Bambus: Botanisches Wissen
Bambus gehört zur Familie der Gräser, er ist das ganze Jahr über grün und wegen seiner Elastizität trotzen die Halme auch schweren Stürmen. Insgesamt gibt es mehrere tausend (etwa 3.000) verschiedene Bambusarten. Bambus stammt aus Asien und Amerika, wobei die größten Sorten aus China kommen.Einige Bambuspflanzen können auch in nordeuropäischem Klima gedeihen. Sie sind als immergrüne Gartenpflanze sehr gut geeignet. Die sich aus dem Boden hochschraubenden Halme erreichen je nach Sorte bei den größten Pflanzen bei einer Halmdicke von bis zu 80 Zentimetern eine Höhe von bis zu 38 Metern. Die Halme haben sofort ihren endgültigen Durchmesser erreicht und wachsen dann immer weiter in die Höhe. Diese steigt bei den jährlich entstehenden neuen Trieben etwa sieben Jahre lang pro Jahr um ungefähr 150 Prozent an, bis die Bambuspflanze ihre endgültige Höhe erreicht hat. Auch der Durchmesser der neuen Halme wird mit jedem Jahr zunehmend größer. Im Winter bleiben die Pflanzen grün. Die vielen Bambussorten bieten für jeden Geschmack das passende Blatt: Von hellem Pastell über dunkles Khakigrün bis zu Gelbgrün-gestreift ist alles dabei. Einige Bambuspflanzen lassen sich am besten einzeln - ähnlich wie Bäume - pflanzen, andere sind sehr gut als Hecke geeignet (zum Beispiel die Sorte Bambusa spinosa), da sie sehr dicht wachsen. Vorsicht: Da Bambus sich auch zu den Seiten hin bis zu sechs Meter weit ausdehnen kann, muss er im Interesse friedlicher Nachbarschaft immer im Zaum gehalten werden. Wenn Bambusblätter sich aufrollen, ist das ein Zeichen dafür, dass der Pflanze Flüssigkeit fehlt.
Bambushalme sind so hart und gleichzeitig auch flexibel, dass Bambushäuser Erdbeben teilweise besser standhalten, als Häuser aus Stein. Bambus muss jedoch immer gut vor zuviel Feuchtigkeit und Fäulnis geschützt werden. Deswegen sollten die Bambusrohre nicht direkt auf der Erde, sondern auf einem Beton- oder Steinfundament gebaut werden. In Deutschland ist Bambus als Bausubstanz für Häuser jedoch noch nicht sehr bekannt, so dass es schwierig ist, dafür eine Baugenehmigung zu bekommen.
Bambus: Historisches Wissen
Die Bambuspflanze hat in zahlreichen - besonders in asiatischen - Kulturen auch einen hohen immateriellen Wert: In Japan (wo Bambus auch für Reinheit steht) und Malaysia erzählt man sich, dass in den Bambusrohren eine kleine junge Frau leben soll, die beim Abschneiden des Bambusrohrs erscheint. Philippinische Bauern stellen Bambuskreuze als Glücksbringer auf, in Indien steht Bambus für Freundschaft, während die Chinesen in ihm das Symbol für ein langes Leben sehen.Wozu kann man Bambus noch gebrauchen?
In Asien wird Bambus außerdem nicht nur vom Pandabären gerne genascht: Auch die Menschen essen gerne das Fleisch von frisch geernteten Bambussprossen. Auch in Europa kann man sie in vielen Asia-Supermärkten kaufen. Sie enthalten Kieselsäure, die für gesunde Haare, Haut und Knochen benötigt wird. Bambus soll auch Depressionen lindern und ein Teeextrakt soll Migräne vorbeugen können. Wichtig ist allerdings, die Sprossen vor dem Verzehr zu kochen, um das darin enthaltene Toxin (Blausäureglykosid) unschädlich zu machen. Auch die darin enthaltenen Bitterstoffe werden beim Kochen neutralisiert, so dass die Sprossen gekocht auch wesentlich besser schmecken.Die Bambusfasern werden auch in Europa als Schreibfedern und in der Möbelherstellung benutzt. Die neueste Entwicklung in Sachen Bambusnutzung kommt von dem Computerproduzenten Asus: Im November 2008 brachte er ein Notebook mit Bambusgehäuse und Touchpad aus Bambus auf den Markt, das widerstandsfähiger sein soll als die handelsüblichen Kunststoffhüllen. Mit diesem Bambusnotebook will der Konzern auch zum Umweltschutz beitragen. Für nachhaltige Produktionsverfahren interessiert sich auch der Sportartikelproduzent K2, der eine Serie umweltfreundlich hergestellter Produkte auf den Markt gebracht hat. Darunter sind auch Inlineskates, deren Schienen für die Rollen aus reinem widerstandsfähigem Bambus hergestellt werden. Dieser wird nahe der Herstellungsorte angebaut, um eine zusätzliche Umweltbelastung durch lange Transportwege zu vermeiden.
Häufig werben Textilhersteller damit, dass ihre Produkte aus Bambus hergestellt und daher besonders umweltfreundlich seien. Sie nutzen den Ruf von Bambus als ökologischer, schnell nachwachsender Rohstoff (was er ja grundsätzlich auch ist) für ihre Zwecke aus - hier ist Obacht geboten: Aus reinen Bambusfasern lässt sich nach dem derzeitigen Stand der Forschung kein Textilgarn herstellen, weil sie dafür viel zu kurz (etwa 2 bis 3 Millimeter) sind. Die Bambusfasern können mittels wenig umweltverträglicher chemischer Prozesse höchstens in Viskose umgewandelt werden, aus denen diese angeblich ökologisch korrekten Textilien bestehen. Aus den meisten Produktinformationen geht sogar hervor, dass die Textilien aus Viskose bestehen! Damit ist dann auch der Nutzen für die Umwelt dahin. Somit kann man in vielen Fällen durchaus von Verbrauchertäuschung sprechen. Also - halten Sie die Augen offen!