Den ganzen Tag draußen zu spielen, zu toben und zu entdecken, Blätter, Früchte, Käfer und Erfahrungen zu sammeln - bei jedem Wind und Wetter. Immer mehr (Stadt)Eltern finden, ein Waldkindergarten sei eine gute Sache für ihre Kinder.
Eltern und Experten klagen, dass Kinder heutzutage zu wenig draußen an der frischen Luft seien und viel zu häufig und zu lange vor TV oder PC säßen. Gerade für Stadtkinder, die oft in einer Wohnung ohne Garten leben, ist es wichtig, draußen zu spielen. Ein Waldkindergarten verschafft Kindern genau diese Möglichkeit: Frische Luft ist gesund, das Spielen in der Natur stärkt das Immunsystem und fördert die kindliche Entwicklung.
Der Waldkindergarten
In einem Waldkindergarten sind die Kinder den ganzen Tag draußen. Sie sitzen zum Beispiel auf Baumstämmen im Sitzkreis und singen, spielen mit Blättern, Stöcken und Waldfrüchten und toben durch das Grün. Bei jedem Wetter, auch bei Regen und Schnee. Nur bei extremer Witterung wird ein Schutzraum aufgesucht. Dies kann zum Beispiel ein Bauwagen, ein Blockhaus oder ein Försterhaus sein. Ansonsten sind Waldkindergärten wie andere Kindergärten auch, in denen die Kinder spielen, lernen, basteln, toben und singen. Ihre Entwicklung wird genau so gefördert wie in einem herkömmlichen Kindergarten. Ein Vorteil des Waldkindergartens ist vielleicht, dass die Kinder keine Spielzeugecke oder ähnliches haben. Sie spielen mit dem, was sie in der Natur finden. Und das kann oft sehr viel spannender als industriell gefertigtes Spielzeug sein. Beliebt sind Äste, Steine, Tannenzapfen und Blätter - und natürkich alles, was krabbelt. Die Gruppengröße in einem Waldkindergarten ist wie in den anderen Einrichtungen, sie liegt im Schnitt bei 15 bis 20 Kindern, die von mindestens zwei staatlich anerkannten Erziehern betreut werden. Das Alter der Kinder reicht von drei bis sechs Jahren (Elementargruppen).
Mein Freund der Wald
Eine schöne Nebenwirkung eines Waldkindergarten ist auch, dass die Kinder den Wald als ihren Freund begreifen. Sie fühlen sich im Wald wohl und geborgen, denn sie kennen sich im Wald bestens aus. Und nur das, was man kennt und liebt, beschützt man später. Deshalb unterstützt die
Schutzgemeinschaft Deutscher WaldSchutzgemeinschaft Deutscher Wald die Idee des Waldkindergartens mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln.
Waldkindergarten: Ungestörtes Spiel in der Stille der Natur
Neben dem Erleben der Natur ist es für viele (Stadt)Kinder auch eine schöne Erfahrung, in der Stille des Waldes zu spielen. Oft sind sie mit ihrer Gruppe alleine im Wald, und auch wenn sie die Natur häufig mit ihrem Gesang oder Geschrei erfüllen, so gibt es doch genug Zeit, um den Geräuschen des Waldes zu lauschen. Es gibt viele Momente, in denen die Kinder lesen oder spielen und die Ruhe des Waldes auf sie wirkt.
Verteilung der Waldkindergärten in Deutschland
Ungefähr 700 Waldkindergärten gibt es inzwischen in Deutschland. Und das, obwohl der erste anerkannte Waldkindergarten erst 1993 in Flensburg entstand. Die meisten Waldkindergärten findet man naturgemäß in ländlicheren Gegenden, denn man braucht nun mal einen Wald für einen Waldkindergarten. Eltern, die mitten in der (Groß)Stadt leben, haben oft nicht die Chance, ihre Kinder in den Waldkindergarten zu schicken: lange Anfahrtswege und/oder fehlende Mobilität verhindern dies. In der Umgebung von Berlin, die reich an Wäldern und Seen ist, gibt es nur zwölf Waldkindergärten. Der Großteil befindet sich im Norden der Stadt. München hat zurzeit neun, Hamburg sogar siebzehn eingetragene Waldkindergärten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl finden sich die meisten Waldkindergärten in kleineren Städten. So hat Freiburg mit seinen 220.000 Einwohnern alleine zehn Waldkindergärten.