Das Ministerium teilt weiter mit, dass bisher im Jahr 2009 insgesamt 45 Proben Birnen aus verschiedenen Herkunftsländern (Südamerika zwölf, Deutschland zehn, Südafrika sechs, Türkei acht, Italien vier, Spanien eine, Niederlande eine, Sonstige drei) auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht wurden. In allen acht Birnenproben aus der Türkei konnten demnach Amitraz-Rückstände festgestellt werden. Hierbei lagen die nachgewiesenen Rückstandsgehalte (0,2 bis 15,7 Milligramm pro Kilogramm) ungewöhnlich weit über der für Amitraz festgelegten Höchstmenge (0,01 Milligramm pro Kilogramm) und auch der festgelegte Wert für die sogenannte Akute Referenzdosis (kurz: ARfD) wurde in allen Proben deutlich überschritten. Positiv: Bei allen übrigen Proben aus Deutschland und auch aus den anderen Anbauländern wurden keine Höchstmengenüberschreitungen und auch keinerlei Amitraz-Rückstände festgestellt. Die Überprüfungen werden fortgesetzt, teilt das Ministerium weiter mit.
Was ist Amitraz?
Amitraz wirkt als Insektizid gegen Insekten und als Akarizid gegen Spinnentiere. Amitraz ist in Deutschland seit einigen Jahren, in der EU seit Anfang 2008 nicht mehr zugelassen, informiert das Ministerium weiter. "Der aktuelle Fall mit seinen extremen Höchstmengenüberschreitungen kann nicht ohne Konsequenzen bleiben, wir brauchen EU-weite Einfuhrbeschränkungen für Birnen aus der Türkei. Wir haben die Bundesregierung gebeten, sich dafür einzusetzen. Dort wo eine Gefährdung für die Gesundheit nicht ausgeschlossen werden kann, und dies ist hier der Fall, müssen wir handeln", betonte Minister Hauk.Nach den Berechnungen der Lebensmittelchemiker im Zentrallabor für Pestizid-Rückstände in Obst und Gemüse der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung (CVUA Stuttgart) ist die sogenannte akute Referenzdosis (ARfD) teilweise so erheblich überschritten, dass zumindest bei Kleinkindern eine mögliche gesundheitliche Beeinträchtigung bei hohem Konsum nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Es kann demnach und nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung in Einzelfällen zu Schläfrigkeit, Desorientiertheit, Sprachstörungen und Erniedrigung von Pulsfrequenz und Blutdruck kommen.
Durch schnelle Untersuchungen auf Rückstände an Amitraz beim CVUA Stuttgart konnten die Lebensmittelüberwachungsbehörden belastete Ware teilweise noch aus dem Verkehr nehmen und verhindern, dass weiter betroffene Ware zum Verbraucher gelangt. Von den Behörden werden Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Die Befunde werden auch an das europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel (RASFF) gemeldet, heißt es weiter.
Was ist die Akute Referenzdosis (ARfD)?
Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, so heißt es in der Pressemitteilung weiter, wurde die sogenannte Acute Reference Dose (Akute Referenzdosis, ARfD) entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert.Der ARfD-Wert ist nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, die Gesundheit schon bei einmaliger Exposition schädigen zu können.