Die Kleingruppenhaltung - auch nur eine Käfighaltung!
Tierschutzorganisationen laufen nach wie vor Sturm gegen die 2007 in der Bundesrepublik eingeführte sogenannte Kleingruppenhaltung, weil es sich dabei um nichts anderes als um eine Art der Käfighaltung handelt. Die Hühner, die in der Kleingruppenhaltung in ihren Volieren leben, haben laut Gesetz auf jeden Fall mehr Platz zur Verfügung als zuvor in der mittlerweile verbotenen Käfighaltung - bis Ende 2010 müssen alle Eierbetriebe ihre Haltung von den alten Käfigen auf die Kleingruppenhaltung umstellen. Streitpunkt zwischen den Tierschutzvereinen und der Legeindustrie ist, ob diese Art der Volierenhaltung hühnergerecht (sprich: artgerecht) ist.In der Kleingruppenhaltung leben Hennen in Gruppen von 20 bis 60 Tieren zusammen. Sie haben im Unterschied zu den herkömmlichen Käfigen 250 Quadratzentimeter mehr Platz, nämlich insgesamt 890 Quadratzentimeter pro Huhn. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Oberfläche eines Leitz-Ordners. Mit dem Mehr an Fläche soll verhindert werden, dass die Hühner sich gegenseitig zu Tode hacken und danach womöglich auffressen. Es soll den Hühnern so auch möglich sein, sich von ihren Exkrementen getrennt aufzuhalten. Theoretisch gibt es in den Käfigen auch Sitzstangen zum Ruhen, abgedunkelte Nester zur stressfreien Eiablage sowie Einstreu zum Sandbaden. Der Platz pro Huhn verschafft trotz der etwas größeren Fläche im Vergleich zu den herkömmlichen Käfigen jedoch nur eine begrenzte Bewegungsfreiheit der Hühner. Die Tiere lernen nach wie vor kein Tageslicht kennen! Zudem sind die Ställe nicht hell beleuchtet, um die Aggressivität der Tiere gering zu halten. Sie leben also ständig im Dämmerlicht.
Während Tierschutzorganisationen den Begriff "Kleingruppenhaltung" als beschönigende Verbrauchertäuschung der Eierlobby für eine Qualhaltung bezeichnen, vertreten die Eierproduzenten die Auffassung, dass die Kleingruppenhaltung im Vergleich zu den herkömmlichen Käfigen einen großen Fortschritt darstelle. Sie sehen diese Haltung als artgerecht an. Insbesondere sei es den Tieren möglich, ihre natürlichen Verhaltensweisen wie Picken, Sandbaden und Ruhen im Rahmen dieser Haltung ungestört auszuleben.
Mal ehrlich: Ein Huhn auf kleiner Fläche nur in künstlich beleuchteten Räumen zu halten, kann kaum als artgerecht bezeichnet werden, oder? Artgerecht bedeutet schließlich, dass man sich bei der Haltung eines Tieres an dessen natürlichen Lebensgewohnheiten und Umständen orientiert. Ein Aktionsradius von kaum mehr als einer DIN-A4-Seite mag im Vergleich zu den bisher üblichen Käfigen ein Fortschritt sein, das Gelbe vom Ei ist es jedoch nicht. Glücklich wird das fleißige Huhn unter diesen Umständen wohl kaum. Stellt sich die Frage, ob sein Unglück sich nicht auch auf die Qualität seines Eis auswirkt ...
Die ökologische Freilandhaltung
Dass eine vollkommen natürliche Haltung eines Tieres in Gefangenschaft eine Unmöglichkeit darstellt, ist eine Tatsache. Allerdings kann man wenigstens versuchen, dem Tier ein möglichst angenehmes Leben zu bescheren - eine Haltung, die quält, ist völlig indiskutabel. Dazu scheint im Hinblick auf die Legehennenhaltung die ökologische Freilandhaltung in bäuerlichen Kleinbetrieben am besten geeignet. Diese Haltungsform ermöglicht den Hühnern ausreichend Bewegung. Sie haben Platz zum Scharren, Picken und Eier legen. Wichtig ist eine geschützte Freilauffläche (zum Beispiel durch Bäume), da Hühner sich aus Angst vor Greifvögeln und anderen natürlichen Feinden sonst nicht weit vom Stall in immer der gleichen Ecke aufhalten und den vorhandenen Platz nicht ausnutzen. Die so gehegten Hühner hacken sich weder gegenseitig, noch rupfen sie sich die Federn aus.Aber: Eine große Freifläche garantiert noch lange kein glückliches Huhn. Sind die Gruppen nämlich zu groß, werden Hühner sich entsprechend ihres natürlichen Verhaltens immer wieder um ihren Platz in dieser Gruppe hacken, denn sie verlieren bei zu riesigen Scharen die Übersicht.
Die Herkunft des Eis steht drauf
Zu erkennen ist die Herkunft Ihres Frühstückseis anhand des auf der Eierschale abgedruckten Stempels. Die 0 steht für Eier aus ökologischer Haltung, die 1 für Eier aus Freilandhaltung, die 2 für Eier aus Bodenhaltung und die 3 für Eier aus Käfighaltung. So können Sie selbst entscheiden, welche Eier Sie auf dem Frühstückstisch haben wollen. Die meisten Verbraucher (ungefähr 90 Prozent) sollen Studien zufolge Eier aus Käfighaltung ablehnen.Einige Unternehmen wie Aldi, Lidl, Plus, Kaiser's Tengelmann, Lekkerland, Real, Rewe, Famila, Hit und Edeka haben deshalb angekündigt, in Zukunft überhaupt keine Eier aus Käfighaltung mehr in den Verkauf zu nehmen.
Deutsches Ei, ausländisches Ei?
Laut einer aktuellen Pressemeldung des Bundesverbandes Deutsches Ei e.V. (kurz: BDE) hat "der grundlegende Erneuerungsprozess der Legehennenhaltung in Deutschland dazu geführt, dass sich die deutsche Eiererzeugung zunächst spürbar verringert hat. So ist der Grad der Selbstversorgung, also der Umfang der heimischen Erzeugung, für 2009 auf unter 50 Prozent prognostiziert. Damit kommt jedes zweite Ei aus dem Ausland." Verbraucher erkennen deutsche Eier demnach am amtlichen Erzeugercode "DE" auf der Schale des Eies.Beim Bundesverfassungsgericht ist womöglich bald ein Normenkontrollantrag des Landes Rheinland-Pfalz gegen die Kleingruppenkäfige anhängig. Ministerpräsident Beck und Umweltministerin Conrad halten die Regelung der Haltung in Kleingruppen für einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und wollen dies vom Bundesverfassungsgesetz feststellen lassen. Was die Hüter der Verfassung von der Kleingruppenhaltung halten, bleibt abzuwarten.