YaaCool Bio: Hannes Jaenicke, zunächst vielen Dank für Ihr Buch " Wut allein reicht nicht. Wie wir die Erde vor uns schützen können", das gerade im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist! Damit liefern Sie Otto-Normal-Umwelt-Verbrauchern nicht nur die Gründe für die Notwendigkeit eines ökologisch orientierten Handelns, sondern auch konkrete Anleitung dazu. Ihre To-Do-Listen am Ende jedes Kapitels sowie Ihre "Weltverbessererliste" am Buchende sind nicht nur praktisch umzusetzen, sondern nehmen jeder Ausrede, jedem Aufschub, jeder Ignoranz und jeder Verweigerung, jetzt nicht ökologisch bewusst zu handeln, die Rechtfertigung.

Als Erstes wüsste ich gerne, ob es ein Schlüsselerlebnis gab, das Sie bewog, das Buch zu schreiben? Falls ja, welches war das?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Das Thema beschäftigt mich schon lange.



Der konkrete Anlass, das Buch herauszubringen, waren allerdings das traurige  Ergebnis der Bundestagswahl 2009 und der  gescheiterte Klimagipfel im Dezember 2009.

Welche ersten, konkreten Schritte haben Sie persönlich unternommen, um nicht mehr nur umweltbewusst zu denken, sondern auch umweltbewusst zu handeln?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Das fing mit Mitgliedschaften bei diversen Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen an - ich bin seit 30 Jahren  Greenpeace-Mitglied - und hörte mit der schlichten Erkenntnis auf, dass unser Geldbeutel eine ziemlich scharfe Waffe ist. Und als solchen setze ich ihn ein. Unser Konsumverhalten treibt den Markt. Solange wir SUVs (SUV steht für "Sport Utility Vehicle", auf Deutsch: "Geländelimousine" - Anmerkung der Redaktion) kaufen, werden die auch gebaut. Solange wir bei H&M, KiK & Co. T-Shirts für fünf Euro kaufen wollen, werden diese unter kriminellen Bedingungen hergestellt.

Worauf achten Sie im Alltag, welche "grünen" Dos & Don’ts stehen ganz oben auf Ihrer persönlichen Liste?

Hannes Jaenicke, Schauspieler:

• Grundsätzlich Bio-Ware und umweltverträgliche Produkte kaufen.
• Plastik vermeiden, soweit es irgend geht.
• Bei nachhaltig operierenden Firmen kaufen, wie REWE, DM, Telekom und vielen anderen.

Am Ende meines Buches habe ich eine  30-Punkte-Liste verfasst, die grob umreisst, was jeder von uns im Alltag und Zuhause tun kann, ohne sich dabei krummzulegen.

Versuchen Sie, unvermeidliche Umweltsünden (zum Beispiel das Anreisen zu Drehs) "abzubüßen", um Ihr Umweltverbrauchskonto auszugleichen?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Beim Fliegen achte ich darauf, Co₂-Ausgleich zu machen.

Was bedeutet Tier- und Umweltschutz für Sie?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Das ist gleichzeitig auch Menschenschutz. Die Erde ist unser Zuhause. Alles, was wir auf ihr retten beziehungsweise schützen, kommt ja auch uns zugute. Man scheißt schließlich auch nicht ins eigene Nest, oder?

Wo fängt der Respekt des Menschen gegenüber anderen Lebewesen an – wo hört er auf? Was tun Sie zum Beispiel mit eher ungeliebten Haustieren wie der  Stechmücke auf dem Arm, der Spinne im Schlafzimmer oder dem Silberfischchen im Bad?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Mücken werden erschlagen, Spinnen im Glas gefangen und rausgeschmissen. Mit Silberfischchen hatte ich noch nicht das Vergnügen (lacht).

Dann reden wir jetzt mal über die mehrgeliebten Haustiere: Hinter Großbritannien liegt Deutschland gleichauf mit Frankreich, wenn es um die  Ausgaben für Haustiere der Europäer geht, sagen aktuelle Statistiken. Man schätzt demnach, dass die Bundesbürger in 2009 gut sechs Milliarden Euro für Hund, Katze & Co. und deren würdiges Leben an ihrer Seite bezahlten.
Fakt ist: Nicht nur uns, auch unseren (Haus)Tieren geht es hierzulande oft besser als vielen Menschen und Tieren in der sogenannten Dritten und Vierten Welt. Wie weit darf/muss Tier-/Menschenliebe gehen?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Schwierige Frage. Wichtig scheint mir eine Balance zwischen den Ausgaben für unsere Haustiere und denen für soziale Projekte in der sogenannten Dritten Welt.

