Green Key – warum die Rezidor Hotel Group auf "Öko" setzt
Willem van der Zee (Foto, rechts) ist seit Januar 2012 neuer Area Vice President Radisson Blu und zuständig für 25 Hotels im Management und in Pacht sowie 16 Franchise Betriebe in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Deutschland, Ungarn, Rumänien sowie in der Slowakei und in der Schweiz. Im Interview mit YaaCool Bio erläutert der Niederländer anlässlich der Verleihung des internationalen Zertifikats "Green Key", warum die Rezidor Hotel Group die Green Key-Zertifizierung als wichtigen Baustein der hauseigenen Unternehmensstrategie "Responsible Business Program" sieht.Doreen Brumme, Chefredakteurin YaaCool Bio: Willem van der Zee, was bedeutet die Umwelt-Auszeichnung "Green Key" Ihrer Unternehmensgruppe?
Willem Van der Zee, Area Vice President Radisson Blu: Wir übernehmen ökologische Verantwortung und setzen mit dem internationalen Zertifikat Green Key ein wichtiges Signal für unsere Partner und Kunden. So, wie wir auch soziale Verantwortung übernehmen, wollen wir auch ökologisch nachhaltig handeln. Und dabei "Klassenbester" sein. Dabei geht es nicht nur um Zahlen, Fakten, Steuern - ein Blick auf die Welt bestätigt die Notwendigkeit verantwortungsvollen Handelns. Schließlich wollen wir unsere Hotels morgen auch noch führen.YaaCool Bio: Die heute ausgezeichneten Hotels der Rezidor Group sind die ersten, die in Deutschland das Green Key-Label tragen. Warum haben Sie sich um dieses Zertifikat bemüht, wo es doch viele andere Umwelt-Siegel in der Hotelbranche gibt?
Willem Van der Zee: Ein "Hotel" verbindet jeder mit "Hotelzimmer" und "Schlüssel" (lacht). ISO 14001 klingt nicht so sexy, oder? Außerdem wissen viele Partner und Gäste mit dem Standard nichts anzufangen. Green Key dagegen … Im Ernst: Wir positionieren uns und unsere ökologische Verantwortung mit dem "Grünen Schlüssel", "Green Key" (Englisch) beziehungsweise "Clé verte" (Französisch – Anmerkungen der Redaktion) international verständlich. Das Zertifikat ist in der Welt anerkannt und verbreitet, es passt zu unseren Hotels, die wie das hier in Hamburg-Dammtor, mitten in der Stadt stehen und nicht auf einer grünen Wiese. Der "Green Key" ist in der Hotelbranche begehrt und wir sind stolz auf diese Auszeichnung. Die im Übrigen für uns kein Ziel ist, sondern eher ein Start. Außerdem gibt es im Rahmen der Green-Key-Kampagne in jedem Land einen Ansprechpartner (in Deutschland die DGU), der mit den Hotels in engem Kontakt steht. Das erleichtert beiden Seiten, Zeichenvergeber und Zeichenträger, die Zusammenarbeit.YaaCool Bio: Wie stellen Sie sich den idealen Green-Guest für Ihre Hotels vor?
Willem Van der Zee: Ich erwarte von unseren Gästen, dass sie bereit sind, ihrerseits Verantwortung zu übernehmen. Der Olympische Gedanke "dabei zu sein" zählt.YaaCool Bio: Warum sollte ein Gast Green-Key-Zimmer bevorzugen?
Willem Van der Zee: Dass wir im Hotel ökologisch verantwortlich handeln, spürt der aufmerksame Gast an vielen Stellen. Andere umweltschützende Aktivitäten laufen für den Gast im Verborgenen. Wer "dabei sein will", ist dabei.YaaCool Bio: Verzichtet man mit Green Key nicht auf einen Teil des "Luxus", den man mit dem Aufenthalt in einem Hotel im Allgemeinen verbindet: Zum Beispiel auf täglich frische Handtücher oder Bettwäsche? Wie reagieren Ihre Gäste
Willem Van der Zee: Unsere Gäste haben doch die Wahl. Ich nenne das sogar den "Luxus der Wahl": Für die Gäste, die täglich frische Hamdtücher wollen, bleibt alles, wie es ist. Die bekommen dann jeden Tag ihre frischen Handtücher. Die anderen, die Green Key-Gäste verzichten damit ja nicht auf Luxus, sondern nutzen Ressourcen gegebenenfalls verantwortungsvoller, sprich: länger als einen Tag.YaaCool Bio: Deutsche Verbraucher verbinden mit "Öko" hohe Qualität und nachhaltigen Lifestyle. Sie sind bereit, dafür den meist höheren Bio-Preis zu zahlen. Sind Green-Key-Zimmer teurer als herkömmliche Hotelzimmer?
