Neue Studie zeigt: Bisphenol A tötet die Potenz
Bisphenol A ist vor allem bekannt geworden als giftige Chemikalie in Schnullern (YaaCool berichtete) und Plastikflaschen. Jetzt zeigt eine US-amerikanische Studie: BPA kann bei Männern massive Errektionsstörungen und andere sexuelle Probleme verursachen. Schädliche Wirkungen des Stoffs auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Mäuse und Ratten waren bereits dokumentiert worden. Forscher des kalifornischen Gesundheitsfürsorgers "Kaiser Permanente" prüften kürzlich, wie der Stoff die Sexualität von Männern beeinflusst. Dazu befragten sie im chinesischen Schanghai 230 Beschäftigte aus BPA-Werken sowie rund 400 gleichaltrige und auch sonst vergleichbare Arbeiter anderer Fabriken. Das erschreckende Resultat der Befragung: Die Mitarbeiter von BPA-Werken hatten vier Mal häufiger Errektionsstörungen und über sieben Mal öfter Ejakulationsprobleme als die Vergleichspersonen. Die Wissenschaftler betonen in der Zeitschrift "Human Reproduction", dass die Mitarbeiter der BPA-Werke etwa 50 Mal stärker mit dem Plastikstoff belastet waren als Männer in den USA oder Europa, die nicht solchen intensiven Kontakt mit der Chemikalie haben.Was ist Bisphenol A und wo wird es verwendet?
Bisphenol A besteht chemisch betrachtet aus Phenol und Aceton-Chlorwasserstoff (HCl) und/oder Polystyrensulfonat, das als Katalysator dient. Für eine möglichst hohe Ausbeute wird üblicherweise mit einem Überschuss an Phenol gearbeit. Weltweit werden jährlich mehr als drei Millionen Tonnen Bisphenol A hergestellt. Die Chemikalie wird als Hauptbestandteil bei der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen (etwa für CDs, Plastikschüsseln, Babyfläschchen) und Epoxidharzen (ein Filmbildner für Lacke, die beispielsweise zur Beschichtung von Konservendosen und Folienverpackungen eingesetzt werden) verwendet. Diese Beschichtungen sind übrigens auch in einigen Wasserkochern zu finden, die so Bisphenol A an das Wasser abgeben können. Derivate des Bisphenols A wie TBBPA werden als Flammschutzmittel eingesetzt. Auch einige Arten von Thermopapier enthalten BPA in der Beschichtung, das so in den Papierkreislauf gelangen kann. Der Plastikstoff steckt darüberhinaus in weiteren zahllosen Gegenständen, die im Alltag wiederzufinden sind, darunter Lebensmittelverpackungen, Baustoffe und Zahnfüllungen, wissen Experten. Gut zu wissen: BPA lässt sich in Wasser oder auch im Hausstaub nachweisen.Bei Tieren bestätigt: Hormonelle Wirkung führt zu Missbildungen
Die Wirkung von Bisphenol A ähnelt der des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Wissenschaftler haben in mehreren unabhängigen Studien nachgewiesen, dass Bisphenol A eine hormonartige Wirkung hat und Missbildungen bei Tieren verursachen kann. An der Universität Boston haben Versuche mit Bisphenol A an weiblichen Ratten schon in Kleinstmengen zu Veränderungen der Organe geführt. Schwangere Tiere wurden für den Versuch einer Konzentration von 25 Nanogramm Bisphenol A ausgesetzt. Bei weiblichen Nachkommen veränderten sich daraufhin die Brustdrüsen: Sie bildeten vier Mal so viele Endknospen in den Milchgängen. Auch bei Schnecken und Menschenaffen zeigten sich Missbildungen und Entwicklungsstörungen verursacht von niedrigen Dosen Bisphenol A. Die Weibchen von Wasserschnecken produzierten so viele Eier, dass ihre Eileiter mitunter unter der Last zerrissen und die Tiere daran qualvoll starben.Wie wirkt Bisphenol A beim Menschen?
Wissenschaftler der Universität von Cincinnati ahmten in Versuchen nach, wie BPA in durchschnittlichen Alltagsmengen auf den menschlichen Organismus wirkt. Es stellte sich dabei heraus, dass die Chemikalie in den menschlichen Zellen das Hormon Adiponectin unterdrückt. Dieses schützt den Organismus bis zu einem bestimmten Grad vor dem metabolischen Syndrom. Dabei handelt es sich um vier Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte.Andere Studien geben Hinweise darauf, dass BPA die Gehirnentwicklung bei Kleinkindern schädigt und bei Erwachsenen zu Leberschäden führen kann. Zudem soll Bisphenol A aufgrund seiner hormonartigen Wirkung Einfluss auf das Prostata- und Brustkrebsrisiko nehmen, so sagt zum Beispiel das deutsche Umweltbundesamt.
Langzeitschäden vor allem für Kinder? Der Streit um einen Schwellenwert!
Während ein Großteil der unabhängig durchgeführten Studien belegt, dass schon geringe Mengen der Chemikalie Bisphenol A ein Risiko für die Gesundheit darstellen, kommen viele der Untersuchungen, die seitens der Industrie finanziert wurden, zu dem Resultat, BPA sei unbedenklich.Die Befürchtung, dass BPA schädlich sein könnte, hat allerdings erst kürzlich dazu geführt, dass Drogerieketten BPA-belastete Schnuller aus ihren Regalen verbannt haben. Bereits 2007 wurde der Grenzwert für Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht auf europäischer Ebene von 10 auf 50 Mikrogramm angehoben. Der BUND hält – in Übereinstimmung mit verschiedenen Wissenschaftlern – diesen Wert für wesentlich zu hoch. Die Umweltschützer geben zu denken: Gerade Kinder reagierten besonders sensibel auf hormonartige Schadstoffe, da sie sich noch in der Entwicklung befänden und bereits geringe Mengen an Bisphenol A zu Langzeitschäden führen könnten.