Diese negative Darstellung der ökologischen Landwirtschaft wird auch als Bio-Bashing bezeichnet (von englisch "bashing": öffentliches Beschimpfen). Viele Medien ziehen über Bio-Produkte her, indem sie zum Beispiel bestimmte Studienergebnisse im Titel hervorheben – und andere nur ganz nebenbei erwähnen. Aus diesen Praktiken resultieren dann häufig einseitige und halbwahre Schlagzeilen, die Bio-Produkte in Verruf bringen.
Bio-Bashing: Was ist dran an den negativen Schlagzeilen?
Nehmen wir einmal eine Studie der Stiftung Warentest unter die Lupe, bei der 85 Lebensmitteluntersuchungen ausgewertet wurden. Die Tester kamen zu dem Ergebnis, dass Bio weder gesünder noch schmackhafter oder qualitativ besser sei. Dafür zahle der Verbraucher aber im Durchschnitt 30 Prozent mehr Geld.Was tatsächlich stimmt, ist, dass konventionelle Produkte oft einen höheren Gehalt an Nährstoffen haben, da hier Kunstdünger zum Einsatz kommt. So enthält zum Beispiel mit Kunstdünger versorgtes Getreide häufig mehr Eiweiß als Bio-Getreide.
Doch die konventionelle Landwirtschaft hat dafür Schattenseiten, die ein künstlich erhöhter Nährstoffgehalt nicht aufwiegen kann. Dazu gehören zum Beispiel der großzügige Einsatz von Chemikalien und die qualvolle Massentierhaltung.
Bio-Produkte enthalten weniger Pestizide
Was in den Medien häufig nur am Rande erwähnt wird, ist unter anderem der hohe Einsatz von Pestiziden. Dem Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) Urs Niggli zufolge kommen in der konventionellen Landwirtschaft in der EU etwa 400 verschiedene Chemikalien und über 300 Zusatzstoffe sowie routinemäßig Medikamente zum Einsatz.Das bestätigt auch die Studie der Stiftung Warentest: Nur 16 Prozent der konventionellen Erzeugnisse sind frei von Pestiziden, während es bei den Bio-Produkten ganze 75 Prozent sind. Der gefährliche Mix aus Pestiziden in konventionell erzeugten Lebensmitteln scheint bei der Auswertung jedoch nicht so wichtig gewesen zu sein, denn konventionelle Produkte sind ja angeblich mindestens genauso gesund wie Bio-Obst und Gemüse.
Urs Niggli weist in einem Interview darauf hin, dass die Langzeitwirkungen von Pestiziden auf Mensch und Umwelt immer noch ungeklärt sind: "Es gab in der Vergangenheit immer wieder Substanzen, die nachträglich vom Markt genommen werden mussten. Das wird auch in Zukunft passieren, denn Wissenschaft und Behörden beurteilen Substanzen aufgrund des momentanen, meist noch unvollständigen Wissens."
Bio-Lebensmittel schmecken natürlicher
Bio-Lebensmittel schmecken Kritikern zufolge oft nicht besser oder sogar schlechter als konventionelle Produkte. Das ist eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir uns meist an das Essen gewöhnen, welches uns von klein auf gereicht wird. Wenn wir also noch nie etwas anderes als künstliche Aromen und Zusatzstoffe gekostet haben, mögen wir den natürlichen Geschmack von Lebensmitteln nicht mehr. Darüber hinaus lässt sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten – und so sollte lieber jeder selbst ausprobieren, ob natürliches Bio-Obst und Gemüse nicht vielleicht doch authentischer und besser schmeckt.
Bio-Produkte sind nachhaltig, tierfreundlich und ökologisch
Darüber hinaus lässt die einseitige Darstellung in den Medien oft noch weitere Aspekte außer Acht: So bedeutet biologische Landwirtschaft nicht nur Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger, sondern auch eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Bewirtschaftung. Dadurch trägt Bio-Anbau dazu bei, die biologische Vielfalt und die Ökosysteme zu erhalten, die auch für den Menschen lebenswichtig sind. Zudem werden Tiere in Öko-Betrieben artgerecht gehalten und müssen nicht in viel zu engen Käfigen ihr Dasein fristen. Der Kauf von Bio-Lebensmitteln unterstützt daher den Schutz von Umwelt, Tier und Mensch.Trotz dieser Argumente gegen Bio-Bashing dürfen wir nicht vergessen, dass Kritik auch etwas Gutes hat: Sie erinnert uns daran, dass auch ökologisch wirtschaftende Betriebe noch ihre Schwächen haben und verbessert werden können. Und auch Bio-Betriebe müssen regelmäßigen Kontrollen unterzogen werden, damit Öko-Qualität ohne Pestizide und Tierquälerei wirklich gewährleistet ist.aq