Wieso keine herkömmlichen Haarfarben verwenden?
Chemische Haarfärbemittel funktionieren mit Hilfe von Alkalisierungsmitteln, die die Struktur des Haares aufbrechen und in das Haar eindringen. Dadurch ist eine optimale Farbabdeckung gewährleistet. Das Aufbrechen der Haarstruktur führt in Kombination mit Oxidationsmitteln (zum Beispiel Wasserstoffperoxid) auf lange Sicht bei regelmäßiger Anwendung oft zu unerwünschten Ergebnissen: Die Haare werden von innen heraus an der Struktur geschädigt und sehen trotz Farbe schnell stumpf und strohig aus. Diese Schäden sind nicht mehr zu kitten – als letzte Konsequenz bleibt irgendwann meist nur noch der Griff zur Schere. Deshalb "überleben" chemische Haarfarben eigentlich nur kürzere Frisuren, die sowieso in regelmäßigen, kurzen Abständen geschnitten werden.Diese kosmetischen Probleme sind im Vergleich zu den gesundheitlichen Risiken allerdings kaum erwähnenswert. Um die chemischen Haarfarben ranken sich böse Gerüchte: Sie sollen teilweise krebserregende Inhaltsstoffe enthalten und den Embryo im Mutterleib schädigen. Allen voran sind in diesem Zusammenhang die Azo-Farbstoffe zu nennen, die aus krebserregenden (der Verdacht konnte bis dato nicht ausgeräumt werden) aromatischen Aminen hergestellt werden. Außerdem enthalten chemische Haarfarben viele aggressive allergieauslösende Substanzen wie Toluene-2,5-Diamine, m-Aminophenol, halogenorganische Verbindungen und Resorcin.
Warum natürliche Haarfarben verwenden?
Natürliche Haarfarben haben einen entscheidenden Nachteil: Sie decken graue und weiße Haare nicht so vollständig ab wie chemische Haarfarben. Das liegt daran, dass natürliche Haarfarben nicht in die Haare eindringen, sondern sie von außen umschließen.Dieser Nachteil ist andererseits auch der Vorteil natürlicher Farben und der Grund dafür, dass die Haarfarbe das Haar nicht angreift. Anders als die chemische Haarfarbe schädigen die Naturhaarfarben die Haarstruktur nicht von innen.
Ein weiterer Vorteil von Naturhaarfarbe ist, dass die Herstellung wesentlich umweltfreundlicher ist als die Produktion von chemischen Haarfarben. Sie wird aus nachwachsenden Rohstoffen ohne energiefressende Herstellungsprozesse gewonnen und teilweise sogar nach ökologischen Gesichtspunkten hergestellt.
Darüber hinaus haben Pflanzenhaarfarben eine lange Tradition: Bereits im alten Ägypten wurde Henna zur Verschönerung der Haare genutzt.
Henna wird meist mit Indigo, Rhabarberwurzel, Walnussschalen, Salbei, Kaffee, Tee, Rotwein oder Safran gemischt, um die gewünschte Farbe zu erzielen.
Leider wird nur in wenigen Friseursalons mit natürlichen Haarfarben gearbeitet. Zum einen mag diese Tatsache darin begründet sein, dass viele Friseurinnen im Färben mit Pflanzenfarben kaum ausgebildet sind, andererseits sind Naturhaarfarben auch bei Erfahrung weniger berechenbar als chemische. Naturhaarfarben fallen bei fast jedem Haar anders aus, deswegen sind die Ergebnisse nicht einhundertprozentig genau vorherzusagen. Vorteilhaft ist, dass die Naturhaarfarben dadurch nicht alle Haare im gleichen Farbton färben, sondern die natürliche Strähnchenbildung erhalten bleibt. Auf diese Weise ist das Farbergebnis der Pflanzenhaarfarben wesentlich natürlicher.
Bei hellblonden Naturhaaren ist jedoch Vorsicht geboten: Rotes Hennapulver kann sie leicht in Karottenorange zurücklassen.
Ein weiteres Problem ist, dass weiße und graue Haare sich besonders mit pechschwarzer Pflanzenfarbe nicht vollständig abdecken lassen.
Wenn es nicht unbedingt Schwarz sein muss, lassen sich mit einem Trick jedoch auch bei grauen und weißen Haaren gute Farbergebnisse erzielen: Die Friseurin Andrea Deuser, die in ihrem Friseursalon "Hair Image" mit Naturhaarfarben arbeitet, färbt die Haare ihrer Kunden zunächst mit Hennarot, da rotes Hennapulver von allen Pflanzenfarben am intensivsten deckend färbt, danach wird mit schwarzer oder brauner Pflanzenfarbe noch mal übergefärbt. Mit dieser Technik lassen sich meist auch schöne dunkle Farbtöne bei grauen und weißen Haaren erzielen.
Die schlechte Nachricht für Möchtegern-Blondinen: Was Naturhaarfarben definitiv nicht können, ist dunkle Haare hell zu färben. Dazu muss nach wie vor auf Chemie zurückgegriffen werden.
Ein Tipp zum Schluss: Nur weil Naturhaarfarbe auf der Packung steht, handelt es sich noch lange nicht um ein Naturprodukt. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt. Lesen Sie deswegen immer genau nach und informieren sie sich beim Verkaufspersonal. Gutes und günstiges Hennapulver gibt es übrigens in der Apotheke!