Tierversuche für Kosmetik
Noch 2003 mussten nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen zwischen 20.000 bis 40.000 Tiere in der gesamten EU für Kosmetik sterben. Die Versuche zur Verträglichkeit der Inhaltsstoffe sind oft qualvoll und grausam. So wird zum Beispiel die Giftigkeit bestimmter Stoffe an Ratten oder Mäusen getestet, die daraufhin an Lähmungen, Fieber oder Durchfall leiden und oft daran zu Grunde gehen. Kaninchen werden bevorzugt benutzt, um die Wirkung der Testsubstanzen auf die Schleimhäute zu überprüfen. Dazu reiben Forscher die Substanz in die Augen der Kaninchen und es kann in der Folge zu Reizungen, Verätzungen oder zur Zerstörung der Augen kommen.Obwohl es inzwischen tierversuchsfreie Testverfahren gibt, wollen viele Hersteller der konventionellen Kosmetikindustrie nicht auf Tierversuche verzichten. Ihr Argument: Es sei notwendig, die Verträglichkeit neuer Inhaltsstoffe an Tieren zu erproben, um die Sicherheit der Verbraucher zu garantieren. Dabei lassen sich die Ergebnisse nicht einfach vom Tier auf den Menschen übertragen, denn sie unterscheiden sich in Anatomie und Psyche und reagieren dementsprechend sehr unterschiedlich auf die Testsubstanzen.
Engagement der Tierschützer
Tierschützer setzen sich seit Jahrzehnten gegen Tierversuche für Kosmetik ein und informieren die Öffentlichkeit über die grausamen Verfahren. Der Deutsche Tierschutzbund erstellte die sogenannte Kosmetik-Positivliste, eine Auflistung der Hersteller, die Naturkosmetik ohne Tierversuche produzieren.Erstmalig konnte die Europäische Union 1993 zu einer Zusage für ein Vermarktungsverbot von Kosmetikprodukten, die an Tieren getestet werden, bewegt werden. Doch wirklich ernst gemacht haben die Politiker erst im Herbst 2004: Seitdem gilt ein EU-weites Gesetz, welches Tierversuche zum Testen kosmetischer Fertigprodukte verbietet. Hersteller verwendeten jedoch weiterhin an Tieren geteste Inhaltsstoffe.
Die neue EU-Richtlinie
Die im März 2009 in Kraft getretene EU-Richtlinie verbietet Tierversuche deshalb nicht nur für Fertigprodukte, sondern auch für die Inhaltsstoffe von Kosmetika. Dabei spielt es keine Rolle, ob bereits alternative Testverfahren für die jeweilige Substanz existieren oder nicht. Darüber hinaus dürfen von nun an keine im Tierversuch getesteten Kosmetikprodukte aus Nicht-EU-Ländern innerhalb der EU vermarktet werden - das Gleiche gilt ab 2013 auch für an Tieren getestete Inhaltsstoffe.Lücken im Gesetz
Die Richtlinie ist zwar ein Teilerfolg im Kampf gegen Tierversuche, doch Tierschützer kritisieren, dass Hersteller trotzdem die Möglichkeit haben, die meisten Substanzen an Tieren zu testen. Das neue Gesetz gilt nämlich nur für Inhaltsstoffe, die ausschließlich für Kosmetik verwendet werden. Die meisten Substanzen in Kosmetikprodukten kommen jedoch auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel in Chemikalien für die Industrie zum Einsatz. Das hat zur Folge, so die Kritiker, dass 80 bis 90 Prozent aller Inhaltsstoffe weiterhin an Tieren getestet werden dürfen, sofern keine alternativen Verfahren zur Verfügung stehen. An tierversuchsfreien Methoden mangelt es jedoch noch, denn es wird kaum in diese Richtung geforscht und die Zulassung eines neuen Verfahrens kann bis zu zehn Jahre dauern.Bis strengere Regeln durchgesetzt werden, können Tierschützer und verantwortungsbewusste Verbraucher also nur zu echter Naturkosmetik greifen, deren Hersteller freiwillig auf Tierversuche verzichten. Sie erproben ihre Produkte stattdessen an freiwilligen Testpersonen. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit Ärzten und unabhängigen Labors Verträglichkeitstests durchgeführt.