Sie würden sich wahrscheinlich weniger wohl in Ihrer Haut fühlen, wenn Sie wüssten, unter welchen Bedingungen die meisten Kleidungsstücke leider immer noch produziert werden:
In Ländern wie China, Indien oder Bangladesh ist menschliche Arbeitskraft billig. Dort gibt es auch weniger Arbeitsschutzbedingungen für die Angestellten als in den westlichen Industrienationen. Auch dort, wo eigentlich umwelt- und arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen existieren, werden diese in den sogenannten Freihandelszonen oft faktisch außer Betrieb gesetzt.
In vielen Ländern ist es den Arbeitern verboten, Vereinigungen zu gründen oder sich sonstwie zu organisieren. Wer versucht, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, dem droht die Kündigung. Das gleiche Schicksal droht oft schwangeren Frauen. Die Arbeiter müssen meist im Akkord zwölf bis sechzehn Stunden am Tag schuften, das vorgesehene Tagessoll ist dabei so hoch angesetzt, dass es nicht ohne zusätzliche Überstunden erreichbar ist. Oftmals werden die Arbeiter zusätzlich zu dem psychischen Druck auch körperlich misshandelt und bekommen ihren Lohn gar nicht, viel zu spät oder grundlos gemindert ausgezahlt. Abgesehen davon werden die Angestellten häufig auch nicht vor Schadstoffen wie Pflanzenschutzmitteln oder Farbstoffen geschützt, so dass sie (und häufig auch ihre Nachkommenschaft) erhebliche Gesundheitsschäden erleiden. Wer schon auf Menschen keine Rücksicht nimmt, den interessieren die Umweltschutzbestimmungen natürlich erst recht nicht. Abwässer werden oftmals einfach in irgendein Gewässer geleitet oder in der Natur ausgeschüttet, um Abfallgebühren zu sparen.
Ganz zu schweigen davon, wie viele Kleidungsstücke leider nich immer von den flinken Händen armer Kinder bestickt und genäht werden. Immer wieder tauchen Fälle von Kinderarbeit in Herstellungsprozessen weltweit operierender Firmen auf.
Glücklicherweise verfügen die meisten Menschen hierzulande, nämlich laut Umfragen 85 Prozent aller Deutschen, doch noch über ein soziales und ökologisches Gewissen: Sie sind bereit, bis zu sechzehn Prozent mehr für umwelt- und sozialverträglich hergestellte Produkte zu bezahlen. Mit ihrer Kaufentscheidung können die Verbraucher die Textilproduzenten beeinflussen. Immer mehr Unternehmen erkennen die steigende Nachfrage nach unter ökologisch verträglichen und sozial gerechten Bedingungen hergestellten Produkten und stellen sich darauf ein:
Der schwedische Branchenriese H&M hat seit 2007 eine Linie aus "organic cotton" im Angebot, auch C&A schwimmt mit auf der Ökowelle: Das Düsseldorfer Unternehmen ist bereits der weltweit fünftgrößte Abnehmer von Bio-Baumwolle und will in den nächsten Jahren auf die Position 1 vorrücken.
Viele junge Modedesigner, die mit der "grünen Bewegung" in den 90er-Jahren aufgewachsen sind, haben ihre Label von Anfang an mit dem Anspruch gegründet, biologisch und sozial korrekt hergestellte Produkte anzubieten, die nicht nach Birkenstock und Schlabberpulli aussehen. Einige davon werden Ihnen hier vorgestellt:
HessNatur
Das in den 70er-Jahren gegründete Unternehmen ist einer der Vorreiter im Bereich ökologische Kleidung. Mittlerweile bietet HessNatur auch Heimtextilien, Kosmetik und vieles mehr über das Internet und in Katalogen an. HessNatur beliefert inzwischen sogar Kunden aus den USA, wo der Trend auch immer mehr in Richtung nachhaltig hergestellte Produkte geht. Die Produkte werden aus ökologischen Materialien wie Bio-Baumwolle, Seide und Leinen gefertigt. Es wird auf den Einsatz von Pestiziden und giftigen Farbstoffen verzichtet. Außerdem hat sich HessNatur auch die kontrollierte Produktion unter sozialen Bedingungen auf die Fahnen geschrieben: Als erstes deutsches Unternehmen trat es der "Fair Wear Foundation" bei, die eine transparente Kontrolle der Produktionsbedingungen ermöglicht.Veja
Das Pariser Modelabel Veja verbindet ökologisches sowie soziales Bewusstsein mit angesagtem Design. Die schicken Turnschuhe wurden schon von den Fashion-Magazinen i-D, Glamour, Elle und Vogue gelobt - und zwar zu Recht: Die verwendeten Materialien entsprechen ausnahmslos hohen ökologischen Standards. Die Stoffe bestehen aus reiner Bio-Baumwolle, für die Veja, ganz dem Gedanken des Fair-Trade verpflichtet, den Bauern das Doppelte des üblichen Weltmarktpreises zahlt. Die Gummisohlen bestehen aus Naturkautschuk, der ebenfalls nach fairen Bedingungen hergestellt, verarbeitet und gehandelt wird.Beyond Skin
Wer keine sportlichen Sneakers sondern zur Komplettierung seines Outfits einfach schicke Pumps sucht, muss sein Gewissen trotzdem nicht mit dem Kauf von Schuhen (ökologisch) zweifelhafter Herkunft belasten. Die englische Designerin Natalie Dean hat sich seit dem Jahr 2001 mit der Gründung ihrer Firma Beyond Skin der umweltbewussten Freundinnen hochhackigen Schuhwerks angenommen. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, werden die Schuhe hauptsächlich in Handarbeit angefertigt. Beyond Skin benutzt zur Herstellung zwar nicht nur Bio-Baumwolle, zumindest aber immer die ökologisch freundlichste Alternative. Dies gilt auch im Hinblick auf Werbung: Die Prospekte, Flyer und Ähnliches werden ausnahmslos auf Recyclingpapier mit Sojafarben gedruckt. Die Schuhe werden in London gefertigt, also unter westlichen Arbeits- und Umweltstandards. Von dort aus werden sie in die ganze Welt verschickt.LamuLamu
Wer hätte das gedacht: Hinter dem Label LamuLamu steckt die Katholische Landjugend. Die Textilien dieser Marke werden allesamt unter umweltverträglichen und sozial gerechten Bedingungen hergestellt. LamuLamu richtet sich nach den Bestimmungen des Fairen Handels: Die handgepflückte Baumwolle für die Textilien wird von Kleinbauern im kontrolliert biologischen Anbau bezogen. 0.51 Euro des Verkaufspreises von jedem LamuLamu-T-Shirt gehen direkt in einen Sozialfonds, den die Arbeiterinnen und Arbeiter selbstständig verwalten.Auf allen Herstellungsebenen, vom Anbau über die Weiterverarbeitung bis zum Verkauf, werden die wichtigsten arbeitsrechtlichen Bestimmungen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) eingehalten. Dazu gehören das Verbot von Kinderarbeit, das Recht, Gewerkschaften zu gründen, die Zahlung von Mindestlöhnen, geregelte Arbeitszeiten und weitere Arbeitsschutzbedingungen. Darüberhinaus zählt auch die Verwendung von Reaktivfarben, die bei der Nutzung keine Rückstände freisetzen und daher keine gesundheitlichen Risiken bergen. Hinsichtlich der Baumwollverarbeitung richtet sich LamuLamu nach den Standards des IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft).