Plastikmüll in Deutschland
Im Alltag produzieren wir meist unbemerkt riesige Mengen Müll: Wir essen Joghurt aus Bechern, tragen unsere Einkäufe in Plastiktüten nach Hause und benutzen beim Picknick im Park Einweggeschirr. In Deutschland sollen jährlich pro Jahr und Kopf etwa 300 bis 500 Kilogramm Abfall entstehen, davon sind 10 bis 15 Prozent Abfälle aus Kunststoff.Das Entsorgungsproblem
Der Plastikmüll wird auf unterschiedliche Art und Weise entsorgt. Besonders problematisch gestaltet sich dabei die große Vielfalt unterschiedlicher Kunststoffe, denn meist können nur die sortenreinen und kaum verunreinigten Materialien direkt für neue Produkte wiederverwertet werden (materielles Recycling). Gemischte Kunststoffabfälle müssen zunächst mithilfe von bestimmten Verfahren getrennt werden, um sie materiell zu recyceln.Wenn die Plastikabfälle stark verunreinigt sind, ist das materielle Recycling nicht mehr sinnvoll. Stattdessen können die Kunststoffe mithilfe chemischer Prozesse in ihre Bestandteile zerlegt werden (chemisches Recycling). Ein Problem hierbei ist jedoch, dass dabei in Plastik enthaltenes Chlor die Anlagen schädigen kann und bei unsachgemäßem Betrieb möglicherweise giftige und krebserregende Stoffe entstehen.
Eine dritte Möglichkeit der Entsorgung ist die energetische Verwertung, das heißt die Verbrennung auf Mülldeponien. Obwohl die dabei entstehende Energie genutzt wird, ist die Müllverbrennung aus ökologischer und ökonomischer Sicht keine optimale Lösung für die Entsorgung von Kunststoffabfällen: Der energetische Wirkungsgrad beträgt nur 20 Prozent und ist somit wenig effektiv und wirtschaftlich. Darüber hinaus entstehen bei der Verbrennung CO2-Emissionen und, je nach Zusammensetzung der verbrannten Stoffe, andere Abgase.
Neues Verfahren: Die Kunststoffverölung
Der erste Schritt, das Müllproblem in den Griff zu bekommen, sollte ein Überdenken der eigenen Lebensweise sein. Nur wenn wir auf Dauer weniger verschwenderisch mit den Ressourcen unserer Erde umgehen, ist ein Überleben auf lange Zeit gesichert. Also lieber eine Tasche aus Stoff zum Einkauf mitnehmen, auf Fastfood in Plastikverpackungen verzichten und im Supermarkt Produkte ohne Plastikhülle vorziehen.Doch selbst dann noch fällt eine große Menge Kunststoffabfall an, die sinnvoll verwertet werden muss. Eine Lösung für das Problem ist möglicherweise die sogenannte Kunststoffverölung, mit deren Hilfe aus Plastik Öl gewonnen werden soll. Dazu werden die Kunststoffe in einem dreistufigen Thermolyse-Verfahren zunächst erhitzt. Die sich dabei bildenden Gase kühlen anschließend ab und werden flüssig, es entsteht Produktöl. Dieses kann entweder als leichtes Heizöl verwendet oder – in veredelter Form – für andere Zwecke genutzt werden. Der Wirkungsgrad dieser Weiterverwertung soll 80 Prozent betragen: Aus 100 Gramm Plastikmüll lassen sich etwa 85 Milliliter Öl gewinnen, heißt es.
Auf diese Weise soll ein kreislaufähnlicher Ablauf entstehen: Abfälle werden sinnvoll verwertet und in Öl umgewandelt, was in der Folge die Öl-Importe reduziert. Darüber hinaus soll bei der Kunststoffverölung weniger CO2 als bei der Müllverbrennung entstehen.
Das Verfahren zur Herstellung von Öl aus Plastik wurde bereits 1937 entdeckt und patentiert, doch bisher wurde es nie in großem Maßstab angewandt. Das soll sich jetzt ändern: Der Bremer Öko-Energie Umweltfonds 1 GmbH & Co KG will die ersten vier Anlagen für Kunststoffverölung in Mannheim bauen lassen. Sie sollen mithilfe der Syntrol-Thermolyse aus Plastikmüll Heizöl generieren und so dazu beitragen, Kunststoffe sinnvoll zu recyceln.