Willem Van der Zee: Nein.YaaCool Bio: Es heißt immer, die "Mühlen von Behörden mahlen langsam". Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit deutschen Ämtern, Organisationen und Unternehmen, wenn es gilt, ein Hotel ab sofort nachhaltig zu betreiben?
Willem Van der Zee: Ganz ehrlich? Ich bin für unsere Hotels in vielen Ländern verantwortlich. Deshalb habe ich den Vergleich. In Deutschland läuft die Zusammenarbeit reibungslos, ganz gleich, ob mit staatlichen oder privatwirtschaftlichen Partnern. Mit Abstand reibungsloser als woanders …YaaCool Bio: Wie viele Hotels Ihrer Gruppe sind zurzeit mit dem Label Green Key ausgezeichnet?
Willem Van der Zee: Seit heute 33 mehr, darunter alle unsere deutschen Häuser. Wie gesagt, das ist erst der Anfang. Das Zertifikat hat progressiven Charakter, die Verantwortung wird größer, die ökologischen Aktivitäten werden stetig ausgebaut und intensiviert.YaaCool Bio: Ist Grün die Farbe der Zukunft in der Hotelbranche?
Willem Van der Zee: Ja, ganz klar.Hintergrund: Die wichtigsten Fakten zum eco-Label für Hotels: Green Key
1. Wofür steht das eco-Label Green Key?
Green Key ist ein Zertifizierungs-Programm mit dem Ziel, Eigentümer, Mitarbeiter und Gäste für ihr Potenzial von Umwelt-und Nachhaltigkeitsaspekten in ihrem direkten (natürlichen) Umfeld zu sensibilisieren und sie mit der Perspektive aktiven Handelns auszustatten. Dabei verfolge die Green-Key-Kampagne folgende vier Ziele:• Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung von Eigentümern, Mitarbeitern und Gästen
• Umweltschutz und Nachhaltigkeit durch Verringerung der Umweltbelastung der Einrichtung
• Kostenreduzierung durch ein wirtschaftliches Management (Verbrauchsreduzierung)
• Marketing-Strategie durch Verbreitung des Eco-Labels und damit ausgezeichnete Einrichtungen
2. Wer vergibt das Green-Key-Label an deutsche Hotels?
Hierzulande ist die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung e.V. (DGU) mit Sitz in Schwerin verantwortlich für die Durchführung der Kampagne und die Vergabe des Umwelt-Labels Green Key an Hotels. Die DGU fördert nach eigenen Angaben die Umwelterziehung als pädagogisch und wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit der natürlichen, der sozialen und der gebauten Umwelt. Dabei verfolge sie auf nationaler Ebene die gleichen Ziele wie die Stiftung für Umwelterziehung in Europa (The Foundation for Environmental Education, kurz: F.E.E.), die insbesondere die Nutzung vorhandener Einrichtungen zur Umwelterziehung und Initiativen zu ihrer Verbreitung unterstütze. Green Key ist ein internationales Programm der FEE, das 1994 gestartet wurde. Demnach sind mit dem Eco-Label derzeit mehr als 1.800 Adressen in 29 Ländern ausgezeichnet.3. Welches Hotel kann sich um das Green-Key-Label bemühen?
Der DGU zufolge könne sich jedes Hotel in Deutschland an der Kampagne Green Key beteiligen. Dazu müsse es den Antrag ausfüllen, die entsprechenden Formulare finden Bewerber auf der Internetseite der DGU. Die Teilnahme koste demnach 1.000 Euro im Pilotjahr 2011/2012. Dafür erhalte das Hotel nach erfolgreicher Zertifizierung das Recht, ein Jahr lang das Umwelt-Zeichen Green Key zu tragen. Die DGU erklärt dazu, dass im Laufe des Jahres angemeldete und unangemeldete Kontrollbesuche erfolgten.4. Welche Kriterien muss ein Hotel erfüllen, um das eco-Label Green Key zu erhalten?
Die Kriterien, denen ein Hotel gerecht werden muss, das sich um das Green-Key-Label bewirbt, sind von den Veranstaltern der Kampagne in verbindliche und optionale und in verschiedenen Kategorien unterteilt. Verbindliche Kriterien müssen in jeder Green-Key-Einrichtung erfüllt werden. Optionale Kriterien dagegen sollten so weit wie möglich erfüllt werden beziehungsweise solle die Einrichtung an deren Erfüllung arbeiten (progressiver Aspekt).Die einzelnen Kriterien sind in folgende Kategorien aufgeteilt:
• I. Umweltmanagement
(Zum Beispiel lautet Punkt I.1. hier: "Das Management hat einen Umweltbeauftragten ernannt.")
