Kuh-Futter entlarvt die Milch
Was Molkentin in eineinhalb Jahren Forschung herausgefunden hat, ist für die Arbeit der deutschen Milch-Untersuchungsämter sehr hilfreich: Der Kieler kaufte im zweiwöchigen Rhythmus sechs gängige Milch-Sorten - drei davon in Bioqualität und drei herkömmliche. Die daraus entnommenen Proben wiesen Unterschiede in den chemischen Eigenschaften auf. Die Gewichtsverhältnisse der Kohlenstoffatome in ökologisch erzeugter Milch unterscheiden sich deutlich von denen in herkömmlicher Milch. "Während ökologisch gehaltene Kühe vorwiegend frisches Gras oder Heu zu fressen bekommen, enthält die Nahrung von anderen Kühen meist große Anteile an Mais aus dem Silo. Mais verwertet Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf andere Weise als die meisten anderen Futterpflanzen. Dabei sammeln sich in der Pflanze besonders schwere Kohlenstoffatome an. Da Bio-Kühe weniger Mais fressen, besitzt ihre Milch auch einen geringeren Anteil dieser Atome", erklärt Molkentin als Grund dafür. Noch einen weiteren Faktor machte sich Molkentin für seine Tests zu nutze: Bio-Milch enthält rund zwei Drittel mehr Omega-3-Fettsäuren als herkömmliche. Studien haben ergeben, dass auch dafür die Fütterung verantwortlich ist. "Obwohl der Gehalt an Omega 3 über die Jahreszeiten variiert, gibt es Schwellenwerte, mit denen sich fast alle Proben korrekt als Bio-Milch oder konventionelle Milch einordnen lassen. Noch verlässlichere Ergebnisse wären durch Einkalkulieren der Saison möglich", so Molkentin.Das neue Testverfahren ist noch nicht ausgereift
"Das Verfahren ist derzeit nur als Ergänzung der bestehenden Kontrollmöglichkeiten gedacht, um im Verdachtsfall weitere Indizien sammeln zu können. Darüber hinaus gibt es noch ungeklärte Fragen, zum Beispiel hinsichtlich der Anwendbarkeit auf verarbeitete Milchprodukte sowie auf im Ausland unter anderen Bedingungen erzeugte Milch oder Milchbestandteile, die auch in deutschen Produkten Verwendung finden können", erklärt Molkentin nachhaltig, da seine Testergebnisse bislang zu vereinfacht interpretiert wurden. Laut dem Wissenschaftler ist ein auffälliges Ergebnis in seinen Testmethoden noch kein eindeutiger Hinweis auf Falschdeklaration. Jedoch lässt sich mit diesem Verfahren Betrügern leichter das Handwerk legen: "Die derzeit vorliegenden Daten erlauben die Erhärtung eines auf Grund weiterer Hinweise bestehenden Verdachts", so Molkentin.Kein Schwindel bei getesteter Bio-Milch
Erfreulich ist, dass alle Bio-Produkte in der Testphase ihre Anforderungen erfüllten: "Wir haben Handelsproben untersucht, die uns als vertrauenswürdig erschienen und konnten keine Auffälligkeiten bei Bio-Milch feststellen", so Molkentin. Der Milchtest kann bereits jetzt von anerkannten Untersuchungsämtern genutzt werden. Aus der neuen Prüfmethode einen Schnelltest für Verbraucher zu entwickeln, ist allerdings nicht geplant. " Davon, dass Verbraucherstellen dieses Verfahren nutzen möchten, profitiert letztendlich auch der Konsument", so Molkentin. Um den neuen Test als wirklich sicheres Messinstrument in Sachen Bio-Milch nutzen zu können, muss er in der Praxis weiter überprüft werden. Dennoch ist er eine wertvolle Grundlage in Sachen "mit Sicherheit Bio".