Gut zu wissen: Bei den sogenannten kleinen weißen Sojasprossen, die häufig im Kühlregal zu finden sind, handelt es sich in Wahrheit um Mungobohnenkeime, also die Keime einer anderen Pflanze.
Ist Soja so gut wie sein Ruf?
Die Sojabohne ist eine Nutzpflanze und gehört zu den Ölpflanzen. Sie enthält 39 Prozent Eiweiß und 17 Prozent Öl. Die Sojapflanze wird nach Auspressung des Öls auch als Futtermittel genutzt. Tatsächlich wird ein Großteil der weltweiten Sojapflanzen eigens zu diesem Zweck angebaut. Außerdem enthalten Sojabohnen Phytoöstrogene, die bekanntesten davon sind wohl die Isoflavone. Diesen Stoffen wird nachgesagt, dass sie das Herzinfarktrisiko und die Gefahr, an Brustkrebs oder Gefäßkrankheiten zu erkranken, senken sollen. Dieser Rückschluss wird vor allem aus der Tatsache gezogen, dass diese Krankheiten besonders selten im ostasiatischen Raum vorkommen, wo sehr viel mehr Soja konsumiert wird als in Europa oder den USA. Die Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration) hat deswegen auf Sojaprodukten folgenden Aufdruck erlaubt: "Eine an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin arme Diät, die 25 Gramm Sojaprotein am Tag enthält, kann das Risiko von Herzerkrankungen reduzieren."Für viele Produkte, die Isoflavone aus Soja enthalten, wird gerade mit diesen Eigenschaften geworben.
Ob der Konsum von Soja allerdings tatsächlich für das geringere Vorkommen der genannten Krankheiten im ostasiatischen Raum verantwortlich ist, ist auch in Fachkreisen umstritten. Die asiatische Durchschnittsfrau ist nämlich nicht nur schlanker als die europäische oder gar US-amerikanische, sie raucht auch weniger, trinkt weniger Alkohol und isst mehr Gemüse und Fisch. Dies sind alles Faktoren, die das Risiko, an den eben genannten Krankheiten zu erkranken, schon für sich genommen senken.
Studien, die für und wider Soja sprechen
Es ist nicht nur umstritten, ob Sojakonsum sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, es wird sogar über eventuelle schädliche Wirkungen des Sojas diskutiert. In Tierversuchen jedenfalls führte hoch dosiertes Phytoöstrogen zu erhöhtem Krebsrisiko bei Neugeborenen, Unfruchtbarkeit und zu Störungen der Schilddrüsenfunktion.Während des Stoffwechselprozesses sollen Zwischenprodukte entstehen, die bekannten krebserregenden Stoffen ähneln. Außerdem werden die im Soja enthaltenen Phytoöstrogene verdächtigt, das Erbgut zu schädigen oder zumindest zu verändern. Forscher der Universität Karlsruhe haben herausgefunden, dass die Enzyme, die die Phytoöstrogene im Körper abbauen, auch von dem körpereigenen Hormon Östradiol abgebaut werden. Nach Aussagen der Karlsruher Wissenschaftler könnten daher Phytoöstrogene potentiell in den Östradiolstoffwechsel eingreifen. Darüber hinaus untersuchen sie, ob sich die Phytoöstrogene auch auf die Zellteilung auswirken könnten.
In den 1990er-Jahren stellten New Yorker Wissenschaftler fest, dass Kinder die unter einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse litten, in den ersten Lebensmonaten mehr Sojaprodukte auf dem Speiseplan gehabt hatten, als ihre gesunden Geschwister.
Französische Behörden raten sogar dazu, Kindern unter drei Jahren überhaupt keine Sojaprodukte zu geben.
Studien zufolge soll Soja auch die Entwicklung die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane schon im Mutterleib beeinflussen.
Auch der Vorsitzende der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder– und Jugendmedizin, Berthold Koletzko, hält es für möglich, dass die Phytoöstrogene das hormonelle Gleichgewicht bei kleinen Kindern aus dem Lot bringen könnte, da Kinder nur geringe Mengen an Geschlechtshormonen im Blut haben.
Die in dem Soja enthaltenen Phytoöstrogene entfalten im Körper nämlich hormonähnliche Wirkungen und docken an Rezeptoren in Geschlechtsorganen, Leber oder Gehirn an.
Solange die Wissenschaft noch nicht herausgefunden hat, wie genau sich welche der sojaeigenen Stoffe auswirken, scheint also nicht nur bei genmanipuliertem Soja noch Vorsicht geboten zu sein.