Das Shopping-Problem
In den wohlhabenden Industrieländern ist es inzwischen normal, ständig shoppen zu gehen. Die Modehäuser wechseln ihre Kollektionen im Dreimonats-Rhythmus, die Ware ist meist preisgünstig und Sonderangebote verführen dazu, auch mal drei T-Shirts zum Preis von einem mitzunehmen. Schnäppchenjäger und Shoppingsüchtige leben ihren Kaufrausch nach Lust und Laune aus und stellen häufig zuhause fest, dass sie gar kein fünftes weißes Top brauchen oder das Kleid doch zu eng ist. Viele Kleidungsstücke überleben gerade mal eine Saison und werden dann rigoros aussortiert – zu klein, zu langweilig, nicht mehr in Mode.Unter dieser Wegwerf-Mentalität leidet in erster Linie die Umwelt, denn wir verbrauchen für die wachsende Textilproduktion, für Transport und Verkauf Rohstoffe und Energie. Zudem erhöhen wir die CO2-Emissionen, die unter anderem zum Treibhauseffekt führen. Es häuft sich ein gigantischer Berg gebrauchter Textilien an – was also tun?
Wie Altkleider entsorgt werden
Abnehmer für die Altkleiderlast gibt es genug – gewerbliche Sammler, gemeinnützige Vereine oder kommunale Entsorgungsgesellschaften – doch wer steckt dahinter und was passiert dann mit den Altkleidern?Fast alle Organisationen, die gebrauchte Textilien sammeln, verkaufen diese an gewerbliche Abnehmer, um Einnahmen zu erwirtschaften – entweder für private oder soziale Zwecke. Besonders gut erhaltene und modische Kleidungsstücke werden meist an Second-Hand-Läden in Westeuropa verkauft. Der Rest der Kleidung, die noch tragbar ist, findet Abnehmer in Osteuropa oder Afrika. Auch wenn neue T-Shirts und Hosen den Menschen dort sicherlich nützen, ist der Export der Textilien umstritten: Kritiker meinen, dass er der Wirtschaft der Entwicklungsländer schade.
Der Rest der Textilien wird akribisch in unterschiedliche textile Rohstoffe sortiert, aus denen unter anderem Dämm-Materialien oder Putzlappen hergestellt werden. Etwa 20 Prozent der Sammelmenge ist Müll, der nicht mehr verwertet werden kann und kostenpflichtig entsorgt werden muss.
Für Verbraucher ist es allerdings schwer, zwischen kommerziellen und gemeinnützigen Sammlungen zu unterscheiden, denn oft arbeiten diese zusammen. Gewerbliche Sammler können zum Beispiel das Logo einer gemeinnützigen Organisation einfach pachten. Misstrauen ist also angebracht – das gilt vor allem dann, wenn Name und Anschrift auf dem Zettel oder dem Container der Organisation fehlen.
Einziger Lichtblick in dem Wirrwarr der Altkleider-Verwertung ist das offizielle Siegel des Dachverbands "FairWertung". Dieses Siegel existiert seit 1994 und garantiert dem Spender, dass Einnahmen nur gemeinnützigen Organisationen zu Gute kommen.