Hickman beschreibt, wie wichtig die Tourismusbranche als Industriezweig für sogenannte Entwicklungsländer sein kann. Tourismus kann und könnte noch viel mehr zu Investitionen in der Infrastruktur führen, was wiederum dazu beiträgt, dass sich die Lebenssituation der Einheimischen verbessert. Ganz abgesehen davon, dass Arbeitsplätze geschaffen werden und interkulturelles Verständnis entstehen kann.
Hickman ist das offensichtlich zu einfach gedacht: In Regierungen der sogenannten Entwicklungsländer gibt es keinen Tourismusbeauftragten – bisher profitieren größtenteils westliche Unternehmen wie Hotels und Reiseveranstalter von den Reisewilligen.
Aber "Sind sie wirklich die besten Hüter dieser so wichtigen, aber anfälligen Industrie?", fragt Hickman. Was passiert, wenn mehr Touristen kommen als im Besucherland überhaupt leben? Wie leben die Menschen hinter den Glitzerfassaden der wunderschönen Hotels? Was für Auswirkungen hat das Verreisen auf das Klima, wenn immer mehr Menschen für einen Kurztrip nach Indien fliegen?
In seinem Buch geht es Hickman um Verantwortung von Touristen, deren Auswirkungen auf Urlaubsparadiese und um wirtschaftliche und umwelttechnische Konsequenzen.
Wie schon in "Fast nackt", so läuft auch "Und Tschüss!" auf einen Selbstversuch hinaus. Hickman besuchte typische Reiseziele, wie Dubai, die spanische Küste, Thailand und Miami. Mit Hilfe seiner Erfahrungen und Reflexionen vor Ort zeigt er ein Bild, das verdeutlicht, dass wir unser Reiseverhalten ändern müssen.
Die unterschiedlichen Reiseziele werden pro Kapitel abgehandelt. Hickman stellt quälende Fragen und führt über 402 Seiten auf, was schief läuft in der Welt des Tourismus. Er fragt Hoteliers, Zimmermädchen, Prostituierte und Souvenir-Verkäufer nach ihrem Lebensstandard, die Abhängigkeit vom Tourismus, die Entfernung vom eigenen Lebenstil. Wenn er am Ende des Buches noch ein Kapitel den umweltbedingten und sozialen Schäden des unaufhaltsamen Wachstums des Flugzeugverkehr widmet, wird einem als Leser mehr als deutlich, welch tiefe Kluft zwischen Besuchern und Besuchten klafft.
Endlich weist er in seinem letzten Kapitel Alternativen auf, um Tourismus fortzubringen von der negativen Kraft, die er sein kann. Es geht darum, dass der einzigartige Chrakter der Reiseziele erhalten bleiben muss – schließlich lockte dieser die Touristen an. Dazu gehört auch, dass der rasante Über-Ausbau einst verschlafener und als Geheimtipp gehandelter Fischerdörfchen gestoppt werden muss.
Vorschläge für einen ethisch und ökologisch korrekt Reisenden gibt es genug: Von längeren Aufenthalten vor Ort statt mehreren Kurztrips im Jahr über den Vorschlag des lotteriebasierten Zugangssystems bis hin zum "slow travel" gibt es viele Möglichkeiten. Am wichtigsten ist Hickman, allen Touristen nahe zu bringen, dass Qualität besser ist als Quantität.
Hickmans neues Buch bietet direkt, ehrlich und ohne Zeigefinger viel zum Nachdenken – möglichst bevor die nächste Reise geplant wird.
InfoszumBuch: Leo Hickman: "Und Tschüss! Was wir anrichten, wenn's uns in die Ferne zieht.", Pendo Verlag München 2008, 420 Seiten, Preis: 19,90 Euro, ISBN 978-3-86612-162-1.