Vor gut zehn Jahren eroberten die Coffee-to-go-Becher aus den USA die deutsche Gastronomielandschaft - und krempelten sie nahezu um: Vor allem das junge Publikum war dankbar, endlich das nachahmen zu können, was in amerikanischen Fersehserien wie Ally McBeal längst vorgemacht wurde. Ob bei Starbucks, World Coffee, Balzac, Dunkin' Donuts oder einfach beim Bäcker: "einen Coffee-to-go, bitte!" - heißt es mittlerweile an nahezu jeder deutschen (Großstadt)Ecke.
Dabei sollte ein Coffee-to-go allenfalls etwas für eine Notsituation sein. Bei über 1.500 Coffee-Shops in Deutschland - Bäcker und Kiosk nicht inbegriffen - bieten sich dem Koffein-Junkie viele Möglichkeiten. Doch so weit wie andere Europäer sind die Deutschen noch lange nicht: In Portugal zum Beispiel konsumieren 80 Prozent ihren Kaffee außer Haus. Ob das nur der sonnigeren Wetterlage oder auch der meist sonnigeren Gemütslage geschuldet ist, sei hier dahingestellt. In Deutschland jedenfalls liegen wir bei "nur" 40 Prozent, vornehmliche Coffee-to-go-Anhänger sind dabei Frauen, wissen Statistiker.
Laut dem Kaffeeverband lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum der Deutschen im Jahr 2008 bei 148 Liter Kaffee. Das macht 60 Liter Kaffee pro Kopf im Jahr, der nicht zu Hause getrunken wird. Gerechnet mit 20 Litern Kaffee aus Coffee-to-go Bechern kommt man schnell auf 80 Pappbecher der Größe 0,25 Liter. 80 Pappbecher pro Jahr multipliziert mit 80 Millionen Einwohnern: Auch ohne die absurde Zahl in Milliardenhöhe konkret zu nennen, wird einem hier bewusst, was für einen enormen Müllberg wir allein hierzulande damit produzieren.
Nun mag es sein, dass man morgens eine Stunde bis zur Arbeit fährt und auf dem Weg gerne einen Kaffee trinkt. Wissen Sie noch, was Sie vor der Zeit des Pappbechers-für-unterwegs getan haben? Richtig: Sie nahmen eine Thermoskanne. Neben der praktizierten Müllvermeidung ist ein guter Nebeneffekt, dass bei der Thermosvariante der Kaffee warm bleibt und Sie größere Mengen transportieren können.
Mit dem Aufkommen des Pappbechers kamen auch Thermosbecher auf den Markt. Häufig werden sie in den Coffee-to-go-Shops mitangeboten. Wer also cool aussehen oder den Kaffee mit in den Park nehmen möchte, hat auch hier die Chance, sich umweltverträglich zu entscheiden.
Das Letzte: Trotz des anhaltenden Trends um das schnelle Schlürfen scheint die urtümliche Kaffeekultur nicht unterzugehen. Das gemütliche Beisammensein mit viel Zeit zum Reden, ohne die Assoziation, dass das Koffein ein Energiepuscher ist, bleibt nach wie vor ein Grund zum Hinsetzen!