Haben Sie selbst einen tierischen Lebensgefährten?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Als Kinder hatten wir immer Tiere, aber aufgrund meiner ständigen Reiserei ist Tierhaltung bei mir derzeit nicht möglich.

Immer mehr Forscher gestehen Tieren hochentwickelte Fähigkeiten zu. Glauben Sie, dass Tiere eine Seele haben und, dass  Tiere denken können?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Selbstverständlich! Wir sind doch nur ein weiteres Lebewesen - auch wenn viele Menschen irrtümlicherweise glauben, sie seien die Krone der Schöpfung.

Warum essen Sie kein Fleisch?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Weil ich es nicht brauche. Weil ich eine Kuh, ein Lamm oder ein Schwein niemals schlachten könnte. Und, weil die  Fleischproduktion eines der grössten Umweltprobleme ist.

Man sagt, eine Weltanschauung kommt von "sich die Welt anschauen". Aber: Das Reisen, sei es nun aus dienstlichen, familiären oder touristischen Gründen, ist, wie man längst weiß, eine umweltschädliche Form, sich ein Bild von der Welt zu machen. Sollte man - und wenn ja, wie? - Menschen dazu bewegen, von klein auf an auf das Reisen zu verzichten, und stattdessen mit Bildern aus TV, Internet & Co. Vorlieb zu nehmen, um fremde Welten zu entdecken? Oder sollte jeder das Recht auf eigenes Weltanschauen in Anspruch nehmen dürfen?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Ich kann mir ein Leben ohne Reisen nicht vorstellen. Man sollte aber versuchen, umweltverträglich zu reisen. Es muss ja nicht jedes Mal eine exotische Fernreise sein.

Stil braucht Stilikonen. Auch ökologischer Lebensstil braucht Menschen, die mit "grünem" Beispiel vorangehen, damit es Schule macht. Prominente wie Sie sind für die Menschen am Rande des roten Teppichs in vielerlei Hinsicht Vorbild. Als Schauspieler sind Sie in der glitzernden, glamourösen Welt des Show-Business, der Stars und Möchtegerns zuhause. Wie kommt Ihre "green identity" bei Kollegen an, können Sie dort Vorreiter sein, finden Sie Gleichgesinnte, Mitstreiter, Nachahmer? Ist "Bio" überhaupt ein Thema in der deutschen Promiwelt?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Ja und Nein. Es gibt sehr engagierte Kollegen und solche, denen es völlig egal ist, die weiterhin Pelz tragen und sich in Luxuskarossen vorfahren lassen. Das ist wie in der übrigen Gesellschaft. Aber ich habe den Eindruck, das der ökologische Gedanke sich dezeit verbreitet - das sieht man ja auch an den Wähler-Umfragen.

Ecken Sie manchmal an, wenn Sie statt Konsum Konsumverzicht fordern?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Manche belächeln das, andere finden es gut.

Se sagten es eingangs, wir Verbraucher sind vor allem eins: Konsumenten. Als solche haben wir die Macht, mit unserer Nachfrage den Lauf der Dinge aufzuhalten und zu ändern. Wir sollten verstärkt nach ...

Hannes Jaenicke, Schauspieler: ... nachhaltig produzierenden Firmen und nachhaltig produzierten Marken fragen. Mehr steht auch in meiner Liste im Buch.

Und wen können wir Verbraucher um Kaufberatung bitten, wem kann man trauen, wenn es gilt, gut von böse, gesund von ungesund, fair gehandelt von profitorientiert verscherbelt zu unterscheiden?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Das kann man im Internet gut recherchieren: bei Greenpeace, Foodwatch, Utopia und vielen anderen mehr. Es gibt diverse Labels, an denen man sich orientieren kann, wie Fairtrade, Fairwear, die zahlreichen Bio-Labels wie Demeter, Bioland und so weiter.

Was glauben Sie ist der Grund dafür, dass der drohende Kollaps unseres Zuhauses Erde offensichtlich (immer noch) zu wenige beunruhigt und noch weniger dazu antreibt, tatsächlich etwas gegen die Tag für Tag und unwiderruflich voranschreitende Zerstörung zu unternehmen?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Einerseits sicher die menschliche Bequemlichkeit, andererseits Unwissen, mangelnde Information oder Fehlinformation durch Industrie und Politik.

Man beobachtet oft, dass Menschen, die sich für das Wohl anderer engagieren, dies nicht mehr lassen können und ganz in ihrer Wohltätigkeitsarbeit aufgehen. Was haben Sie als Nächstes vor? Werden Sie den Schauspielberuf an den Nagel hängen und als "Anwalt" für Tier und Umwelt arbeiten? Lässt sich beides vielleicht verbinden?

