Für ihre Untersuchung (veröffentlicht im Magazin "Science", Vol. 324, Nr. 5933, Seiten 1435 bis 1437, 12. Juni 2009) verglichen die Forscher um Ana Rodrigues von der Universität Cambridge die Kenndaten von 286 Dörfern im Amazonasbecken, in deren Umgebung die Abholzung der Regenwälder unterschiedlich stark vorangeschritten war. Kenndaten sind Indikatoren, die dazu dienen, eine bestimmte Variable wie zum Beispiel Wohlstand oder Entwicklung zu messen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich zu Beginn der Abholzung verschiedene Kenndaten wie beispielsweise der Lebensstandard, der Alphabetisierungsgrad und die Lebenserwartung verbesserten. Doch sobald die Entwaldungsfront sich vom Dorf entfernt, verschlechtern die Werte sich wieder.
Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass der Profit, der aus der Entwaldung entsteht, nur kurzfristig ist. So fällt zum Beispiel der Verkauf der begehrten Edelhölzer weg, sobald das gesamte Waldstück gerodet ist. Auch die Agrarwirtschaft bringt keinen langfristigen Nutzen mit sich, denn die Böden sind schnell ausgelaugt und liefern dann kaum noch Erträge. So mussten die Bauern bereits ein Drittel der Viehweiden, die sie bis in die 90er-Jahre angelegt hatten, wieder aufgeben.
Den meisten Profit aus der Abholzung der Regenwälder ziehen zudem nicht die Dorfbewohner, sondern Landspekulanten, Großbauern, Agrarunternehmer und umherziehende Holzfäller. Sie wandern ab, sobald die Entwaldung in einem Gebiet vollendet ist, und mit ihnen verschwindet auch der Wertzuwachs der Gemeinde.
Demnach geht es den Gemeinden nach der Entwaldung genauso schlecht wie zuvor: Dieses Phänomen bezeichnen die Wissenschaftler als "Boom-und-Pleite-Entwicklung". Sie machen den Vorschlag, den Gemeinden Ausgleichszahlungen im Rahmen von Klimaschutzabkommen zukommen zu lassen.
Ein solches Programm existiert bereits im brasilianischen Bundesstaat Amazonas: Dort fördert die Regierung mit einem Projekt namens "Bolsa Floresta" die Bildung und Gesundheitsversorgung der Bauern und zahlt ihnen zudem Entschädigungen dafür, dass sie Teile ihrer Ländereien vor der Abholzung schützen.