Was ist Ökostrom?
Ökostrom ist Strom, der umweltverträglich erzeugt wird - ohne beispielsweise CO2 freizusetzen. Als Energiequellen dienen derzeit sogenannte erneuerbare Energien, also vor allem Wasser und Wind. Auch Biogas, Biomasse, Sonnenenergie (Photovoltaik ), Solarthermie (Sonnenwärme) und Geothermie (Erdwärme) sind mögliche Quellen für umweltfreundlich gewonnene Energie. Allerdings spielen sie mengenmäßig betrachtet noch eine ökologische Nebenrolle. Hinzu kommt, dass beispielsweise Geothermie nicht unumstritten ist, da sie aus alten Bergwerksschächten gewonnen werden könne, wie derwesten.de schreibt.Was Ökostrom ist und warum wir ihn noch längst nicht alle haben, beantwortet die folgende Video-Animation des WWF (Quelle: YouTube) anschaulich:
Grünfärberei & andere Verkaufsstrategien der Stromanbieter
Leider ist der Begriff Ökostrom dehnbar. Laut derwesten.de "gibt es keine klaren gesetzlichen Regeln, welche Kriterien Anbieter erfüllen müssen, damit sie ihren Strom als Öko deklarieren können". Das nutzt so mancher Anbieter und bezeichnet seinen Strom auch dann als Ökostrom, wenn dieser größtenteils aus Kraftwerken kommt, die fossile Stromquellen wie Kohle, Erdgas oder Erdöl sowie Atomstrom – also herkömmlich erzeugten Strom – nutzen und nur ein kleiner Anteil grünen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammt.Eine andere Form der Grünfärberei ist die: Stromversorger, die alle Arten von Stromerzeugung im Angebot hätten, würden der laut NDR insbesondere infolge des Reaktorunglücks in Japan wachsenden Zahl von Möchte-Gern-Ökostrom-Kunden grünen Strom anbieten – "auf Kosten des restlichen Energiemix, der dann einfach weniger Ökostrom beinhaltet", wie es in einem aktuellen Newsletter von Öko-Test heißt.
Und auch die folgende Strategie sei unter Anbietern gang und gäbe: Stromanbieter kauften laut Öko-Test im Ausland, etwa in Norwegen oder Polen, "Ökostrom", der jedoch teilweise von alten und entsprechend nicht wirklich ökologisch erzeugenden Wasserkraftwerken stammt. Der weggekaufte Strom fehlt im Verbundnetz dort und wird in der Regel mit konventionell erzeugtem Strom ersetzt. Laut aktuellen Medienberichten wie dem Videobericht des ZDF weicht unser Nachbar Polen beispielsweise derzeit nicht von seinen Plänen ab, erstmals Atom-Kraftwerke zu bauen.
Empfehlenswerter Ökostrom
Wer sich beispielsweise im Internet aufmacht, einen Ökostrom-Anbieter zu suchen, wird zuhauf fündig. Aber Vorsicht! Gegenüber derwesten.de sagt Jürgen Stellpflug von der Zeitschrift "Öko-Test": "Die Anbieter sind nicht verpflichtet, die Herkunft ihres Stroms zweifelsfrei nachzuweisen. Deshalb können wir nur vier Anbieter uneingeschränkt empfehlen". Die vier Ökostrom-Anbieter sind demnach:- Lichtblick
- die Elektrizitätswerke Schönau (EWS)
- Greenpeace Energy
- und Naturstrom.
Was kommt aus der Steckdose: Ist Strom nicht gleich Strom?
Wir beziehen unseren Strom alle aus einem einzigen Verbundnetz. Wenn Sie Ökostrom beziehen und Ihr Nachbar konventionell produzierten Strom, dann kommt bei Ihnen beiden ein und der gleiche Strom aus den Steckdosen. Physikalisch ist Strom tatsächlich gleich Strom. Die bewusste Wahl des Stromanbieters hat jedoch Einfluss darauf, wie sich der Strom, der in das Stromverbundnetz eingespeist wird, zusammensetzt.Und die Rechnung ist ganz einfach: Je mehr Verbraucher Ökostrom bestellen, desto mehr Ökostrom wird dort auch eingespeist. Die Nachfrage reguliert das Angebot. Laut derwesten.de habe "der verkaufte Strom, den Ökoanbieter ins Netz speisen, Vorrang vor konventionellem". Doch die Stromanbieter haben zwei Möglichkeiten der Einspeisung ihres Stroms ins Verbundnetz:
Wie wird Ökostrom ins Verbundnetz eingespeist?
