Ökotest findet viel zuviel Gift in Spielzeug
Zu Weihnachten werden viele Kinder mit Spielzeug beschenkt. Das man ihnen damit oftmals nicht nur Gutes tut, zeigt die aktuelle Ökotest-Untersuchung. Demnach sind viele Spielzeuge, die nicht nur unterm Weihnachtsbaum liegen, mit giftigen Substanzen belastet. In fast der Hälfte aller getesten Produkte fanden sich sogenannte Weichmacher, die Hoden und Leber schädigen können. Außerdem überschritten viele Spielzeuge die Grenzwerte für aromatische Amine (können Leber und Nieren schädigen), Dispersionsfarbstoffe (können Allergien auslösen) und Dibutylzinn (kann Hautreizungen, Schwindelgefühle und grippeähnliche Symptome hervorrufen).Besonders in Kunstoff-Figuren fand Ökotest viele bedenkliche Substanzen. Bestehend aus PVC oder chlorierten Kunststoffen, beinhalten sie nach Angaben des Verbrauchermagazins eine breite Palette chemischer Helfer, die für Elastizität, Flammschutz oder Lichtbeständigkeit sorgen. Jürgen Stellpflug, Chefredakteur des Ökotest-Magazins, kritisiert: "Die Kunststoff-Figuren zum Beispiel sind wahre Schadstoff-Cocktails. In dreien fanden wir sogar Phthalate, die in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten sind."
Und auch die anderen getesten Produkte konnten häufig nicht als unbedenklich eingestuft werden. Bei den Fußballtrikots wurden in den Aufdrucken hormonell wirksame zinnorganische und phosphororganische Verbindungen nachgewiesen. In drei Handpuppen entdeckten die Labors den krebsverdächtigen Farbstoffbaustein Anilin. Und aus den Klangspielzeugen für Kleinkinder klingelt und piept es laut Ökotest oft so ohrenbetäubend, dass es für die empfindlichen Babyohren viel zu laut ist. Dazu kommen Sicherheitmängel bei vielen Spielsachen. Ökotest kritisiert verschluckbare Kleinteile oder die Strangulierungsgefahr durch ein zu langes Anschnallband am Buggy oder abreißbare Schnüre bei Kunststoff-Figuren. Warnhinweise seien zudem oft nur sehr klein oder nicht in deutscher Sprache auf den Produkten abgedruckt.
BfR kritisiert Vorschriften für Spielzeug: Autoreifen haben strengere Grenzwerte als Spielzeug für Kinder!
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kritisierte jüngst die Vorschriften für gefährliche Stoffe in Kinderspielzeug. Für sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) seien diese "kurioserweise" für Autoreifen strenger als bei Spielzeug, sagte der BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke der Online-Ausgabe der "Tagesschau" zufolge den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Demnach lasse die Spielzeugrichtlinie der EU in Spielwaren eine tausendmal höhere PAK-Konzentration als in Autoreifen zu, heißt es dort weiter. Das Ganze verschlägt einem an sich schon die Sprache, doch wenn man dann noch liest, dass der Einsatz dieser Stoffe laut Thier-Kundke bei Spielzeug gar nicht notwendig sei, sondern nur aus Kostengründen geschehe - "Das käme die Spielzeughersteller etwas teurer, aber technisch wäre das kein Problem." - fragt man sich als Verbraucher schon, wer hier eigentlich mit wem spielt. Das BfR sagt über PAKs, dass diese im "begründeten Verdacht, das Erbgut zu verändern, Krebs zu erzeugen und die Fortpflanzung zu beeinträchtigen" stehen.Ein Grund mehr, nicht zuviel Spielzeug zu kaufen und das Kinderzimmer damit zu überfüllen. Psychologen warnen längst davor, mit einer zu großen Menge an Spielzeug einen Mangel an Zeit, Zuwendung und Kontakt kompensieren zu wollen.