Die Zeitschrift "Öko-Test" gerät immer mehr in die Kritik. Wir erklären, welche Punkte dabei besonders diskutiert werden.
Fast zwei Millionen Deutsche lesen nach Verlagsangaben die Zeitschrift "Öko-Test". Für viele von ihnen gilt das Magazin als unbestechliche Instanz, die Mängel bei Produkten klar aufzeigt. Durch ihre Tests bietet die Zeitschrift oft große Hilfe bei Kaufentscheidungen. Auch die Industrie hat die Relevanz von "Öko-Test" erkannt und schmückt ihre Produkte gerne mit dem Testsiegel des Magazins. Laut einer Umfrage von 2009 kennen 81 Prozent der Deutschen das "Öko-Test"-Siegel.
In der mittlerweile bald 30 Jahre währenden Erfolgsgeschichte dieser Zeitschrift wurde jedoch auch immer wieder Kritik laut. Insbesondere in den letzten Jahren häuften sich unzufriedene Stimmen, die "Öko-Test" die verschiedensten Versäumnisse vorwarfen. Für die Zeitschrift könnte dies zum großen Problem werden, denn Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit sind ihr Kapital. In unserem Artikel bieten wir eine – sicher unvollständige – Übersicht der Kritikpunkte, die in den letzten Jahren an "Öko-Test" herangetragen wurden.
Das Grundproblem: falsche Erwartungen, enttäuschte Verbraucher
Bei der Vielzahl an Kontroversen rund um "Öko-Test" fällt auf, dass es in vielen Fällen um die Testkriterien der Zeitschrift und falsche Erwartungshaltungen geht. Immer wieder gerät "Öko-Test" in die Kritik, weil Produkte zwar mit dem "Öko-Test"-Siegel ausgezeichnet wurden, jedoch gravierende Mängel aufweisen. Hierbei wird außer acht gelassen, dass die von "Öko-Test" angelegten Bewertungsmaßstäbe sich oft auf einzelne Bereiche beschränken und keine Gesamtbewertung des Produktes zulassen. Das "Öko-Test"-Siegel steht dann also nicht immer für ein rundum empfehlenswertes Produkt, sondern könnte auch zum Beispiel einfach nur ein Beleg dafür sein, dass dieses Produkt gesundheitlich unbedenklich und frei von Schadstoffen ist.
Das "Öko-Test"-Siegel ist kein Bio-Siegel
Das Wort "Öko" weckt bei vielen umwelt- und gesundheitsbewussten Menschen sehr positive Assoziationen. Manche Konsumenten gehen davon aus, dass das "Öko-Test"-Siegel so wie das staatliche deutsche Bio-Siegel nur an Produkte aus ökologischer Erzeugung verliehen wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Zeitschrift "Natur+Kosmos" kritisierte konkret, dass in einem Test Wurst aus herkömmlicher Produktion eine gute Bewertung bekam. Laut Patrick Junker, Verlagsgeschäftsführer der Öko-Test Verlag GmbH, gibt es auch einen Grund dafür, dass das Siegel nicht für ökologischen Anbau und vergleichbare Produktionsverhältnisse steht: Ob ein Produkt wirklich "Bio" ist, lässt sich nicht im Labor ermitteln. Stattdessen müsse man sich auf Herstellerangaben verlassen.
Vernachlässigung des Themas Nachhaltigkeit
Nach Ansicht mancher Kritik wird das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit von "Öko-Test" nicht genügend bedacht. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitiert Felix Prinz zu Löwenstein, den Vorsitzenden des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, wie folgt: "Dabei blenden die Tests die Frage der Herstellung völlig aus, die Produktionsbedingungen, Fragen der Tierhaltung oder des Naturschutzes werden schlicht ignoriert".
Zu strenge Testkriterien
Auch weil im "Öko-Test"-Magazin die Bewertungskriterien aufgeschlüsselt sind, kommt es immer wieder zu Kritik durch die Industrie aufgrund zu strenger Maßstäbe. In der Tat legt "Öko-Test" mitunter Maßstäbe an, die strenger sind als die des deutschen Gesetzgebers. Dies wird zum Beispiel begründet durch Mängel in der Gesetzgebung.
Auch eher ungesunde Produkte werden ausgezeichnet
Im März 2009 kritisierte unter anderem die Organisation Foodwatch, dass das Joghurtgetränk Actimel von "Öko-Test" in der Januar-Ausgabe 2009 mit "Gut" bewertet wurde. Der Hintergrund: Actimel soll laut Hersteller Danone die Abwehrkräfte des Konsumenten stärken. Dies wird in Fernsehspots und Printwerbung als "Unique Selling Point", also in den Vordergrund gerücktes Alleinstellungsmerkmal des Produktes genannt. Nach Angaben von Foodwatch erledige aber jeder herkömmliche Naturjoghurt diese Funktion genau so gut oder schlecht wie Actimel, würde jedoch nur ein Viertel des Preises dieses Produktes kosten und vor allen Dingen nur halb so viel Zucker enthalten. Danone integrierte das "Öko-Test"-Siegel in seine Werbekampagne. Nach Ansicht von Foodwatch unterstütze "Öko-Test" somit den Verkauf von eher ungesunden Produkten. Matthias Wolfschmidt, Kampagnenleiter und gleichzeitig Vize-Geschäftsführer von Foodwatch, sprach im Nachrichtenmagazin "Focus" gar von einer Irreführung des Verbrauchers.
"Öko-Test" vs. SeCurvita
Seit mehreren Jahren herrscht zwischen "Öko-Test" und der Hamburger Krankenkasse Securvita ein äußerst angespanntes Verhältnis. Streitpunkt sind in erster Linie Berichte in der Unternehmenspublikation "Securvital", in denen "Öko-Test" sowie einzelne Tests des Magazins kritisiert wurden. Beispielsweise bemängelte "Securvital", dass in einem "Öko-Test"-Bericht über Neurodermitis-Cremes für Kinder Cremes empfohlen wurden, die unter Krebsverdacht stünden. In Folge dieses und anderer Konflikten kam es zu einer Reihe von Gerichtsverhandlungen.
"Öko-Test" und der Presserat
Der Deutsche Presserat, eine Organisation verschiedener Verbände von Journalisten und Verlegern, hat das "Öko-Test"-Magazin mehrmals kritisiert. Beispielsweise zitierte "Öko-Test" in einem Artikel über Energiesparlampen (enthalten in Heft 10/2008) einen "Lichtkenner" mit den Worten "Das ist kein Licht, das ist Dreck." Der Presserat bemängelte, dass die Zeitschrift weder den Namen des Zitierten noch seinen beruflichen Hintergrund nannte.
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