Grün, grüner, Greenwashing?
Das so genannte Greenwashing wird als Strategie benutzt, um einer Firmengeschichte oder einem Produkt eine - im ökologischen Sinne - reine, weiße (besser: grüne) Weste zu verpassen. Analog dazu heißt "to whitewash something": etwas weißwaschen oder auch schönfärben. Allein die Analogie zu benutzen, ist eine kritische Sicht auf PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen (gegebenenfalls im Nachhinein) in der Öffentlichkeit ein umweltfreundlich(er)es und verantwortungsvoll(er)es Image zu verleihen (auf Deutsch etwa: "sich ein grünes Mäntelchen umhängen"). So geben dann sowohl produzierende als auch dienstleistende Unternehmen zum Beispiel an oder schlimmstenfalls nur vor, die Umwelt oder das Klima zu schonen, Produkte fair zu handeln oder auf ökologisch verträgliche Weise herzustellen. Die entsprechenden Produkte oder Dienstleistungen werden mit Attributen wie "öko", "bio" oder "pflanzlich" angepriesen. Die Unternehmen setzen besonders auf Werbestrategien, Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit, um ein grünes Image zu erreichen oder zu erhalten.Grüner Atomstrom: Große Unternehmen waschen sich "grün"
Ökologisch, biologisch und klimaschonend zu handeln, ist heutzutage längst nicht mehr ein Etikett für nur cordhosentragende Öko-Hippies. Vielmehr wollen sogar die Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken Klimaschützer sein und auch die Ölkonzerne sind angeblich um das Klima besorgt. Das zumindest sollen wir, die Verbraucher, glauben. Die Realität sieht vielfach anders aus. Denn oft werden kleine ökologische Modellprojekte positiv in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt, während das alte - vielleicht gar nicht grüne - Kerngeschäft weiternach dem alteingefahrenen Muster läuft. Eine der bekanntesten Greenwashing-Kampagnen der letzten Jahre war die Kampagne "beyond petroleum" von BP. BP gab sich im Zuge der Kampagne zunächst ein neues Logo: Die Sonne umgeben von jeder Menge grüner Biomasse. Und sogar der Traditionsname des Unternehmens BP = British Petroleum wurde geändert. Naja, das B wurde anders besetzt: BP wurde zu Beyond Petroleum = "jenseits vom Öl", angekommen im "Nachöl-Zeitalter". Zusätzlich startete BP mit einem neuen Geschäftsbereich: "Alternativenergy". Doch all dies und auch medienwirksame Aktionen wie die Installation von Solarstromanlagen auf einigen BP-Tankstellen ändern nichts daran, dass die Firma BP ihre Gewinne fast zu einhundert Prozent mit einem wenig umweltschonendem Produkt erwirtschaftet: Erdöl.Auch dem Stromerzeuger Vattenfall wird immer wieder Greenwashing vorgeworfen. Auf der Homepage des Konzerns heißt es, Vattenfall produziere Strom und Wärme im Einklang mit Natur und Landschaft. Außerdem trage der Konzern durch effiziente Energienutzung und optimierte Energieerzeugung der Kraftwerke aktiv zum Klimaschutz bei. Doch die Wirklichkeit sieht, so betont zum Beispiel die Umweltschutzorganisation Greenpeace, anders aus. Ein Beispiel ist das Steinkohlekraftwerk Moorburg in Hamburg. Mit seiner Inbetriebnahme wurde laut Greenpeace in der Hansestadt der Ausstoß von Kohlendioxid in den kommenden 40 Jahren um 8,5 Millionen Tonnen jährlich erhöht. Dies entspricht einer Steigerung um 70 Prozent. Damit ist die Anlage ungefähr doppelt so klimaschädlich wie ein modernes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk.