteilung - vom Anbau der Baumwolle bis hin zum fertigen Kleidungsstück - Tausende von Kilometern zurück. Die "Kampagne für Saubere Kleidung" errechnete einen durchschnittlichen Weg von 19.000 Kilometern vom Rohstoffanbau bis zur Entsorgung als Kleiderspende nach Afrika für eine Jeans. Zum anderen steht bei Jeans die Verarbeitung in der Kritik: Insbesondere die trendigen Stone-wash- beziehungsweise Moon-wash-Jeans bekommen ihren angesagten Used-Look erst durch das Waschen mit Steinen und Bleichmitteln. Dabei wird sehr viel Wasser verbraucht und das Abwasser nachhaltig verschmutzt. Einfarbige Jeans ohne ausgebleichte Stellen sind also generell umweltfreundlicher als gebleichte Exemplare.Gesundheitlich betrachtet sind alle Jeans ungefährlich
Früher gab es das Vorurteil, dass Jeans wegen ihrer intensiven Farbe gesundheitsschädlich seien. Auch sollten die Knöpfe Allergien auslösen. Die Zeitschrift "Öko-Test" hat 18 Jeansmodelle der verschiedensten Marken getestet. Die Marke "7 for all Mankind" war genauso beim Test dabei wie die Jeanslinie von "C&A" oder das Öko-Model von "Hess-Nature". Das Ergebnis war, dass alle Jeansmodelle in Ordnung sind. Insgesamt vier Modelle erhielten das Prädikat "sehr gut", elf Modelle wurden mit "gut" bewertet und nur drei erhielten die Note "befriedigend". Aus keinen der Knöpfe und Reißverschlüsse löste sich Nickel, welches Allergien hervorruft, und es wurde auch in keiner Jeans das krebsverdächtige aromatische Amine entdeckt. Jeans kann man also, egal ob öko oder nicht, unbedenklich tragen.Verschiedene Öko-Jeans
Wer dennoch etwas für sein grünes Gewissen tun möchte, hat die große Auswahl zwischen modischen Jeans, die ökologisch korrekt hergestellt werden. Der Hersteller der "Levis" war einer der ersten großen seiner Branche, der eine eigene Ökolinie auf den Markt brachte. Bei der "Levis ECO Jeans" wird laut Angaben des Herstellers bei der Produktion auf ökologische Gesichtspunkte geachtet, wobei im Vordergrund die Verwendung nachhaltiger umweltverträglicher Werkstoffe sowie eine ökologisch vertretbare Produktion steht. Alle verwendeten Materialien werden in Europa hergestellt und es wird versucht, dass der Weg zu den Produktionsstätten in Ungarn möglichst kurz gehalten wird. Außerdem werden bei der Herstellung statt Chemikalien unter anderem natürliches Indigo, Marseilleseife und Kartoffelstärke verwendet. Dafür wurde "Levis" mit dem "EKO Sustainable Textile"-Gütezeichen ausgezeichnet, welches nur nach Erfüllen bestimmter Auflagen verliehen wird.Das Model "Organics" von "Wrangler" ist zu 100 Prozent aus organische, zertifizierte Baumwolle und wird laut Hersteller mit einem höheren Gehalt an Indigo gefärbt. Dadurch wird auch ohne Chemie und Synthetik eine starke Farbintensität erreicht.
Wer nicht so viel Geld für seine Bio-Jeans ausgeben möchte, wird bei "C&A" fündig. Dort gibt es ebenfalls Jeans aus Bio-Baumwolle. Über den Handel und die Transportwege erfährt man beim Kauf allerdings nichts (siehe Tipp unten).
Ein Jeanslabel für Trendsetter ist das New Yorker Öko-Label "Loomstate". Loomstate-Jeans bestehen zu 100 Prozent aus biologischer Baumwolle und werden unter sozial- und umweltverträglichen Bedingungen hergestellt. Dafür werden angeblich alle Produktionsstufen, vom Designprozess im New Yorker Studio über die Stofffabrik bis zu den Schneidereien, überwacht.
Das deutsch-vietnamesische Öko-Projekt Ha Nam hat die erste 100 Prozent abwasserfreie und CO2-neutrale Jeans-Veredelung entwickelt, die komplett ohne Chemikalien auskommt - und damit eine Alternative zur wohl größten Umweltsünde der Textilbranche: der herkömmlichen Jeans-Veredelung, bei der weltweit bis zu 8.000 teils hochgiftige Chemikalien eingesetzt werden. Zur Veredelung der Öko-Jeans werden in Ha Nam, nahe der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi, biologische Hilfsstoffe eingesetzt. Die erste Kollektion soll noch 2012 in Deutschland erhältlich sein.
Klimaneutrale Jeans - bald in Deutschland
Ein deutscher Jeanshersteller will die erste klimaneutrale Jeans vertreiben. Die Marke "Fifty Five" aus Nordrhein-Westfalen will demnächst eine klassische Five-Pocket-Jeans vertreiben, bei der die Baumwolle in Mitteleuropa verarbeitet wird und sämtliche Fertigungsschritte in Deutschland durchgeführt werden. Allerdings gibt es noch keine weiteren Informationen, wo und wie Klimagase – etwa Kohlendioxid – reduziert und kompensiert werden. Ein lobenswerter Ansatz ist es aber auf jeden Fall.YaaCool-Tipp: Bedenken sollte jeder, dass eine Öko-Jeans nicht nur aus dem Jeansstoff an sich besteht. Auch Knöpfe, Labels und Verzierungen, Fäden zum Nähen und Farbe zum Färben sowie Steine oder teilweise Chemikalien für die Vorwaschungen schlagen auf der Ökobilanz einer Jeans zu Buche. Weitere Posten sind wie erwähnt Transportwege und Arbeitsbedingungen der Näherinnen. Deshalb ist nicht jede als Ökojeans deklarierte Jeans auch wirklich zu 100 Prozent ökologisch korrekt. Die Verwendung von Bio-Baumwolle ist ein erster Schritt in die richtige Richtung - nicht mehr und nicht weniger.