Pflanzenarten sterben aus
Etwa 60.000 bis 100.000 Pflanzenarten sollen vom Aussterben bedroht sein – das ist ungefähr ein Viertel aller bekannten Arten. Ein Beispiel ist die in Südafrika vorkommende Protea odorata. Bereits in den 1980er-Jahren fanden Forscher nur noch vier Orte, an denen die zu den Kaprosen gehörende Pflanze wuchs. Drei dieser Populationen wurden jedoch zugunsten der Landwirtschaft und der Erweiterung einer Autobahn zerstört – es verblieb nur eine Population mit insgesamt 17 einzelnen Pflanzen.Geschichten wie diese wiederholen sich ständig überall auf der Welt. Die Zerstörung der Vegetation, die Abholzung des Urwalds, Raubbau sowie der Klimawandel tragen dazu bei, dass Pflanzenarten in immer rasanterem Tempo aussterben.
Pflanzen: Unsere Lebensgrundlage
Das Verschwinden der Pflanzenarten von unserem Planeten ist nicht nur ein großer Verlust für die biologische Vielfalt. Pflanzen sind auch wesentliche Bestandteile jedes Ökosystems und bilden die Lebensgrundlage für Menschen und Tiere. Sie produzieren Sauerstoff zum Atmen, sie reinigen das Wasser, sie liefern Brenn- und Baumaterialien und sind nicht zuletzt unsere Nahrungsgrundlage. Etwa 30.000 Pflanzenarten sind essbar, doch wir nutzen nur einen Bruchteil von ihnen in der Landwirtschaft. Die Erschließung neuer Nahrungspflanzen könnte für die Bekämpfung der Nahrungsknappheit im Hinblick auf die ständig wachsende Bevölkerung von großer Bedeutung sein.Darüber hinaus spielen Pflanzen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Erderwärmung, denn sie absorbieren und binden das klimaschädliche CO2.
Auch in der Medizin sind Pflanzen von großer Bedeutung: So haben zum Beispiel viele Gewächse eine heilsame Wirkung und werden als Medikamente verwendet. Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung soll auf die traditionelle Anwendung von Heilpflanzen angewiesen sein. Auch in unserer Schulmedizin werden Heilpflanzen als Medikamente eingesetzt, aber nur eine von fünf Pflanzenarten wurde auf ihren medizinischen Nutzen hin untersucht. Die große Anzahl nicht ausreichend erforschter Pflanzen birgt ein großes Potenzial für Medikamente und Heilmittel.
Millennium Seed Bank: Konservierung von Pflanzensamen für die Zukunft
Die Millennium Seed Bank in Kew, Südengland, ist die größte Samenbank für Wildpflanzen weltweit und hat es sich zum Ziel gesetzt, Pflanzensamen zu konservieren und sie davor zu bewahren, für immer von unserem Planeten zu verschwinden. Rund 27.700 verschiedene Pflanzenarten sollen im Kühlkeller der englischen Pflanzenbank lagern, zwölf der Arten gelten laut der Millennium Seed Bank in der freien Natur bereits als ausgestorben. Im Oktober 2009 erreichten die Forscher und Mitarbeiter ein wichtiges Etappenziel: Sie konnten nach eigenen Angaben innerhalb von zehn Jahren zehn Prozent der bekannten Landpflanzen in Form von Samen konservieren. Bis 2020 soll diese Zahl auf 25 Prozent erhöht werden.Um die Pflanzensamen zu konservieren, werden diese zunächst drei Monate lang getrocknet und anschließend bei minus 20 Grad eingefroren. Sie sollen dadurch für mindestens 200 Jahre die Fähigkeit behalten, zu keimen. Wissenschaftler sollen dies mithilfe von Stichproben alle zehn Jahre überprüfen. Die Samen stehen zu Forschungszwecken zur Verfügung oder werden gezielt gezüchtet, um wieder in der freien Natur ausgesetzt zu werden.
Im Falle der Protea odorata konnte die Millennium Seed Bank genug Samen konservieren, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Momentan versuchen Mitarbeiter, die Kaprose in einem Naturreservat in Südafrika anzupflanzen, damit sich der Bestand wieder erholt.