Wegwerfwindeln: hoher Herstellungsaufwand und Entsorgungsproblem
Familienzuwachs bereitet uns viel Freude – konfrontiert uns aber auch mit ungewohnten Situationen und Problemen im Alltag. Eine dieser Umstellungen ist das mehrmalige Wickeln des Babys und damit verbunden die Frage, ob Wegwerfwindeln oder wiederverwendbare Stoffwindeln bevorzugt werden sollten. In Deutschland sollen heutzutage für 90 Prozent aller Babys Wegwerfwindeln genutzt werden. Für jedes dieser Kinder verbrauchen Eltern etwa 4.500 Windeln. Pro Tag wandern sechs Millionen Einwegwindeln in den Müll.Bei diesen Abfallmengen stellt sich die Frage nach der Entsorgung: Bisher werden Wegwerfwindeln meist verbrannt, die Lagerung auf Deponien ist inzwischen untersagt. In den Niederlanden gibt es ein Entsorgungsunternehmen, welches Einwegwindeln recycelt, doch da Windeln über das Land verteilt anfallen, bereitet die Einsammlung Probleme und verschlechtert die Ökobilanz durch lange Transportwege. Hinzu kommt, dass für die Herstellung von Wegwerfwindeln große Mengen an Holz, Wasser und Energie benötigt werden – dieser Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den vier bis fünf Stunden, die ein Baby die Windel in etwa trägt.
Bio-Stoffwindeln für die Umwelt
Stoffwindeln können wiederverwendet werden und produzieren daher weniger Müll. Eine allgemein gültige Ökobilanz, die Stoffwindeln die bessere Umweltverträglichkeit bestätigt, gibt es bisher jedoch nicht. Das liegt vor allem daran, dass bei Studien sehr unterschiedliche Angaben zu Herstellung, Transportwegen, Gebrauch und Entsorgung gemacht werden und die Ergebnisse dementsprechend variieren. So spielt es zum Beispiel eine große Rolle, ob gebleichte Stoffwindeln aus konventioneller Herstellung oder Windeln aus Bio-Baumwolle gekauft werden. Auch Waschen bei 95 Grad, Trocknen und Bügeln der Stoffwindeln kann viel Energie und Wasser verbrauchen und die Umwelt belasten.Wer aber bei der Qualität der Windeln sowie beim Waschen und Trocknen auf ökologische Aspekte achtet, entscheidet sich mit Stoffwindeln in der Regel für die umweltfreundlichere Alternative, vermindert Müll und schützt die Wälder. Zudem sind Stoffwindeln meist preisgünstiger, müssen nicht ständig neu gekauft werden und sind für Babys angenehmer zu tragen.
WindelBendel: Selbstgenähte Bio-Stoffwindeln
Das Müllproblem der Wegwerfwindeln beschäftigte auch Christine Bendel. "Für mich war Umweltschutz immer ein wichtiges Thema. Durch die Verwendung von Stoffwindeln wird die Umwelt sehr entlastet", so die gebürtige Französin, die vor 25 Jahren nach Deutschland kam. "Zudem sind Stoffwindeln für die zarte Kinderhaut das natürlichste und gesündeste, was man einem Kind bieten kann."Bei der Geburt ihres Sohnes entschied sich Christine Bendel daher für Stoffwindeln. Doch die Modelle waren unausgereift: Sie wuchsen nicht mit oder schnürten die Beine des Kindes ein. Christine Bendel nahm die Sache daher selbst in die Hand und entwarf eine Stoffwindel, die genauso gut und bequem sitzt wie eine herkömmliche Wegwerfwindel. "Meine zwei Kinder waren meine Modelle. Durch die Anwendung der verschiedenen Wickelsysteme, die es damals gab, war es mir möglich, Verbesserungen zu entwickeln", erklärt die Mutter und Unternehmerin.
Die Stoffwindeln aus dem Hause Bendel lassen sich durch vier Reihen Druckknöpfe in der Länge verstellen, passen sich jeder Beinstärke an und bestehen zu 100 Prozent aus Baumwolle. Eltern haben die Wahl zwischen Modellen aus herkömmlicher Baumwolle oder Bio-Baumwolle.
Mittlerweile ist das Unternehmen WindelBendel gewachsen und feierte bereits zehnjähriges Bestehen. Pro Jahr werden 150.000 Stoffwindeln in Handarbeit genäht. Fünf Frauen, die zuvor Langzeitarbeitslose waren, sind bei WindelBendel fest eingestellt und weitere 20 Frauen werden in einer Näherei beschäftigt.