Die Ursachen: Umgestaltung der Lebensräume, Raubbau, Übernutzung
Das Artensterben ist zu einem überwiegenden Teil vom Menschen verursacht. Um Anbauflächen zu gewinnen, roden wir Urwälder oder legen Sümpfe trocken und zerstören so nach und nach den natürlichen Lebensraum vieler bedrohter Tierarten. Auch der Klimawandel verursacht und beschleunigt den Artenschwund. Besonders Tiere und Pflanzen, die in natürlich begrenzten Gebieten wie im Gebirge oder auf Inseln leben, sind davon betroffen – denn sie haben keine Ausweichmöglichkeiten. Hinzu kommen die bewusste Übernutzung und die Jagd auf seltene Tier- und Pflanzenarten, die kommerziell genutzt werden können. Die vom Menschen verursachte Aussterbe-Rate ist zwischen hundert- und tausendmal höher als das natürliche Artensterben, so die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature).Nabu und WWF fordern schnelles Handeln
Die Lage ist kritisch – doch die internationale Politik reagiert nicht schnell genug, kritisieren die Umweltschutzorganisationen Nabu und WWF.Laut Nabu-Präsident Olaf Tschimpke werde das Ziel der EU, dem Artenschwund bis zum Jahr 2010 Einhalt zu gebieten, in Deutschland nicht erreicht. Immer noch seien etwa ein Drittel der Tierarten, ein Viertel der Pflanzen und drei Viertel der Lebensräume in Deutschland gefährdet. Der Nabu fordert deswegen ein Bundesprogramm Biologische Vielfalt: Es soll die Zusammenarbeit von Bundesländern, Kommunen, Landnutzern und Eigentümern ermöglichen, um die bisher schleppend umgesetzten Naturschutzmaßnahmen der Bundesregierung voranzutreiben.
Auch der WWF sieht das Vorhaben der EU und der Vereinten Nationen, das Artensterben bis 2010 aufzuhalten, als gescheitert an. Das Artensterben habe sich in den vergangenen Jahren sogar noch beschleunigt, so Günter Mitlacher vom WWF.
Auch in Deutschland sehe die Lage nicht besser aus. Zwischen 1994 und 2006 sei die Zahl der bedrohten Biotope sogar um 3,8 Prozent angestiegen – auf 72,5 Prozent. Ebenso scheiterte Deutschland bisher daran, wie vereinbart zwei Prozent unberührte Wildnis und fünf Prozent natürliches Waldland zu etablieren.
Der WWF setzt sich deshalb dafür ein, dass ein UN-Weltrat zum Schutz der biologischen Vielfalt gegründet wird. Diese Institution soll aus wissenschaftlichen Beratern bestehen, die die Regierungen unterstützen und auf die Dringlichkeit des Handelns hinweisen. Der nächste UN-Weltgipfel zum "Übereinkommen über die biologische Vielfalt" (CBD) findet 2010 in Japan statt – bis dahin soll die deutsche Präsidentschaft des CBD den UN-Weltrat einrichten.