Wann ist Futter "Bio"?
Futtermittel, die das Bio-Prädikat verdienen, sind laut Expertenmeinung für den tierischen Organismus nachweislich gesünder, da 100 Prozent biologisches Tierfutter frei von chemischen, künstlichen oder genmanipulierten Zusatzstoffen sein sollte. Wenn man sich an den gängigen Maßstäben orientiert, hieße das: Alle Rohstoffe, die in einer solchen Futtermischung verarbeitet werden, dürften ausschließlich von Bio-zertifizierten Herstellern kommen und bei der Produktion weder Umwelt noch Gesellschaft belasten. In der Theorie eine gute Sache, doch inwieweit müssen sich Hersteller von Bio-Futter an solche Vorgaben halten, die zumindest für Herrchens und Frauchens Lebensmittel ein Standard sind?Haustierfutter: Bio-Siegel nicht gleich Bio-Siegel
Einige Hersteller lassen ihre Futtermittel bereits freiwillig von anerkannten Kontrollstellen prüfen. Für den Verbraucher wird ein positives Testergebniss durch ein Zertifikat sichtbar, das in Form eines Siegels auf der Verpackung zu sehen ist. Doch nicht hinter jedem Siegel stehen die gleichen Ansprüche. Da es noch keine staatlich anerkannten Standards für die Bewertung von Bio-Haustierfutter gibt, kann jeder Hersteller im Prinzip selbst entscheiden, wieviel Bio sein Produkt tatsächlich enthält. In der Praxis sieht das so aus: Jedes Futter-Produkt muss, bevor es in den Handel geht, überprüft werden. Wer dabei zusätzlich die Bezeichnung "bio-zertifiziert" haben möchte, kann das bislang haben. "Derzeit kann noch jeder Hersteller selbst festlegen, was Bio für ihn bedeutet. Wenn er eine Prüfstelle findet, die nach diesen Vorgaben testet, erhält das Futter ein Bio-Zertifikat", erklärt Martin Rombach, Geschäftsführer vom Prüfverein Verarbeitung ökologischer Landbauprodukte e.V. in Karlsruhe (Link unten). "Im Rahmen der neuen EG-Öko-Verordnung wurden wir beauftragt, einen Standard zu entwerfen, der in Zukunft die Testverfahren gesetzlich regelt. Dabei haben wir uns streng an den Standards für Lebensmittel orientiert, denn auch beim Tierfutter stehen die Auswirkungen auf Vitalität und Gesundheit im Vordergrund " erklärt Rombach. Ein weiteres Problem ist aber, dass der Prüfverein den Vorschlag zur Regelung vorgelegt hat, sich jedoch bislang niemand zuständig fühlt, diesen als staatlich anerkannt zu bewilligen. Martin Rombach wünscht sich eine rasche Einigung des Bundes und der Länder auf einen Entschluss, da nur so die Verbraucher Sicherheit erlangen können, dass die Bio-Produkte auch wirklich für Tier und Umwelt die besseren sind.Bio-Futter-Hersteller: Alles Scharlatane?
Nein! Es gibt durchaus Biokost für Hund und Katz, die sich an hohen Maßstäben orientiert und als wirkliches Biofutter bewertet wird. Der Karlsruher Prüfverein testete unterschiedliche Produkte auf Faktoren, die auch ein Bio-Lebensmittel aufweisen müsste, und konnte guten Gewissens das Bio-Zertifikat ausstellen. Kritische Verbraucher sollten sich deshalb das Güte-Siegel auf dem Produkt ihrer Wahl genauer ansehen und gegebenenfalls überprüfen, welche Prüfstelle sich dahinter verbirgt. Auch eine abgedruckte Öko-Prüfnummer kann Aufschluss über die Bio-Qualität des Futters geben.Die gute Nachricht ist, dass durch die neue EG-Öko-Verordnung in Zukunft jeder verpflichtet ist, sein Bio-Produkt überprüfen zu lassen. "Auch bereits auf dem Markt befindliches Bio-Futter wird nochmal getestet", erklärt Dr. Axel Woitowitz, Mitarbeiter der staatlich zugelassenen Kontrollstelle zur Durchführung der EG-Öko-Verordnung ABCERT (Link unten). Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass bislang niemand weiß, wie und was genau geprüft werden soll. Martin Rombach rät deshalb: "Die Verbraucher sollten mehr Druck ausüben, damit endlich eine klare gesetzliche Regelung geschaffen wird.