Hannes Jaenicke, Schauspieler: Ich werde den Teufel tun, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen! (lacht) Das ist der kurzweiligste Beruf der Welt. Alles andere wird Freizeitgestaltung bleiben.

Hannes Jaenicke, Kindern bringt man die Laute von Tieren gerne bei, indem man die Tiere nennt und ihre typischen Laute nachahmt. Später fragt man das Kind dann nur noch, wie macht der Hund, die Katze, die Kuh und so weiter? Ich möchte das Spiel gerne ein wenig abwandeln und abschließend mit Ihnen spielen. Würden Sie das Sprachrohr des Tieres übernehmen, das ich Ihnen nenne, jedoch nicht, indem Sie heulen wie der Wolf, sondern stattdessen in ein, zwei Sätzen die wichtigste Botschaft von Wolf & Co. an uns Menschen formulieren?

Hannes Jaenicke, Schauspieler:

• Großer Fuchs (Schmetterling): Lasst meine Wiesen stehen!
• Gorilla: Schützt meinen Regenwald! (Ein  Interview zum Thema Berggorillas, das Hannes Jaenicke mit Emmanuel de Merode, Chef des Virunga-Nationalparks im Kongo führte, zeigt das ZDF-Online.)
• Orang-Utan: Schluss mit Palmöl-Plantagen
  Palmöl ist zurzeit ein gefragter, aber umstrittener Rohstoff: Während Umweltverbände wie jüngst Greenpeace gegen Nestle kritisieren, dass die Produktion von Palmöl den Regenwald zerstöre, verteidigt die Nichtregierungsorganisation "World Growth" den Anbau als erfolgreiche Maßnahme zur Armutsbekämpfung. Diesen Artikel lesen
  und billigen Teak-Möbeln!
• Wolf: Ihr habt schon mal versucht, mich auszurotten. Lasst mich einfach in Ruhe!
• Hai: Wenn Ihr die Meere weiter so überfischt, gibt es in 20 Jahren weder mich noch irgend einen anderen Speisefisch im Meer.
• Delfin: Wenn Ihr mich so schnuckelig findet - warum zwängt Ihr mich in winzige Becken, lasst mich Kunststückchen vorführen und fischt mit Netzen, in denen ich ersticke?
• Eisbär: Ihr heizt mir mit Euren fossilen Brennstoffen die Polkappe unterm Hintern weg!

Vielen Dank, Hannes Jaenicke, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit YaaCool Bio genommen haben!

Zur Person: Hannes Jaenicke

Der Schauspieler Hannes Jaenicke wurde am 26. Februar 1960 in Frankfurt am Main geboren. Seine Kindheit verbrachte Hannes Jaenicke zum Teil im US-amerikanischen Pittsburgh (Pennsylvania). Sein Bruder ist der Maler Alexander Calvelli. In Regensburg machte er sein Abitur. Zum Schauspieler ließ er sich am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, der Wiener Opernschule und der London School of Modern Dance ausbilden. Hannes Jaenicke schreibt auch Drehbücher und leiht diversen Hörbüchern seine Stimme. Er ist Gewinner eines Drehbuchstipendiums in den USA. Hannes Jaenicke ist in zahlreichen deutschen und internationalen Fernsehproduktionen ( Filmografie bei Wikipedia) zu sehen, zum Beispiel spielte er in der US-amerikanischen Serie "Highlander: The Raven" den "Bert Myers".

Hannes Jaenicke engagiert sich seit Jahrzehnten für den Tier- und Umweltschutz. Mit dem ZDF drehte er Dokumentationen über vom Aussterben beziehungsweise von der Ausrottung durch Menschenhand bedrohte Tierarten, zum Beispiel Orang-Utans, Eisbären und Haie. Für die Sendung "Im Einsatz für Haie" ernannte die Haischutzorganisation Sharkproject Hannes Jaenicke am 23. Januar 2010 zum "Shark Guardian of the Year 2010". Außerdem setzt sich Hannes Jaenicke als Botschafter für die Christoffel-Blindenmission ein.

Im September 2010 erschien sein Buch "Wut allein reicht nicht. Wie wir die Erde vor uns schützen können" im Gütersloher Verlagshaus.

Infos zum Buch: Hannes Jaenicke: "Wut allein reicht nicht: Wie wir die Erde vor uns schützen können", Gütersloher Verlagshaus (10. September 2010), ISBN: 978-3579067612, 240 Seiten, Preis: 22,95 Euro.