Wieviel Kleidungsstücke brauche ich zum Leben? Kann eine Frau mitten unter uns täglich das gleiche Kleid anhaben, ohne dass es uns auffällt? Was sind das für Leute, die bewusst Konsumverzicht praktizieren? Wie funktioniert Konsumverzicht? Fragen, denen dieser Artikel nachgeht.
Konsumverzicht: "Das kleine Blaue" von Meike Winnemuth - die Journalistin trägt ein Jahr lang täglich das gleiche Kleid
Die Journalistin Meike Winnemuth hat vergangenen November ein Projekt gestartet: Sie trägt seitdem für ein Jahr lang jeden Tag das gleiche Kleid. Ihr Blog (siehe Link unten) zeigt uns, wie man mit Accessoires den Look eines Kleides tagtäglich ändern kann. Sie trägt das Kleid zur Arbeit, zum Umzug und am Wochenende, zum Ausgehen und auch, wenn sie am Sonntag auf dem Sofa liegt.
Das Erstaunliche: Es scheint tatsächlich zu funktionieren. Mit schicken Schuhen und Gürtel wird das blaue Kleid zum Büroklassiker, mit Turnschuhen und Schal dagegen zum Sonntagsoutfit. Als positive Folge des Experiments sieht Meike Winnemuth, dass sie mehr Zeit für sich habe. Shoppen falle aus und sie brauche sich auch nicht jeden Morgen zu überlegen, was sie anziehe. Sie müsse nur darüber nachdenken, wie sie das kleine blaue Kleid kombiniere. Außerdem sei sich die Journalistin ihrer Bedürfnisse bewusster geworden. Bevor sie etwas kaufe, frage sie sich, ob sie es wirklich brauche oder nur besitzen möchte. Diese Taktik helfe, Frustkäufe zu vermeiden.
Noch ein Konsumverzicht: Das Experiment "six items or less" - eine Einkaufsdiät (Shopping Diet)
Ein ähnliches Experiment wie das von Meike Winnemuth ist "six items or less". Hier versuchen Menschen mit sechs Kleidungsstücken zu Recht zu kommen und diese mit Hilfe von Accessoires jeden Tag aufs Neue zu stylen. Auf der zugehörigen Internetseite
six items or less treffen sich Menschen aus der ganzen Welt, die einen Monat lang nur sechs Kleidungsstücke (mehrere Exemplare eines Kleidungsstückes sind erlaubt) tragen. Nicht gezählt werden zum Beispiel Unterwäsche, Badesachen, Arbeits-Uniformen und Regenjacken sowie Accessoires. Die Teilnehmer äußern sich großteils begeistert darüber, wie viel Geld und Zeit sie sparten und wie gut das Experiment funktioniere. Die meisten Menschen in ihrem Umfeld bemerkten demnach nicht einmal, dass die Teilnehmer immer das Gleiche trügen. In den USA ist dieses Verhalten auch als "shopping diet" populär geworden. Statt ständig einkaufen zu gehen, konzentrieren sich die Menschen auf die Kleidungsstücke, die sie schon besitzen und überlegen sich, wie sie sie neu zusammenstellen können.
Der totale Konsumverzicht
Noch weiter als die Teilnehmer der beschriebenen Experimente zum Konsumverzicht ist die Autorin Judith Levine gegangen. Sie verzichtete ein Jahr lang komplett auf jeden Konsum. Sie verbot sich selbst nicht nur, Gegenstände zu kaufen, sondern überhaupt Geld auszugeben. Kein Theater, kein Abendessen und keine Bücher - für ein Jahr. Wie das Leben ohne Konsum ist, hat sie dann in einem Buch festgehalten. Die Zeit, die Judith Levine durch den totalen Konsumverzicht massig übrig hatte, nutzte sie übrigens, um sich politisch zu engagieren.
Konsumverzicht: die Vor- und Nachteile
Viele Konsumkritiker rufen alljährlich zum "Konsumfreien Tag" auf, um Konsumverzicht zu praktizieren. Ihrer Meinung nach verführt der Konsum die Menschen dazu, Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen. Dies würde nur ein oberflächiges, kurzfristiges Glücksgefühl verschaffen. Ein Argument für den Konsumverzicht ist, dass die Industrieländer beim Rohstoffverbrauch über ihren Verhältnissen leben. Schätzungen zufolge konsumiert ein Fünftel der Bevölkerung mehr als vier Fünftel der weltweiten Ressourcen. Die Organisation "Global Footprint Network" hat ausgerechnet, dass, wenn alle Menschen so leben wollen wie die Europäer, drei Planeten notwendig wären. Und sogar fünf Planeten, wenn alle den gleichen Standard haben wollen würden wie die US-Amerikaner. Trotzdem ernten die Konsumkritiker viel Kritik. Denn für die Wirtschaft ist es wichtig, dass konsumiert wird. In Nürnberg wird regelmäßig von den Experten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) der Konsumklimaindex ermittelt. Der Index gibt an, ob die Verbraucher ihr Geld schnell ausgeben oder eher zurückhaltend sind. Wenn der Index einbricht, sieht es schlecht aus für die Konjunktur.
Tipps zum Konsumverzicht von YaaCool Bio
Sie müssen ja nicht gleich ganz auf Konsum verzichten. Aber es hilft, sich beim Shoppen die Frage von Meike Winnemuth zu stellen, ob Sie die Dinge tatsächlich brauchen oder nur besitzen wollen. Statt einkaufen zu gehen, sollten Sie lieber eine/n Freund/in zum Kaffee einladen. Das verhindert Frustkäufe und sorgt länger für gute Laune. Auch ein Tipp ist es, sich Klamotten von Freunden/innen zu leihen. Besonders bei Kleidungsstücken, die man nur selten anzieht wie Anzug und Abendkleid, festliche Outfits für Hochzeiten oder das Dirndl beziehungsweise die Lederhose für die Wies'n, lohnt es sich, unter Freunden zu tauschen.