Mit einem Vertragsabschluss verpflichtet sich der Ökostrom-Anbieter, die Verbrauchsmenge des Verbrauchers als Ökostrom ins Netz einzuspeisen. Aber: Einige Anbieter versorgen mengengleich, andere zeitgleich.Mengengleich bedeutet laut Wikipedia, dass Ihr Ökostrom-Anbieter übers Jahr genau so viel Ökostrom ins Netz gibt, wie Sie in diesem Zeitraum verbrauchen. Hat der Anbieter zu wenig eingespeist, wird teils von anderen Anbietern beziehungsweise den Netzbetreibern ausgeglichen - mitunter statt mit Ökostrom mit konventionellem.
Zeitgleich meint demnach eigentlich gleichzeitig und bedeutet, dass Ihr Ökostrom-Anbieter zu jeder Zeit genau die Menge an Ökostrom ins Netz einspeist, die Sie verbrauchen.
Das zeitgleiche Einspeisen von Strom ins Verbundnetz erfordert einen höheren technischen Aufwand – ein Grund, warum die zeitgleiche Versorgung teurer ist. Wikipedia schreibt weiter, wenn keine näheren Angaben seitens der Anbieter gemacht würden, handele es sich üblicherweise um mengengleiche Einspeisung.
Aber: Nur ein zeitgleich einspeisender Versorger könne laut Wikipedia weitgehend garantieren, dass der Kunde mit dem Begleichen seiner Stromrechnung ausschließlich jene Arten von Stromerzeugung unterstütze, die im Strommix deklariert seien.
Das sollten Sie außerdem wissen: Etwa fünf bis zehn Prozent des Stroms im Verbundnetz gehen bei der Stromübertragung verloren. Die sogenannten Übertragungsverluste ersetzen die Netzbetreiber laut Wikipedia, ohne dass die Stromanbieter darauf Einfluss nehmen könnten.
Was kostet Ökostrom?
Fast jeder zweite deutsche Stromverbraucher wäre derzeit einer aktuellen Forsa-Umfrage für das RTL-Mittagsjournal "Punkt 12" zufolge persönlich bereit, für Strom, der nicht mehr in Kernkraftwerken erzeugt wird, das Doppelte zu zahlen. Demnach gaben weitere 48 Prozent der Befragten an, sie wären nicht dazu bereit. Dies gelte vor allem für Arbeiter (72 Prozent), die Befragten mit Hauptschulabschluss (57 Prozent) sowie die Anhänger der Union (59 Prozent) unter den 1.001 am 17. März 2011 Befragten.Es ist inzwischen klar, dass Ökostrom heute nicht mehr teurer als herkömmlich produzierter Strom sein muss. Oft findet sich sogar Ökostrom, der günstiger ist, als das Basistarifmodell der meisten konventionellen Anbieter, das viele Verbraucher seit Jahren nutzen.
Das Internet hilft Verbrauchern, die Preise von Ökostrom zu vergleichen. Einschlägige Preisvergleicher und hilfreiche Infos zum Wechsel findet man zum Beispiel auf den Seiten Ecotopten des Öko-Instituts oder Öko-Test.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schreibt, sei es weitaus schwieriger, die Qualität des hierzulande angebotenen Ökostroms zu vergleichen als dessen Preis. Beim Preisvergleich helfen schließlich die eben erwähnten und andere Preisvergleicher. Bei der Suche nach der grünsten Qualität können Qualitätssiegel helfen. Doch leider ist nicht alles Ökostrom, was als Ökostrom deklariert wird. Erkundigen Sie sich also unbedingt, welche Kriterien den Bio-Zertifikaten zugrunde liegen, mit denen ein Ökostrom-Anbieter wirbt.