• II. Beteiligung von Mitarbeitern
(Zum Beispiel lautet Punkt II.3. hier: "Der Umweltbeauftragte sowie weitere Mitarbeiter, die an Umweltprojekten beteiligt sind, nehmen an einer Schulung über Umweltthemen teil. Der nationale Green Key Koordinator (in Deutschland die DGU – Anmerkung der Redaktion) sowie die Green Key Jury stehen dabei für Informationen zur Verfügung.")
• III. Gästeinformationen
(Zum Beispiel lautet Punkt III.2. hier: "Das Unternehmen informiert die Gäste über die Umweltthemen des Unternehmens und zeigt, wie sich Gäste an Umweltprojekten beteiligen können. (z.B. durch Informationsmaterial, Leaflets etc.)")
• IV. Wasser
(Zum Beispiel lautet Punkt IV.3. hier: "Es gibt keine tropfenden Wasserhähne oder undichte Toiletten. Z.B. ist das Reinigungspersonal verpflichtet, tropfende Wasserhähne zu melden, eine Reparatur wird daraufhin schnellstmöglich veranlasst.")
• V. Wasch-und Reinigungsmittel
(Zum Beispiel lautet der Punkt V.2. hier: "Neu gekaufte chemische Reinigungsmittel und Produkte zum Waschen enthalten keine Mittel, die in den "Green Key Anforderungen an Reinigungs- und Wäschemittel" aufgeführt sind. (siehe Liste auf Green Key Homepage)
• VI. Abfallminimierung
(Zum Beispiel lautet Punkt VI.5. hier: "Toilettenartikel wie Shampoo, Seife, Duschhaube, etc. in den Zimmern sind nicht in Einzel-Behältern verpackt. Falls doch, wird für die Verpackung Recycling-Material genutzt.")
• VII. Energieeinsparung
(Zum Beispiel lautet Punkt VII.24. hier: "Die Unterkunft verfügt über ein Keycard-System, welches elektrische Geräte bzw. Beleuchtung bei Abwesenheit der Gäste in vermieteten Räumen ausschaltet.")
• VIII. Speisen und Getränke
(Zum Beispiel lautet Punkt VIII. 1. hier: "Das Unternehmen registriert den Kauf von gekennzeichneten Produkten (z.B. regional produziert, Bio-Herstellung). 12 Monate nach Antragstellung beträgt der Anteil der gekennzeichneten Produkte mindestens 5 Prozent aller Lebensmittel (bezogen auf den Geldwert).")
• IX. Raumklima
(Zum Beispiel lautet Punkt IX.1. hier: "Das Unternehmen respektiert Rechtsvorschriften über umweltschädliche Stoffe und Materialien in den Gebäuden des Unternehmens.")
• X. Parks und Parkplätze
(Zum Beispiel lautet Punkt X.3. hier: "Blumen und Gärten werden entweder in den Morgenstunden oder nach Sonnenuntergang bewässert.")
• XI. Umweltaktivitäten
Zum Beispiel lautet Punkt XI.5 . hier: "Das Unternehmen bietet Aktivitäten im Rahmen von nachhaltiger Entwicklung, Umwelt und Natur für die Gäste (sowohl im eigentlichen Bereich des Unternehmens als auch in der Umgebung) und trägt zu einem bewussteren Umgang mit diesen Themen bei.")
• XII. Verwaltung
(Zum Beispiel lautet Punkt XII.2. hier: "Das Briefpapier, die Broschüren, etc. des Unternehmens wurden mit einem Öko-Label ausgezeichnet oder in einem Unternehmen mit einem bestehenden Umweltmanagementsystem hergestellt.")
Hintergrund: Wer ist die Hotelgruppe Rezidor?
Die Hotelmarken Radisson Blu (ehemals Radisson SAS Hotels & Resorts), Park Inn by Radisson, Hotel Missoni und Country Inns & Suits gehören zur The Carlson Rezidor Hotel Group, eine der Top Ten unter den weltgrößten Hotelgruppen. In Zahlen ausgedrückt sind das derzeit mehr als 425 Hotels mit 93.000 Zimmern in Betrieb oder Bau in mehr als 65 Ländern Europas, des Mittleren Ostens und Afrikas, die einen First Class-Service sowie ein zeitgemäßes Hotelerlebnis im Familien-Segment, im gehobenen Segment und im High-End-Luxus-Segment bieten.Die Rezidor-Gruppe wurde mit zahlreichen Preisen als beste Hotelkette ausgezeichnet und ist insbesondere für die Service-Philosophie "Yes I Can!" und die "100% Gästezufriedenheits-Garantie" bekannt.