Welthunger und Überfluss in den Industrieländern
Der Food and Agriculture Organization (FAO) zufolge erreichte die Zahl der hungernden Menschen 2009 einen Höhepunkt: Ein Sechstel der Weltbevölkerung ist derzeit unterernährt. In den reichen Industrieländern dagegen steht Nahrung im Überfluss zur Verfügung – und dementsprechend gehen wir auch meist mit Lebensmitteln um: Häufig verleitet uns das Überangebot in Supermärkten dazu, mehr Produkte in den Einkaufswagen zu legen, als wir tatsächlich benötigen. Zuhause vergessen wir dann schnell, was wir alles im Kühlschrank aufbewahren und ein großer Teil der Lebensmittel verdirbt unbemerkt. Er fault, gammelt und schimmelt. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung wirft in Deutschland durchschnittlich jeder Haushalt jährlich Nahrungsmittel im Wert von 400 Euro weg.Doch verschimmelte Lebensmittel sind auch ein Gesundheitsrisiko: Schimmelpilze bilden giftige Stoffwechselprodukte, die dem Körper schaden und krebserregend sind. In vielen Fällen müssen verdorbene Lebensmittel daher entsorgt werden. Bei einigen Nahrungsmitteln dagegen reicht es, verschimmelte Stellen großzügig zu entfernen.
Das folgende Video zeigt einen 3sat-Beitrag zur Giftigkeit von Schimmel und dem aktuellen Forschungsstand (Quelle: YouTube).
Wie gefährlich ist Schimmel auf Lebensmitteln?
Für das menschliche Auge sichtbar ist in der Regel nur der sogenannte Schimmelpilzrasen, der weißlich-grüne Flaum, der sich auf Früchten, Marmelade & Co. bildet. Doch darunter wächst der Schimmelpilz meist tief in das Innere des Nahrungsmittels und ist dort unsichtbar. Schimmelpilze produzieren beim Wachsen giftige Stoffe, sogenannte Mycotoxine. Diese können zum Beispiel Leber sowie Nieren schädigen und gelten als krebserregend. Außerdem verbreiten sich Schimmelpilze sehr schnell mithilfe von Sporen, unsichtbare Kugeln, die durch die Luft fliegen.Hat sich Schimmel erst einmal gebildet, lässt er sich nicht mehr durch Erhitzen, Einfrieren, Säuern oder Trocknen entfernen. So können zum Beispiel auch verarbeitete Produkte wie Eis, Pralinen oder Torten, in denen Nüsse & Co. enthalten sind, Pilzgifte enthalten, selbst wenn sie erhitzt oder gekühlt wurden – ein Befall ist jedoch weder an Geruch noch Geschmack erkennbar.
Edelschimmel auf Käsesorten wie Brie, Camembert oder Roquefort dagegen wird absichtlich bei der Produktion zugegeben und ist ungefährlich.
Welche Lebensmittel gehören bei Schimmelbefall in den Müll?
Einige Lebensmittel sollten als Ganzes entsorgt werden, selbst wenn nur einige verschimmelte Stellen zu sehen sind. Dazu gehören:- Lebensmittel, die einen hohen Wasseranteil enthalten wie Joghurt, Quark, Weich-, Schnitt- sowie Frischkäse, Suppen, Soßen oder Säfte
- Nüsse wie Mandeln, Pistazien, Haselnüsse, Erdnüsse und Paranüsse sowie Trockenfrüchte, Gewürze und Getreide
- Obst und Gemüse
- Marmeladen, Konfitüren und Gelees, die weniger als 50 Prozent Zucker oder Zuckeraustauschstoffe enthalten
- Brot, wenn es an mehreren Stellen schimmelt
- Hartkäsesorten, die weniger Wasser enthalten, wie Bergkäse, Parmesan, Chester, Greyerzer und Manchego
- Brotlaibe, die nur an einer Stelle schimmeln
- Schnittbrot (hier sollten aber einige Scheiben vor und hinter der mit Schimmel befallenen Stelle weggeworfen werden)
- Marmeladen, Konfitüren und Gelees, die genauso viel Zucker wie Früchte enthalten
Was lässt sich gegen Schimmelbefall bei Lebensmitteln unternehmen?
Aus gesundheitlichen Gründen ist es nicht ratsam, verdorbene Lebensmittel zu verzehren. Um trotzdem der Verschwendung von Lebensmitteln und Energie, die in deren Produktion gesteckt wurde, zu vermeiden, sollten wir einige Regeln bei Einkauf und Lagerung beachten.Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zufolge sollten Verbraucher mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt gehen und nur Produkte kaufen, die tatsächlich gebraucht werden. Darüber hinaus sei es wichtig, Lebensmittel übersichtlich zu lagern und deren Haltbarkeit regelmäßig zu prüfen, damit sie nicht unbemerkt verderben. Lebensmittel, die nicht in der nächsten Zeit konsumiert würden, sollten lieber im Gefrierfach aufbewahrt werden (allerdings keine Produkte, deren Verfallsdatum bereits überschritten ist). Die meisten Nahrungsmittel könnten problemlos für etwa sechs bis zwölf Monate im Tiefkühler gelagert werden. Zudem sei es nicht nötig, Essensreste immer wegzuwerfen. Sie könnten stattdessen im Kühl- oder Gefrierschrank gelagert und später zu einer neuen Mahlzeit hinzugefügt werden.
Wichtig ist darüber hinaus, Lebensmittel immer trocken, kühl und abgedeckt zu lagern. Beeren- sowie Steinobst beispielsweise ist besonders anfällig für Schimmel und sollte daher im Kühlschrank aufbewahrt und möglichst innerhalb der nächsten drei Tage gegessen werden. Bei Obst lohnt es sich zudem, Exemplare mit Druckstellen sofort auszusortieren, damit sich kein Schimmel bildet.